Wollust - Roman
worden, habe aber immer noch eine Akte. Ich mache mir keine Sorgen, wenn mein Vermögen in deinen Händen liegt. Du wirst mich nicht bestehlen. Das wäre auch schön blöd. Wenn du Geld brauchst, habe ich genug davon für dich. Pass auf dich auf. Und keine Prügeleien.« Noch eine Pause. »Ich kann nicht glauben, dass du einen Straßenräuber verjagt hast. Das passt überhaupt nicht zu dir.«
»Vielleicht steckt ja mehr Whitman in mir, als wir beide gedacht haben.«
»Vielleicht.« Chris blieb kurz still. »Also bist du vielleicht tatsächlich von mir.«
Gabe lachte. »Zweifelst du daran?«
»Du bist die einzige Unvorsichtigkeit, die zu einem Unfall geführt hat, und ich war mein Leben lang unvorsichtig.«
»Danke, dass du meine Existenz dem reinen Zufall zuschreibst.«
»Hör auf, so eine Memme zu sein. Ich unterstütze dich doch, oder etwa nicht?«
»Mach einen Vaterschaftstest, Chris. Ich bin dazu bereit.«
»Du vielleicht, aber ich nicht.« Eine Pause. »Du hast Verwandte, Gabe. Du hast eine Mutter und eine Tante und einen Großvater. Du hast einen Vater – wer auch immer das ist.«
»Du weißt, dass du dich total lächerlich …«
»Weiß ich’s?«, fuhr Donatti fort. »Jede Wette: Deine Mutter wird in Zukunft von jemand anderem ein Kind erwarten, und dann hast du eine Schwester oder einen Bruder. Und erst recht wirst du, im Gegensatz zu mir, wahrscheinlich eigene Kinder haben.«
»Du weißt, dass ich gemeinhin als dein Sohn angesehen werde …«
»Ich? Ich habe niemanden. Ich habe keine Mom. Ich habe keinen Dad. Ich habe keine Brüder und keine Schwestern und keine Großeltern. Meine Eltern waren beide Einzelkinder, also habe ich keine Tanten, keine Onkel oder Cousins. Ich habe keinen bekannten Blutsverwandten außer dir. Wenn ich herausfinden würde, dass du nicht von mir bist, dass deine Mutter mich betrogen hat und einen anderen Kerl gevögelt hat, während ich eingebuchtet war, sage ich Adios und stecke mir die Knarre in den Mund. Ich sterbe lieber, als dass ich mein Leben als ausgerottete Spezies verbringen muss.«
Marge klopfte an die offene Tür und betrat Deckers Büro. »Die Autohändler meinen, es muss ein Honda Civic Baujahr 2004 sein. Genau das Auto, das Garth fährt.«
Decker deutete auf den Stuhl gegenüber von seinem Schreibtisch. »In Kalifornien haben wir bereits eine Suchmeldung laufen. Ruf bei der Polizei in Las Vegas an und bitte sie um Unterstützung. Sag ihnen, das Auto ist möglicherweise ein Beweis in einem Verbrechen.«
»Schon erledigt.« Marge setzte sich.
»Lief die Zusammenarbeit gut?«
»Na ja, es geht so. Ich glaube, Detective Silver würde uns
ernster nehmen, wenn wir selbst hinfahren und dort am Wochenende weitersuchen.«
»Ich habe nichts dagegen und würde sogar mitkommen, aber meine ganze Familie ist in der Stadt, und ich muss morgen zur Beerdigung von Adrianna Blanc.«
»Pete, wenn du willst, können wir auch später fahren, und ich gehe zu der Beerdigung. Ich weiß, wie du dich dabei fühlst, wenn du am Schabbes arbeiten sollst. Und wie oft habt ihr alle vier Kinder auf einem Haufen?«
»Danke für das Angebot, aber ich muss da persönlich hin, sonst wird Kathy Blanc stinksauer auf mich sein, und sie ist bereits sauer genug. Die Beerdigung ist um elf. Da bleibt mir nachmittags noch genug Zeit für meine Familie. Außerdem habe ich diesen völlig irrationalen Hoffnungsschimmer, dass vielleicht Garth oder Mandy auftauchen werden.«
»Wahnvorstellungen machen das Leben lebenswert.«
»Ich besorge euch das Geld für die Flugtickets nach Vegas, falls ihr nicht mit dem Auto fahren möchtet.«
»Danke, aber wir haben gemeinsam entschieden, dass die Autofahrt nicht nur weniger aufreibend, sondern vermutlich auch schneller gehen wird. Und wir müssen kein Auto mieten. Wir heben nur die Benzin- und Hotelrechnung für die Reisekostenerstattung auf.«
»In Ordnung. Wo ist Scott?«
»Noch im Krankenhaus. Er sucht jemanden, der vielleicht Mandy oder Garth in der Anfahrtszone der Notaufnahme gesehen hat. Er hat mit jemandem aus der Notaufnahme gesprochen, der am Montag Dienst hatte. Die Leute, mit denen er sich unterhalten hat, sagten alle, sie wären viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt gewesen, um auf ein paar Streuner zu achten.«
»Gut zu wissen, dass die Notaufnahme ihre Arbeit ernst nimmt.«
»Gut für die Gesellschaft, schlecht für uns.« Marge streckte sich. »Ich werde jetzt mal den Anruf bei Lonnie Silver in Vegas erledigen. Und ich
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