Wolke 7 inklusive
beglückwünscht. Als dann das Dessert – riesige Eisbomben, in denen Sternspritzer steckten – serviert wurde, war das Fest auf dem Höhepunkt.
Es geschah, als einer der Kellner eine neue Flasche Champagner öffnete: Ein Aushilfskellner, der ein großes Tablett mit leeren Gläsern trug, stieß gegen ihn, weil er einem kleinen Mädchen ausweichen wollte, das eben aus den Waschräumen kam und schnell zu seinen Eltern zurücklaufen wollte. Lautes Scheppern, ein paar Schreckensrufe – dann gingen die Gäste zur Normalität über.
Alle – bis auf die wenigen, die in unmittelbarer Nähe saßen. Zu ihnen gehörte auch Janine, und sie sah genau, dass
der Mann, der die Champagnerflasche hatte öffnen wollen, verletzt war. Blut spritzte aus einer Wunde an seiner Hand – er hatte sich tief an einer Glasscherbe verletzt.
Rasch war Janine bei ihm, presste erst einmal fest eine Serviette auf die Wunde.
Vereinzelt kamen Schreckensrufe auf, eine junge Kellnerin wurde blass, sie musste sich an einen der Tische lehnen, weil sie ohnmächtig zu werden drohte. Auch zwei Gäste sahen höchst entsetzt auf die Blutlache, die sich zu Füßen des Mannes bildete.
»Er hat sich die Schlagader aufgeschnitten«, stieß Janine hervor. »Ich brauche was zum Abbinden!« Sie sah sich kurz um, aber da war zum Glück schon Ian bei ihr und reichte ihr seinen Gürtel. »Tut’s der?«
»Bestimmt.« Janine behielt die Nerven, sie band den Arm des Verletzten ab, sorgte dafür, dass er in einen anderen Raum geschafft wurde. Der Sommelier, der alles beobachtet hatte, hatte schon den Notarzt verständigt. Wenige Minuten später fuhr der Wagen vor – zum Glück ohne dass die Sanitäter das Martinshorn eingeschaltet hatten. So wurden nicht alle Gäste alarmiert.
Und dennoch war es ein aufregender Zwischenfall, der die Gemüter bewegte.
»Danke, Liebes. Du bist wirklich nervenstark.« Kurz zog Markus die junge Frau an sich. »Jetzt müssen wir improvisieren …«
Janine nickte, griff wie selbstverständlich nach einem Tablett mit Gläsern und trug es hinaus auf die Terrasse. Sie servierte in der näheren Umgebung ihres Tisches, und die anderen Gäste nahmen es amüsiert zur Kenntnis.
»Das machen Sie exzellent«, lobte eine ältere Dame. »Wie gelernt.«
»Das war früher einer meiner Ferienjobs«, lächelte Janine.
Markus sah ihr stolz zu. Sie übernahm die Aufgaben des verletzten Kellners, unterhielt sich dabei charmant – und sorgte dafür, dass der Zwischenfall rasch wieder in Vergessenheit geriet und die gute Stimmung der Hotelgäste nicht beeinträchtigt wurde.
Sie war zauberhaft. Die ideale Frau für ihn!
Wenn er es bisher nicht gewusst haben sollte – spätestens jetzt wäre es ihm klar geworden.
Nach einer Stunde nahm Janine wieder an ihrem Tisch Platz. Ian und seine Großmutter lächelten ihr zu. »Du warst fantastisch«, lobte der junge Schotte. »Wie souverän du den Mann verarztet hast … Ich musste mich schon ziemlich zusammenreißen, als ich das viele Blut gesehen habe.«
»Männer«, kommentierte seine Großmutter nur.
Ian lächelte. »Hör sie dir an! Dabei geht es ihr kaum anders als mir.«
»Ich hab ganz spontan reagiert«, gestand Janine, »macht kein Aufhebens davon. Und jetzt würde ich gern etwas besonders
Gutes trinken.« Sie lächelte Ian an. »Bestellst du mir einen Bellini? Die sind hier exzellent.«
»Da schließe ich mich an«, meinte Rebecca Hardwich. »Noch diesen Drink, dann gehe ich zu Bett.« Sie zwinkerte ihrem Enkel zu. »Und für dich hoffe ich, dass deine Mathilda bald Feierabend machen kann.«
»Sie ist ziemlich deprimiert, weil ihre Tante Alessa gestorben ist – noch an dem Tag, an dem wir sie besucht haben. Ein tragischer Zufall, nicht wahr?«
»Vielleicht war es gar keiner«, meinte Janine nachdenklich. »Du hast doch gesagt, dass die alte Frau im Ruf stand, übersinnliche Kräfte zu haben …«
»Sie konnte angeblich aus der Hand lesen. Und hatte so was wie das zweite Gesicht. Sagt man hier in der Gegend. Aber an solche Dinge glaube ich nicht.«
»Sei nicht so abgebrüht«, warf seine Großmutter ein. »Es gibt viel mehr zwischen Himmel und Erde, was wir uns nicht mit dem Verstand erklären können, als du dir vorstellst. Nur rationales Denken ist ganz unangebracht.«
»Wie dem auch sei – die alte Tante Alessa hat jetzt ihren Frieden.«
»Und sie hat euch noch zusammen gesehen«, meinte Janine. »Vielleicht hat sie wirklich nur darauf gewartet, den Mann kennen zu
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