Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
werde meine Sachen aus Wasteland holen und zu Freunden nach Florenz ziehen. Übrigens habe ich ein neues telefonino . Das alte ist kaputtgegangen. Hier ist die Nummer, falls Sie mich brauchen.» Leone reichte Guerrini eine hellblaue Karte.
«Kann ich jetzt gehen?»
«Schreiben Sie bitte Name, Anschrift und Telefonnummer Ihrer Freunde in Florenz auf diese Karte.»
«Ich möchte nicht, dass meine Freunde da hineingezogen werden.» Er stand schon.
«Wir müssen wissen, wo Sie sich aufhalten, Signor Leone. Sie sind ein wichtiger Zeuge … wenn nicht mehr.»
«Was?»
«Ich meine unverzichtbar!»
Widerwillig schrieb Leone eine Adresse auf die blaue Karte, die Guerrini ihm wieder in die Hand gedrückt hatte.
«Übrigens», sagte der Commissario langsam, «auf die Putzfrau, Angela Piselli, wurde ebenfalls ein Anschlag verübt.»
Mit aufgerissenen Augen starrte Leone von Guerrini zu Laura und wieder zurück.
«Dann bin ich der Einzige, der noch nicht dran war, was? Ist Angela etwas passiert?»
«Nein. Zum Glück wurde der Unbekannte gestört.»
«Wie … wie hat er es denn versucht?» Leone schluckte. Der Hund kratzte an der Tür und stieß einen hohen Fiepton aus.
«Sei still, Lupino, zitto !»
«Ganz ähnlich wie bei Elsa Michelangeli», erwiderte Guerrini. «Jemand hat versucht, ihren Wagen zu rammen.»
«Ich trau mich nicht allein nach Wasteland .» Leones Stimme klang hoch, überschlug sich. «Sie können mich für einen Feigling halten, Commissario. Das ist mir scheißegal! Ich brauche Polizeischutz, wenn ich da rausfahre. Ich bin doch nicht verrückt und lass mich auch noch umbringen!»
«Polizeischutz kann ich Ihnen nicht geben, Signor Leone. Aber wir könnten uns verabreden und in Wasteland treffen. Sagen wir um halb vier?»
«Und wenn Sie aufgehalten werden?» Leones Augen waren noch immer geweitet.
«Wir werden um halb vier da sein. Und bestellen Sie bitte auch den Gärtner um diese Zeit. Wir müssen mit ihm sprechen.»
Dieser Vorschlag schien Leone zu erleichtern.
«Pietro hat ein Gewehr!», sagte er und ging, ohne zu grüßen. Die Krallen des Hundes klapperten auf dem Parkett.
« Lupino , das Wölfchen», sagte Laura nachdenklich, als sie auf dem Weg zu Natalias Pension waren. «Altlander hieß mit seinem richtigen Vornamen Wolf.»
«Er nannte seine Putzfrau pisellina , Erbschen. Mit den Menschen und Tieren, die er mochte, scheint er nett gewesen zu sein. Trotzdem hat mich Leones Bemerkung, dass Altlander die Scheiße, die andere bauten, sammelte und Bücher daraus machte, ziemlich beeindruckt. So ein Satz bringt die Dinge auf den Punkt. Der junge Mann ist keineswegs so dumm, wie Elsa Michelangeli ihn mir beschrieben hat. Er verfügt über eine erstaunliche Beobachtungsgabe.»
«Wir sammeln auch die Scheiße, die andere bauen!» Laura versetzte Guerrini einen Schups.
« Attenzione! Wir sind noch nicht aus dem Dunstkreis der Questura.»
« Oh, scusa, commissario , Entschuldigung!»
«Sag mir lieber, was du von Leone hältst.»
«Er ist hübsch, ein bisschen unseriös, aber ziemlich erotisch. Ein typischer Liebhaber von reichen Schwulen – so wie es typische weibliche Geliebte von reichen Männern gibt. Das sind keineswegs Dummchen, sondern Männer und Frauen, die auf ihren Vorteil bedacht sind und sich selbst als Kapital einsetzen. Sie geben viel, und das Risiko ist hoch, aber sie bekommen auch was dafür.»
«Ist das alles?»
«Er hat Angst, was verständlich ist. Aber er hat eine Menge Angst, und deshalb glaube ich, dass er mehr weiß, als er sagt.»
«Altlander hat vor seinem Tod ein Buch über organisierte Kriminalität bestellt.»
Laura sah ihn fragend an.
«Vielleicht hat er in dieser Richtung recherchiert, und es hat irgendwelchen Leuten nicht gepasst.»
Und du glaubst, dass Leone etwas darüber wissen könnte?»
Angelo zuckte die Achseln. «Leone hat mir ein paar Namen aufgeschrieben, die er für wichtig hält. Nicht unbedingt verdächtig, aber wichtig.»
«In welcher Hinsicht wichtig?»
«Menschen, die Altlander bewegt haben, offensichtlich. Interessant ist, dass fast alle Namen mit denen übereinstimmen, die mir Elsa Michelangeli genannt hat.»
Sie hatten Natalias Pension fast erreicht, da kam aus einer Seitengasse Vicecommissario Lana auf sie zu, und Guerrini dankte dem Himmel, dass er nicht gerade seinen Arm um Lauras Schultern gelegt hatte.
«Oh, Commissaria. Welch angenehme Überraschung. Ich konnte leider nicht rechtzeitig zum Verhör dieses Leone da sein.
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