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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Sie
ist mit irgendwem durchgebrannt – und sei es nur für ein paar Wochen.
Davon gehe ich aus.«
    »Aber warum, Herr Peters? Was hält sie davon ab, ihren Eltern und
ihrer Chefin Bescheid zu sagen, wenn sie spontan eine Auszeit braucht?«
    »Auch wenn man es ihr auf den ersten Blick nicht ansieht: Es ist ihr
scheißegal, was in anderen vorgeht«, meinte Richard Peters. »So einfach ist
das.«
    Johanna erinnerte sich an Manslohs Bemerkung zu Katis Affären im
Bogenschießverein. Sie überlegte gerade, ob an Peters Einschätzung doch etwas
dran sein könnte und sie sofort die Gelegenheit nutzen und noch einmal mit
Mansloh sprechen sollte, als ihr Handy klingelte. Sie sah auf dem Display, dass
es Schuster war, und stellte die Verbindung mit einem entschuldigenden Nicken
in Peters’ Richtung her. »Ist es wichtig?«
    »Und ob! Eine Kollegin vom Suchtrupp hat den Pfeil gefunden!« Seine
Stimme klang hell vor Aufregung.
    Johanna tat gleichmütig, aber ihr Herzschlag beschleunigte sich
augenblicklich. »Erzählen Sie.«
    »Er lag nicht auf dem Boden oder in irgendwelchem Buschwerk herum,
worauf natürlich gestern alle Blicke gerichtet waren, sondern steckte in der
Rinde eines Buchenstamms, circa einen Kilometer vom Fundort der Leiche
entfernt, ganz in der Nähe der Tagungsstätte! Es könnte doch sein, dass
Hildmann ihn mit voller Absicht dort platziert und sich dann weitergeschleppt
hat.«
    »Ich verstehe. Interessant.« Johanna erfasste mit einem flüchtigen
Blick aus den Augenwinkeln, dass Peters gelangweilt zum Fenster hinaussah, aber
gleichzeitig mit den Fingern leise auf den Tisch trommelte.
    Schuster atmete tief aus. »Ich hatte jetzt, ehrlich gesagt, mit mehr
Begeisterung gerechnet.«
    »Später.« Johanna musste lächeln. Schuster wurde zusehends lebhafter
und selbstbewusster.
    »Können Sie gerade nicht sprechen?«
    »Die Schlussfolgerung ist naheliegend.«
    »Okay. Jedenfalls sieht Milans Pfeil dem Kreisler-Pfeil verdammt
ähnlich. Vorschlag: Wir machen Fotos und bringen den Pfeil sofort nach
Hannover. Dr. Pockly hat versprochen, sich gleich darum zu kümmern. Ist das in
Ihrem Sinne?«
    »Völlig.«
    »Das Handy wurde übrigens bislang nicht gefunden.«
    »Danke für die Infos, bis später.« Sie unterbrach die Verbindung.
    Richard Peters taxierte sie. »Sind wir fertig?«
    »Ja, für heute schon.«
    Johanna stand auf. Er war vor ihr an der Tür und öffnete sie galant.
    »Eine Frage noch«, hielt sie inne. »Warum ist Taschner so erfolgreich?«
    »Es gelingt ihm, Menschen zu motivieren«, entgegnete Peters ohne zu
zögern. »Er versteht was von Teamdynamik und weiß, wovon er spricht. Bei ihm
hat jeder das Gefühl, am richtigen Platz zu sein.«
    »Hat er Feinde?«
    »Erfolgreiche Menschen erzeugen Neid und haben fast immer Feinde.«
    Sie nickte. »Danke. Bis die Tage, Herr Peters«, sagte sie.
    Colin wartete am Auto. Er band sich gerade das Piratentuch
neu, als sie zu ihm trat. Johanna betrachtete verblüfft seinen kahlen glänzenden
Schädel, bevor sie einstieg und den Motor startete. Er ließ sich neben ihr in
den Sitz fallen, und sie gab Gas.
    »Und?«, fragte sie. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Milan hat in der nördlichen Parkbucht gehalten«, begann Colin
seinen Bericht.
    »Warum hat er seinen Bruder nicht bis vors Tor gefahren?«
    »Hab ich ihn auch gefragt. Henrik meinte, dass er über den hinteren
Eingang aufs Gelände gehen und sich noch ein wenig die Beine vertreten wollte.
Er mag den Weg.« Colin zuckte mit den Achseln. »Wie dem auch sei –
irgendwelche Spuren, die auf einen Autoknacker hinweisen, konnte ich nicht
entdecken, aber das muss ja nichts heißen. Wenn Profis am Werk waren …« Er
ließ den Satz unvollendet. »Ich hab Henrik dann noch überredet, mich in seine
Bude zu lassen.«
    Johanna warf ihm einen verblüfften Seitenblick zu. »Wie haben Sie
das denn hingekriegt?«
    »Er hat die Kinotickets bei sich rumliegen und wollte sie holen. Ich
hab ihn einfach begleitet. Das hat ihm nicht gepasst, aber nach einer großen
Show war ihm dann doch nicht zumute.«
    »Und er hat sie reingelassen?«
    »Na ja …«
    »Colin?«
    »Ich musste plötzlich ganz dringend aufs Klo. Das passte ihm noch
weniger«, erläuterte Sander bereitwillig. »Glücklicherweise klingelte gerade
sein Handy, und er hatte keine Lust, lange im Hausflur zu diskutieren. Außerdem
bin ich ziemlich gut darin, das Unschuldslamm zu spielen, verdammt gut sogar.
Also, ich meine: wirklich gut …«
    »Colin!«, polterte

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