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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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Telegraph
ausgesucht hatte. Zu ihnen wollte er gehören, dort wollte er leben, und das gerade jetzt, wo sie kurz davorstanden, Moskau
     für immer zu verlassen. Und Wanja hatte noch mehr Fragen an sie, als sie ihm von ihrer bevorstehenden Abreise aus Moskau erzählten.
    »Was passiert mit dem Auto?« Er träumte offenbar davon, dass der Wagen einfach vor dem Babyhaus stehen bliebe, wo er ihm zur
     Verfügung stünde.
    Alan erklärte ihm, dass ein anderer Korrespondent kommen und es benutzen würde.
    »Wird eure Wohnung zugeschlossen?«
    »Nein. Der andere Korrespondent wird dort einziehen.«
    »Dann kommt ihr nie mehr zurück?« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Doch, wir kommen zurück. Aber das wird eine ganze Weile dauern.«
    Einer der Wachmänner klopfte an die Scheibe. Er brachte eine Kamerahülle, die sie im Garten hatten liegen lassen. Außerdem
     war es Zeit, Wanja fürs Mittagessen und den langen Mittagsschlaf zurückzubringen. Als er sich dem Eingang näherte, schienen
     Wanja die Beine zu versagen. Er machte sich Sorgen um den Hammer und die Nägel, mit denen er auf dem Gerüst gespielt hatte,
     und wollte wissen, wo sie seien. Er bat Sarah, sie hierzulassen; er würde ein Versteck dafür suchen. Offenbar war er überzeugt,
     dass er Sarah und Alan heute zum letzten Mal sah.
    |251| Als Sarah ihn beruhigte: »Hammer und Nägel sind in meiner Tasche. Ich bringe dir alles morgen mit«, hellte sich sein Gesicht
     auf, und er wiederholte das Wort ›morgen‹. Schließlich fiel ihm etwas ein. »Seid ihr sicher, dass Adela euch morgen auch reinlassen
     wird?« Vorbei war es mit dem selbstbewussten Jungen, der sich verhielt, als könne er sein Schicksal selbst bestimmen. Nun
     war er sich wieder bewusst, dass er auf Gedeih und Verderb einer unbeständigen alten Frau ausgeliefert war, die bereits mehrere
     seiner Freunde aus dem Babyhaus verbannt hatte.
    Als sie an der Küche vorbeikamen, nutzte Wanja die Gelegenheit, seine Rückkehr in Gruppe 6 noch etwas hinauszuzögern, und
     verwickelte die Köchin in ein langes Gespräch über ihre Schürze – ein Kleidungsstück, das er gerade offenbar zum ersten Mal
     in seinem Leben sah. Anschließend bestand er darauf, dass Alan mit ihm zum ausgiebigen Händewaschen mit warmem Wasser ging,
     bevor er zu Suppe und Mittagsschlaf zu den Dreijährigen stieß.
    Am nächsten Tag löste Sarah ihr Versprechen ein und brachte Wanja zusammen mit Catherine den Spielzeughammer und die Nägel
     sowie verschieden geformte bunte Holzteilchen und eine Korkplatte, in die er alles hineinhämmern konnte. Außerdem hatte sie
     eine Videokamera dabei. Sie wollte Bildmaterial von ihm zusammenstellen, das sie dann möglichen Adoptiveltern zeigen würde.
    Wanja und Julia saßen allein in Gruppe 6 an ihrem Tisch, während die anderen Kinder mit Galina, der Betreuerin, die Wanja
     boshaft, gemein und rachsüchtig genannt hatte, draußen in der Sonne waren. Die beiden teilten sich die Korkplatte, und Wanja
     gefiel es, Julia zu zeigen, wie man mit Hammer und Nägeln umging.
    Während er auf der Platte herumklopfte, sagte er zu Julia: »Zu Hause haben wir noch eine Platte.« Er drehte sich zu Sarah
     um und sagte: »Weißt du noch, als ich eine Mama hatte und wir zu Hause gespielt haben? Zu Hause hatten wir unsere Nägel.«
    |252| Beim Ansehen des Videos knapp zehn Jahre später gehen Sarah zwei Dinge besonders nahe. »Im Laufe einer einzigen Nacht und
     vollkommen allein hatte er sich damit abgefunden, von Linda und George im Stich gelassen worden zu sein und sprach von ihnen
     bereits in der Vergangenheit. Und dann sein Gebrauch des Wortes ›unsere‹ – das war besonders schmerzhaft. Mit ›unsere‹ meinte
     er meine Wohnung oder das Auto, einfach alles, nur nicht das Babyhaus. Es waren ›unsere‹ Nägel, wenn sie zu Hause waren, doch
     sie verloren ihre Magie der Zugehörigkeit, sobald sie sich im Babyhaus befanden; dann waren es nur noch Nägel. In rascher
     Folge hatte er seine Mama verloren und stand nun kurz davor, seine Zweitfamilie und die Wohnung zu verlieren, die ihm vertraut
     geworden war. Durch uns hatte er einen Blick in das Gelobte Land werfen können, doch nun wurde ihm auf grausame Weise die
     Möglichkeit verwehrt, es je zu betreten. Jedes andere Kind wäre an all diesen Schicksalsschlägen vermutlich zerbrochen, doch
     Wanja gelang es auf wundersame Weise, nie ganz die Zuversicht zu verlieren, dass letzten Endes doch noch alles gut werden
     würde.«
    Dann folgt

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