Wollust - Roman
pingelige Typ –, spritzte der Rotz auf die Wände und auf den Boden. Angesichts der vielen Verschmutzungen hätte Decker gewettet, dass das Blut eher tierisch als menschlich war. Seiner Vorstellung nach war Crystal, genau wie Adrianna, einen unblutigen Tod gestorben.
Oliver kam in die Küche. »Ich habe die Laken, die Handtücher, die Kleider vom Fußboden, das ganze andere Zeugs vom Fußboden, den Müll aus Schlafzimmer und Badezimmer, die Zahnbürste und die Haarbürste eingetütet. Willst du sonst noch etwas aus Schlaf- und Badezimmer?«
»Was ist mit den Fliegen und Maden?«
»Ein paar Fliegen. Maden habe ich nicht gefunden. Das Mädchen war wohl schlau genug, kein rohes Fleisch herumliegen zu lassen.«
»Beziehungsweise jemand war schlau genug, sie in den Kühlschrank zu packen, damit sie keine Fliegen anzieht.« Decker atmete hörbar aus. »Ganz abgesehen davon, dass so der Todeszeitpunkt vermasselt ist.«
»Sela Graydon hat gestern mit ihr telefoniert.« Oliver überflog seine Notizen. »Crystal schlug vor, sich auf einen Kaffee zu treffen, rief dann aber nie wieder bei Sela an.«
»Was ist mit Crystals Handy?«
»Wir haben es nicht gefunden.«
»Hat sie eine Festnetznummer?«
»Nein.«
»Hast du irgendwo persönlichen Kram entdeckt?«
»Nur jede Menge wertloses Zeug. Kein Portemonnaie mit Ausweispapieren. Ihr Auto steht noch auf dem Parkplatz.«
»Das passt. Besorgen wir uns ihre Telefonlisten.«
Marge gesellte sich zu Oliver und Decker. Sie zog sich schnalzend die Handschuhe von den Fingern. »Die Lady war eine Schlampe. Dadurch wird es schwer, zwischen Beweisen und Abfall zu unterscheiden.« Sie warf einen Blick auf die Leiche … die sich langsam entfaltete. »Menschenskind, das ist traurig. Sieht aus, als hätte ihr jemand das Genick gebrochen.«
»Mir kam der Gedanke, sie könnte erwürgt worden sein«, meinte Decker.
»Stimmt, sie hat Petechien.« Marge atmete tief durch. »Adrianna starb durch Erhängen … sprich Strangulation.«
»Welche Bindeglieder zwischen den beiden Mädchen haben wir?«, fragte Decker.
Marge zählte die Möglichkeiten an ihren Fingern ab. »Sie waren beste Freundinnen, sie waren beide an dem Sonntagabend, bevor Adrianna starb, an der Bar im Garage, sie haben beide an der Bar mit demselben Unbekannten gesprochen, und sie kannten beide Aaron Otis und Greg Reyburn.«
»Hat Aaron nicht zugegeben, dass er mit Adrianna im Bett war?«, sagte Oliver.
Marge nickte.
»Könnte er auch mit Crystal geschlafen haben?«
»Vielleicht«, sagte Marge. »Oder Greg war mit beiden im Bett. Crystal und Greg waren gute Freunde.«
»War Garth mit Crystal in der Kiste?«
»Keine Ahnung.«
»Bestellt Aaron Otis und Greg Reyburn wieder aufs Revier«, ordnete Decker an. »Mal sehen, was sie zu der neuesten Entwicklung zu sagen haben.«
Oliver blickte auf seine Uhr. »Es ist nach elf. Willst du, dass wir das noch heute Nacht erledigen?«
»Die beiden haben Zeit bis morgen. Wir haben hier genug zu tun.«
»Ich rufe sie morgen früh gleich als Erstes an«, sagte Oliver. »Übrigens, Marge hatte eine interessante Idee.«
»Welche Idee war das?«, fragte Marge.
»Farley, Charley.«
»Ja, genau.« Sie wandte sich an Decker. »Adrianna wurde also von diesem mysteriösen Kerl in der Bar angequatscht. Crystal dachte, sie hätte gehört, dass jemand ihn Farley nannte. Ich habe mir überlegt, ob sie vielleicht ›Charley‹ statt ›Farley‹ gehört haben könnte. So wie in Chuck Tinsley.«
»Vor ein paar Stunden haben wir uns mit einer Frau namens Yvette Jackson im Garage unterhalten«, fuhr Oliver fort. »Sie glaubt, den Kerl identifizieren zu können, mit dem Adrianna zusammen war. Wir haben daran gedacht, ein Sechserpack Fotos mit Tinsleys Führerscheinbild anzufertigen. Mal sehen, ob sie ihn herauspickt.«
»Hat Tinsley eine Akte?«, wollte Decker wissen.
»Er taucht nicht im Computer auf. Aber ich habe nicht außerhalb vom LAPD nachgesehen.«
Decker zuckte mit den Achseln. »Einen Versuch ist es wert.« Keiner sagte ein Wort, während drei Augenpaare auf den Leichnam hinabblickten. Gloria aus der Gerichtsmedizin kam vorbei und befühlte die Haut mit ihrer behandschuhten Hand. »Sie ist immer noch ziemlich kalt.«
»Wie lange wird es dauern, bis sie warm wird?«
»Eine Weile.«
»Ich warte hier«, sagte Decker zu seinen Kollegen. »Ihr
beide beackert schon mal das gesamte Wohnhaus. Es sind ja nicht allzu viele Wohnungen, von daher sollte es schnell gehen. Ich klingel
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