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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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die Mülltüte fallen und übergab sich. Zu guter Letzt wählte er die Neun-Eins-Eins. Seine Geschichte dauerte – von Anfang bis Ende – fünf Minuten.
    Alles gut und schön, außer dass Yvette Jackson Tinsley inmitten von sechs Fotos als den Mann identifiziert hatte, mit dem sich Adrianna im Garage unterhalten hatte. Es war jetzt fast vier. Decker wusste zwar nicht, wie lange sie um die Wahrheit herumtänzeln würden, aber er wusste, dass Tinsley früher oder später zusammenbrechen würde. Der Loo starrte seine Beute ein paar Sekunden lang an und versuchte so, ihn zu verunsichern.
    »Mr. Tinsley, ich habe Sie nicht danach gefragt, wann Sie Adriannas Leichnam zum ersten Mal gesehen haben. Meine Frage bezog sich darauf, wann Sie Adrianna Blanc zum ersten Mal gesehen haben.«
    Wieder räusperte sich Tinsley. »Ich verstehe nicht ganz. Fünf Minuten, nachdem ich das Gelände betreten hatte, sah ich sie da oben hängen.«
    »Das glaube ich Ihnen gerne, dass Sie den an den Dachsparren hängenden Leichnam um dreizehn Uhr fünfzig gesehen haben. Aber danach habe ich nicht gefragt. Hören Sie mir gut zu.« Decker beugte sich vor. »Wann haben Sie Adrianna Blanc zum ersten Mal gesehen?«
    »Gegen dreizehn Uhr fünfzig an diesem Montagnachmittag.« Tinsleys Beine wippten im Tempo eines Sprinters auf und ab. »Ich weiß nicht, woraus Sie hinauswollen.«

    »Warum glauben Sie, dass ich auf etwas Bestimmtes hinauswill?«
    »Sie wiederholen sich ständig.«
    »Weil Sie meine Frage nicht beantworten. Wann haben Sie Adrianna Blanc zum ersten Mal gesehen?«
    »Ich beantworte Ihre Frage doch: ungefähr um zehn vor zwei nachmittags.«
    »Sie bleiben bei dieser Geschichte?«
    »Was soll das heißen, ich bleibe bei dieser Geschichte?« Seine Hände zitterten. »Das ist die Wahrheit. Ich dachte, Sie wollen meine Unterstützung.«
    »Das will ich auch. Deshalb habe ich Sie ja hergebeten.«
    »Und ich bin hergekommen. Und warum machen Sie mir jetzt das Leben schwer?«
    »Ich will Ihnen keineswegs das Leben schwermachen, aber wir haben ein kleines Problem.«
    Tinsley sah erschrocken aus. »Was denn für ein Problem?«
    »Lassen Sie mich mit einer anderen Frage beginnen. Wo waren Sie am Abend vorher?« Decker nannte ihm das genaue Datum, um sein Gedächtnis ein bisschen aufzufrischen. »Sonntagnacht. Erinnern Sie sich, wo Sie zwischen sieben und zehn Uhr waren?«
    Ohne zu zögern, sagte Tinsley: »Ich will einen Anwalt.«
    »Wir können Ihnen einen Rechtsanwalt besorgen«, Decker erhob sich, »oder Sie nehmen Ihren eigenen. In der Zwischenzeit werden Ihre Daten erfasst und Fingerabdrücke genommen …«
    »Was soll das heißen: Daten erfasst und Fingerabdrücke genommen?«
    »Ihr Anwalt kann sich hier mit Ihnen treffen. Die Anklageverlesung wird voraussichtlich irgendwann morgen stattfinden …«

    »Anklageverlesung wegen was?« Tinsley schoss von seinem Stuhl hoch.
    Decker war größer als der Vorarbeiter, aber das Letzte, wonach ihm jetzt der Sinn stand, war eine körperliche Auseinandersetzung. »Würden Sie sich bitte wieder setzen, Sir?«
    Der Vorarbeiter blickte sich um, als hätte er gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden war. »Was für eine Scheiße läuft hier? Wofür wollen Sie mich anklagen?«
    »Ich habe da eine ziemliche Auswahl: Behinderung der Justiz, Falschaussage bei der Polizei, vielleicht Mord …«
    »Hey, hey, hey!« Tinsley ließ sich schnell wieder auf seinen Stuhl fallen und wirkte vollkommen geschockt. »Verdammt noch mal, warten Sie! Ich habe niemanden umgebracht!«
    »Das behaupte ich ja auch gar nicht. Sie haben mich nur gefragt, weshalb ich Sie hierbehalte …«
    »Sie werden mich nicht für diesen Mist drankriegen!« Er keuchte und schwitzte. »Mit ihrem Tod habe ich rein gar nichts zu tun.«
    »Sie dürfen nicht mehr mit mir sprechen, Mr. Tinsley. Sie haben um einen Anwalt gebeten.«
    »Lassen Sie mich nur eine Sache klarstellen …«
    »Sie haben um einen Anwalt gebeten«, wiederholte Decker.
    »Und wenn ich jetzt sage, dass ich doch keinen Anwalt will? Kann ich dann später noch einen beantragen?«
    »Mr. Tinsley …« Decker seufzte. »Chuck, darf ich Sie Chuck nennen?«
    »Nennen Sie mich, wie es Ihnen in den Kram passt, und lassen Sie mich eine Sache klarstellen.«
    »Wenn Sie mit mir reden wollen, müssen Sie eine Verzichtserklärung unterschreiben, dass Sie über Ihre Rechte aufgeklärt wurden und auf Ihr Recht auf einen Anwalt verzichten.«
    »Aber später kann ich noch mal einen

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