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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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den Titel Vater redlich verdient.«
    »Der Loo wird am Sonntag sechzig«, klärte Sammy Gabe auf. »Wir überraschen ihn und unsere Mutter und Schwester mit einer Megaparty auf dem Revier, die wir organisiert haben, für heute um sieben. Die Einzigen, die davon wissen, sind unsere Stiefschwester und ihr Mann.«
    »Cindy und Koby, stimmt’s?«
    »Du hast dich ja schnell eingelebt«, sagte Jake. »Und wenn du schon mal da bist, kannst du uns helfen, das Essen abzuholen.«
    »Wir haben genug bestellt, um das gesamte Revier sattzukriegen. Um fünf holen wir es ab. Wie spät ist es jetzt?«, fragte Sam.
    Gabe blickte auf seine Uhr. »Halb drei.«
    »Hast du eine Ahnung, wo unsere Mutter steckt?«, fragte Jake.
    »Ich glaub, sie ist in der Schule. Sie meinte, sie kommt gegen vier nach Hause.«
    »Perfecto«, sagte Jake. »Wir sollten also pünktlich wieder hier sein. Kommst du jetzt mit auf eine Pizza oder nicht?«

    »Doch, klar. Danke.« Gabe stopfte sich sein Portemonnaie in die Hosentasche. »Echt cool, ich wusste gar nicht, dass der Loo schon so nah an sechzig dran ist.«
    Andererseits, woher in aller Welt sollte er das auch wissen?
    Er vergaß immer wieder, dass er hier nicht dazugehörte.

36
    Auf dem Bildschirm sahen die Ermittler Chuck Tinsley herumzappeln, wobei sein fleischiger rechter Oberschenkel auf und ab wippte. Er murmelte auch leise vor sich hin, doch die hörbaren Töne formten sich nicht zu verständlichen Worten. Obwohl er freiwillig hergekommen war – die Polizisten hatten die List angewendet, dringend seine Unterstützung zu benötigen –, sagte sein Gesichtsausdruck: Lasst mich hier raus! Dunkle Augen in einem zerfurchten Gesicht nahmen den Raum in sich auf, aber es misslang ihnen, sich länger als eine oder zwei Sekunden auf irgendetwas zu konzentrieren. Über die ausgeprägten Muskeln von Armen und Oberkörper hatte er ein graues T-Shirt gezogen. Ausgewaschene Jeans und Turnschuhe vervollständigten seine Kleidung. Eine leichte schwarze Nylonjacke lag auf seinem Schoß.
    »Er ist nervös«, sagte Decker zu Oliver und Marge. »Als wäre er irgendwie schuldig. Bleibt in der Nähe, falls ich Verstärkung brauche.«
    »Wir rühren uns nicht vom Fleck.«
    Sobald Decker gegangen war, sagte Oliver: »Wann kommt das Essen für die Party?«
    »Gegen halb sieben. Wir sollen ihn gegen sechs aus dem Revier weglocken.«
    »Jetzt haben wir es vier Uhr. Meinst du, er schafft es, die Sache hier in zwei Stunden einzutüten?«

    »Ich weiß nicht, wie schwer Tinsley zu knacken ist. Hoffen wir, dass der Loo in Topform ist.«
     
    Tinsleys Gesichtsfarbe war genauso grün wie bei Deckers erster Begegnung mit ihm. Vielleicht hätte er besser eine Kotztüte mitgebracht. »Danke, dass Sie hergekommen sind.« Er stellte einen Becher mit Kaffee vor dem Vorarbeiter ab, zusammen mit ein paar Tütchen Zucker und Kaffeeweißer. »Ich hatte den Eindruck, Sie bräuchten etwas zum Festhalten.«
    Tinsley nahm den Becher in die Hand. »Wirke ich so nervös?«
    »Eher so, als wüssten Sie Besseres mit Ihrer Zeit anzufangen.«
    »Das stimmt allerdings.« Tinsley probierte einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und bestückte ihn mit Kaffeeweißer und Zucker. »Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch sagen könnte, das ich nicht schon beim ersten Mal berichtet habe. Um ehrlich zu sein, will ich mich gar nicht daran erinnern.« Er senkte den Kopf. »Es war furchtbar. Wie halten Sie das durch, Tag für Tag?«
    »Ich ziehe gerne die Bösen aus dem Verkehr.« Decker setzte sich auf den Stuhl neben Tinsley. »Sie wirken ein bisschen ruhiger als bei unserem ersten Treffen. Vielleicht fallen Ihnen noch ein paar Details ein.«
    »Was für Details?«
    »Keine Ahnung.« Der Loo zückte seinen Notizblick. »Warum fangen Sie nicht einfach noch mal von vorne an?«
    »Sie meinen, wie ich zur Arbeit kam, oder wie ich sie entdeckt habe?«
    Tinsley hatte Decker ein Stichwort gegeben. »Na gut, fangen wir damit an, wie Sie sie zum ersten Mal gesehen haben.« Ein unverbindliches Lächeln. »Wann haben Sie Adrianna Blanc zum ersten Mal gesehen?«

    Tinsley räusperte sich. »Ich kam so um Viertel vor zwei auf die Baustelle. Fünf Minuten später fand ich den Leichnam.«
    »Schildern Sie mir den genauen Ablauf.«
    Der Vortrag klang auswendig gelernt. Er betrat die Baustelle gegen Viertel vor zwei. Er wollte vor dem Termin mit der Bauaufsicht aufräumen. Er begann, den Abfall einzusammeln, bemerkte eine Stelle voller Fliegen, sah den Leichnam, ließ

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