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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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bleibt ja noch meine rechte Hand. Kann ich unterwegs etwas für Sie erledigen?«

    »Nein, ich hab alles.« Rina wuschelte ihm durch die Haare. »Verirr dich nicht in deiner Musik.«
    »Eigentlich doch der perfekte Ort, um sich zu verirren.«
    Er ließ den Trubel hinter sich und war gerade zehn Minuten unterwegs, als er das Vibrieren seines Handys am Bein spürte. Er holte es hervor und sah auf den Bildschirm: Die Nummer war verborgen. Er wusste, dass die Festnetznummer der Deckers nicht im Telefonbuch stand. Wahrscheinlich war Rina dran, die nur wissen wollte, ob alles in Ordnung ist. Er erwog, es einfach klingeln zu lassen, aber sie würde wahrscheinlich immer wieder anrufen, bis er ranging. Er nahm den linken Kopfhörer aus dem Ohr, drückte auf die grüne Taste und sagte: »Hi, ich lebe noch.«
    »Gut zu hören. Was ist mit deiner Hand passiert?«
    Die tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte nicht zu Rina. »Chris?« Gabe begann zu zittern. »Wo bist du?«
    »Beantworte meine Frage: Was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Nichts. Alles in Ordnung.«
    »Und warum warst du dann bei einem Spezialisten für Hände?«
    Dieser Mann hatte Augen im Hinterkopf. »Wegen nichts, Chris. Nicht der Rede wert.«
    »Rede trotzdem darüber.«
    »Ich bin in eine Prügelei geraten. Die Hand war etwas geprellt. Mir ging’s gut, aber Rina … Mrs. Decker bestand darauf, mit mir zum Arzt zu gehen. Woher weißt du das? Wo steckst du?«
    »Du bist in eine Prügelei geraten?« In der Leitung wurde es still. »Du bist der streitunlustigste Mensch, den ich kenne. Was war da verdammt noch mal los?«
    »Jemand wollte sich meine Tasche schnappen. Ich hab ihn in die Flucht geschlagen.«

    »Warum zum Teufel machst du so etwas?«
    »Da waren alle Unterlagen drin, die du mir gegeben hast.«
    »Gabriel, den ganzen Scheiß kann man ersetzen. Deine Hände nicht. Bist du jetzt total durchgeknallt?«
    »Na ja, ich wusste nicht, wie ersetzbar das Zeug ist. Immerhin warst du in letzter Zeit schwer zu erreichen und hast ziemlich gereizt reagiert, wenn ich was von dir wollte.«
    »Dann reagiere ich eben gereizt. Allemal besser, als dass du dein Leben ruinierst. Mach keinen Scheiß mit deinen Händen, okay?«
    »Es war ja keine Absicht. Wo bist du?«
    »Ich muss Schluss machen.«
    »Decker hält dich für unschuldig.«
    Donatti stieß einen freudlosen Lacher aus. »Er seift dich ein. Er will mich auf dem elektrischen Stuhl sehen.«
    »Vielleicht. Er will, dass du vorbeikommst und einen Lügendetektortest machst.«
    »Fuck.«
    »Er glaubt, der würde dich entlasten. Er meinte aber, du bestehst ihn auch, selbst wenn du Mom umgebracht hast.«
    Diesmal klang Donattis Lachen echt. »Da hat er recht. Sag ihm, er soll sich ins Knie ficken.«
    »Wie wär’s, wenn ich ihm sage, dass du kein Interesse hast. Er wird von diesem Gespräch erfahren; er überprüft meine Anruflisten. Was soll ich ihm sagen?«
    »Was immer du willst.«
    »Was ist los mit Mom?«
    »Frag deinen Freund Decker. Er latscht mir in meinen Fußstapfen hinterher. Was hat er dir sonst noch erzählt?«
    »Warte mal …« Nachricht an Über-Ich: Tu so, als würdest du nachdenken. »Er wusste, dass du Dienstag in der Stadt warst. Er meinte, ihr seid beide auf derselben Spur unterwegs, nur dass er dir ein paar Schritte hinterherhinkt.«

    Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Was noch?«
    »Er glaubt, vielleicht Moms Auto entdeckt zu haben. Und dass du am selben Ort danach gesucht hast wie er.«
    »Und?«
    »Das Auto, das er gefunden hat, war nicht auf Mom zugelassen. Also war’s vielleicht auch nicht ihres. Er will der Sache nachgehen. Hast du Mom gefunden?«
    »Nein, Gabriel, ich habe sie nicht gefunden. Was hat er dir sonst noch über das Auto gesagt?«
    Nachricht an Über-Ich: Versuche nicht wie einstudiert zu klingen. »Dass das Auto einem Inder gehört hat. Inder, kein Indianer. Er hat den Namen gesagt, aber ich hab ihn vergessen.«
    »Atik Jains.«
    »Genau.«
    »Kommt der dir bekannt vor?«
    »Ich kenn den Mann nicht. Du vielleicht?«
    »Nein.« Nach einer Pause fuhr Donatti fort: »Hast du Mom nie mit einem Inder gesehen? Du warst viel öfter mit ihr zusammen als ich.«
    Jetzt kam die Stelle, an der er wirklich überzeugend klingen musste. »So viel habe ich sie auch nicht gesehen. Entweder hatte ich Schule oder war im Übungsraum eingesperrt. Wir haben uns überhaupt nur deshalb gesehen, weil meine Klavierstunden in Manhattan stattfanden.«
    »Interessant, Gabe, aber du hast

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