Wolkengaenger
Jahren in Russland entstandene Theorie der Behindertenpädagogik, die sich mit den psychophysiologischen Entwicklungsbesonderheiten
von Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen und deren Bildung und Erziehung beschäftigt. Behinderung wird
hier als Defekt verstanden; Ziel ist es – im Unterschied zu ganzheitlichen sozialen und integrativen Ansätzen –, Fehlentwicklungen
zu korrigieren (oftmals lediglich zu diagnostizieren).
Infantile Zerebralparese (ZP)
– Symptomenkomplex von Gehirnerkrankungen, die durch Störung der motorischen Funktion und häufig durch zusätzlich assoziierte
Störungen wie Lernbehinderung, geistige Retardierung, Sehstörungen und/oder Epilepsie gekennzeichnet sind. ZPen entstehen
durch Erkrankung oder Schädigung des unreifen, sich entwickelnden Gehirns, wie z.B. durch eine Sauerstoffunterversorgung während
der Geburt |345| oder Einblutungen ins Gehirngewebe bei Frühgeborenen (Anna Carolina Muntau [2004], Intensivkurs Pädiatrie. Urban & Fischer).
Internat
– Dem russischen Sozialministerium unterstellte Einrichtung, in die geistig oder mehrfach behinderte Kinder im Anschluss an
ihre Zeit in den Babyhäusern verlegt werden. Aufgrund fehlender Förderung, mangelnder Pflege, schlechter medizinischer Versorgung
sowie seelischer Vernachlässigung ist die Sterblichkeit vor allem unter jenen Kindern, die aufgrund von Gehbehinderungen ausschließlich
liegen, sehr hoch.
International Women’s Club Moskau (IWC)
– Klub für in Moskau lebende Ausländerinnen. Gegen einen Mitgliedsbeitrag können die Frauen hier soziale Kontakte knüpfen,
Spenden für gemeinnützige Zwecke sammeln oder sich in Projekten engagieren. Innerhalb des IWC gibt es eine Fürsorgegruppe,
die sowohl die Notversorgung als auch langfristige Hilfe für Menschen unterhalb der Armutsgrenze bereitzustellen versucht.
Ihr Interesse gilt dabei vornehmlich Kindern in staatlichen Einrichtungen wie Baby- oder Waisenhäusern.
Kinder-Gulag
– Der aus der Sowjetunion der Stalinzeit stammende Begriff »Gulag« (Gossudarstwennoje uprawlenije lagerej) leitet sich von
der Abkürzung der russischen Behörde ab, die für die Verwaltung der Straflager verantwortlich war. Gleichzeitig ist der Begriff
seit der Veröffentlichung von Alexander Solschenizyns Werk »Der Archipel Gulag« Synonym für die Unterdrückung politisch Andersdenkender
in sowjetischen Zwangsarbeitslagern, Gefängnissen und Verbannungsorten. Heute wird der Begriff oft weiter gefasst und für
Orte verwendet, an denen Menschen unter inhumanen Bedingungen festgehalten werden.
Kretinismus
– Entwicklungsstörung des kindlichen Organismus bereits im Mutterleib infolge eines Mangels an Schilddrüsenhormonen des Fötus,
verursacht durch einen Jodmangel der Mutter; tritt überdurchschnittlich häufig in Jodmangelgebieten auf.
Oligophrenie
– Sog. Schwachsinn; allgemeine Bezeichnung für eine angeborene oder frühzeitig erworbene geistige Behinderung. Einteilung
in Schweregrade nach Intelligenzquotient: Minderbegabung, Debilität, Imbezillität, Idiotie.
|346| Verwendete Quellen in Auswahl:
Catriona Kelly: Children’s World. Growing up in Russia, 1890–1991. New Haven/London 2007.
Human Rights Watch (Hg.): Abandoned to the State. Cruelty and Neglect in Russian Orphanages. New York/Washington/London/Brüssel
1998 (weitere Studien unter www.hrw.org).
Sergey Koloskov: The Desperate Situation of Children with Disabilities in Russian Institutions. In: International Children’s
Rights Monitor, Ausgabe 2/2001.
Sabine Erdmann-Kutnevic: Zwischen Stillstand und Aufbruch. Die Situation von Menschen mit Behinderungen in Russland. In: Zeitschrift
Behinderung und Dritte Welt, Ausgabe 2/2008, S. 12–16.
Unicef: Unter www.unicef-irc.org stellt Unicef laufend neue Analysen zur Lage gefährdeter Kinder in Russland zur Verfügung,
insbesondere den jährlich erscheinenden »Innocenti Social Monitor«.
Die Autoren dieses Nachworts danken den von uns kontaktierten Organisationen für ihre ausführliche Beratung und große Auskunftsbereitschaft.
Andy Hahnemann
Gesine Schröder
Carina Tessari
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Informationen zum Buch
WANJA kommt als Sohn einer Alkoholikerin verfrüht und mit nur einem Kilo Gewicht zur Welt. Als die Ärzte prognostizieren,
dass er nie würde laufen können, gibt die ohnehin überforderte Mutter ihn in ein Waisenhaus. Da das russische Fürsorgesystem
keinen
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