Wolkentöchter
war eine Mutter, die ihr Baby vorsätzlich weggegeben hatte. Durch eine Laune des Schicksals hatten beide letztlich ihr Leben jenen verlassenen kleinen Mädchen und der Arbeit für Waisenkinder gewidmet.
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Liebesbande: Steine und Blätter
Der Sonnengott liebte seine Tochter Nüwa, die so schön war, dass sogar der Gelbe Kaiser sie über alles rühmte.
S eit vielen Jahren habe ich auf meinen Reisen rund um den Globus immer ein getrocknetes Blatt oder einen speziellen Kieselstein dabei. Ich bekam diese beiden Andenken von einer Mutter und einem jungen Mädchen, die am Ufer des Jangtsekiang lebten.
Die Kiesel-Mutter wohnte im damaligen Fengdu, am Westufer des schiffbaren Jangtse-Laufes, nicht weit von der Stadt Chongqing mit ihren dreißig Millionen Einwohnern. Fengdu war über Jahrhunderte hinweg dafür bekannt, dass es nicht nur irdische Bewohner beherbergte, sondern auch himmlische Wesen und Geister der Unterwelt. Fengdu war eine uralte Stadt an einem Berghang mit Blick über den Oberlauf des Jangtsekiang am Südostrand des Sichuan-Beckens. In der sogenannten Frühlings- und Herbst-Periode (zweite Hälfte des achten Jahrhunderts v. Chr. bis zur ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts v.Chr.) war es als Bazi Biedu bekannt. Es hatte eine berühmte, über eintausendachthundert Jahre alte Nekropole, die der Hölle in der taoistischen Mythologie nachgebildet war. Fengdu war die chinesische »Hauptstadt der Geister«, ein ungemein stimmungsvoller Ort voller historischer und kultureller Reminiszenzen. Tatsächlich wird es in berühmten übersinnlichen Erzählungen beschrieben, so unter anderem in
Die Reise nach Westen, Seltsame Geschichten aus dem Liaozhai, Die Geschichte von Yue Fei
und
Zhong Kui, Bezwinger der Teufel.
Doch nach der Fertigstellung des Drei-Schluchten-Damms versank die Stadt in den steigenden Fluten, wenngleich die historischen Bauten über dem »Tor zur Hölle« oberhalb des Wasserpegels blieben. Die menschliche Bevölkerung wurde unterdessen in das Neue Fengdu umgesiedelt, dessen weiß geflieste Gebäude sich am gegenüberliegenden Ufer erstrecken.
Das erste Mal begegnete ich der Kiesel-Mutter 1984 . Damals arbeitete ich noch nicht als Radiomoderatorin, aber bereits als freie Journalistin. Wir waren beruflich in Chengdu gewesen und machten auf der Rückfahrt nach Beijing einen Abstecher zum Jangtse. Wir beschlossen, einen der Langstreckendampfer flussabwärts zu nehmen, um die Landschaft dieser noch größtenteils unerschlossenen Region zu genießen. Die Dampfer waren damals das Haupttransportmittel für die dortige Bevölkerung. Wir nahmen ein Passagierschiff, das den Strom regelmäßig befuhr und immer wieder anlegte, um tagsüber Passagiere ein- und aussteigen zu lassen und nachts Wasser und Nachschub zu bunkern. Während der langen Aufenthalte am Abend hatten wir Gelegenheit, uns einige Dörfer entlang des Flussufers anzuschauen.
Die wirtschaftlichen Reformen waren noch nicht von den Großstädten bis in diese armen Fischerdörfer vorgedrungen, und die Menschen dort lebten von dem, was der Himmel, die Berge und das Wasser ihnen bescherten. Moderne Industriegüter waren praktisch nicht vorhanden. Die Menschen lebten in primitiven Hütten aus Bambus und Gras, sie trugen traditionelle Bastumhänge zum Schutz gegen den Regen, Hosen und Bambushüte, und Frauen ein zusätzliches Stück Stoff, das die Brust bedeckte. Die Kinder liefen nackt herum. Staatliche Vorschriften gelangten nicht bis in diese abgelegenen Orte, wo das Leben der Bauernfamilien von schwerer Arbeit bestimmt war. Hier wurde die Ein-Kind-Politik nicht umgesetzt, weil die Lebensbedingungen hart waren, nur wenige Kinder das Erwachsenenalter erreichten und sogar Mädchen einen Nutzwert hatten.
Die Hütten waren kaum möbliert, und die Menschen ernährten sich von Wildpflanzen, Fisch und Reis. Die Zutaten wurden zusammengerührt, in ein hohles Bambusrohr gestopft und über einem offenen Feuer gegart. Wenn das Essen fertig war, wurde das Rohr der Länge nach aufgeschlitzt. Man fügte ein bisschen gepökeltes Gemüse oder Salz dazu, hielt das aufgeschlitzte Rohr in einer Hand und schaufelte sich das Essen mit einem Gerät, das aus einem langen Bambusstück gefertigt wurde, in den Mund. Die Nahrung, die in einem Bambusrohr gekocht worden war, schmeckte stets leicht und frisch. Es war die normale Abendmahlzeit der Menschen am Mittellauf des Jangtse, und auch wir aßen jeden Abend so. Um den Geschmack zu verbessern, gaben
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