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Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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gewesen war, so gab sich
Hildmann arrogant-ungehalten.
    »Was wollen Sie denn noch von mir? Meine Eltern erwarten mich, und
mein Chef findet es gar nicht witzig, dass ich schon wieder polizeilich befragt
werde«, erklärte er frostig, kaum dass er sich gesetzt hatte.
    »Sollen Sie mir das ausrichten?«
    »Er wird seine Anwälte bitten, bei der Staatsanwaltschaft
anzufragen, was das soll«, entgegnete Hildmann, und in seinen Augen blitzte es
auf.
    Johanna gönnte sich ein amüsiertes Lächeln. Der junge Mann trumpfte
ja ganz schön auf, und Taschner, der sich bislang völlig im Hintergrund
gehalten hatte, war nun offensichtlich der Meinung, dass es Zeit wurde, einen
Warnschuss abzugeben. Sie beglückwünschte sich zu ihrem Entschluss, nach den
ersten Befragungen in der Tagungsstätte die weiteren Verhöre in der Dienststelle
durchzuführen, um ihm erst gar keine Gelegenheit zu geben, den starken Mann zu
markieren und sie des Geländes zu verweisen.
    »Gleich mehrere Anwälte? Merkwürdig – die Vernehmungen haben
doch gar nichts mit ihm zu tun«, erwiderte sie in fragendem Ton.
    »Natürlich nicht, aber wenn es nötig sein sollte, wird er sich für
mich einsetzen.«
    »Toller Chef.«
    »Allerdings.«
    »Gehören Sie bereits zur Gruppe?«
    »Seit Kurzem.« Sein Lächeln erlosch, kaum dass es über sein Gesicht
gehuscht war.
    Johanna nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Dabei liegt
die Messlatte ja durchaus hoch.«
    Hildmann schwieg diesmal vorsichtshalber, sah sie aber aufmerksam
an.
    »Worum geht es bei Ihnen? Was müssen Sie beweisen? Peters, Taschner,
wem auch immer?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Das wissen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit doch«, erwiderte Johanna.
»Was genau bedeutet ›Führungs-Kompetenz‹ und ›Dominanz durch Klarheit statt
Chaos durch Vielfalt‹?«
    Hildmann zog die Augenbrauen hoch. »Was soll das denn jetzt?«
    »Erklären Sie es mir.«
    Er schüttelte den Kopf, als befürchtete er, die Kommissarin sei nun
völlig übergeschnappt.
    Johanna zog die Aufnahmen vom zweiten Bolzen aus dem Hefter, ohne
sie Henrik zu zeigen. » H.H. «, sagte sie mit Blick
auf die Gravur. »Henrik Hildmann – es erfordert nicht allzu viel
Kombinationsgabe, Ihren Namen hinter der Abkürzung zu vermuten.«
    »Ja, und?«
    Sie schob ihm das Gravur-Foto hinüber und lehnte sich zurück. Sie
sah, dass er weiß wie ein Laken wurde. Johanna nickte bedächtig und beugte sich
ein Stück zu ihm vor.
    »Wie viele Wölfe, wie viele Tiere haben Sie getötet, Henrik? Reichte
es, um aufgenommen zu werden? Ist das eines Ihrer Gruppenrituale?«
    Er starrte weiterhin auf die Gravur.
    »Wissen Sie, wo wir diesen Bolzen gefunden haben? Ich werd’s Ihnen
verraten – unweit der Tagungsstätte, in der weiteren Umgebung der
Fundstelle Ihres toten Bruders. Damit erst gar kein Irrtum aufkommt: Milan
wurde mit diesem Pfeil getötet, und die Spuren werden beweisen, dass Sie
geschossen haben.«
    »Das habe ich nicht!«
    »Wer dann?«
    »Keine Ahnung!«
    »Ihre Fingerabdrücke werden beweisen –«
    »Dass ich den Pfeil mal in der Hand hatte: ja. Das allein ist aber
nicht strafbar.« Er hob den Kopf.
    Johanna lehnte sich zurück und musterte Hildmann scharf. Auch ihm
gelang es, sich nach dem ersten Schock auffallend schnell zu erholen. Sie
setzte sich wieder auf, als ihr Handy klingelte.
    »Ich bin’s, Chefin«, sagte Colin. »Ich wollte nicht ins Verhör platzen,
aber –«
    »Haben Sie was gefunden?«, unterbrach Johanna ihn ungeduldig, ohne
Hildmann aus den Augen zu lassen.
    »Ja und nein.«
    »Was heißt das?«
    »Ich bin nicht so versiert, dass ich Daten wiederherstellen könnte«,
beeilte sich Colin zu versichern. »Dazu müsste ein Fachmann ran, aber –«
    »Kümmern Sie sich darum!«
    »Tue ich. Immerhin konnte ich aber feststellen, dass jemand –
und zwar definitiv nicht Milan – am Sonntagabend das letzte Mal eingeloggt
war. Außerdem wurden Mails gelöscht.«
    »Das dachte ich mir. Sehen Sie zu, dass Reinders einen seiner Leute
daransetzt. Ansonsten sollten Sie sich allmählich auf den Weg …« Johanna
ließ den Satz unvollendet.
    »Schon verstanden.«
    »Gut, wir reden später noch mal.«
    Johanna legte das Handy beiseite. »Herr Hildmann, was ist am
Samstagabend passiert?«
    »Das habe ich bereits mehrfach gesagt.«
    »Sie lügen.«
    »Das müssen Sie mir erst mal beweisen.« Seine Unterlippe zitterte,
aber er versuchte, ihr gerade in die Augen zu sehen.
    Johanna winkte ab. »Spielen Sie

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