Wollust - Roman
hat.«
»Wird sie sich an Adriannas Mörder erinnern, wenn sie dabei war?«
»Ich habe keine Ahnung, wie stark der Unfall ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Ich bin keine Ärztin, aber selbst die Ärzte wissen es nicht. Wir hoffen allen Widrigkeiten
zum Trotz, dass sie in der Lage sein wird, uns ein paar aufschlussreiche Dinge über Garth Hammerling zu berichten.«
»Wissen wir denn mit Sicherheit, dass sie mit Garth unterwegs war?«
»Nein, das tun wir nicht. Aber wir haben Mandy gefunden, und sie lebt, und vielleicht kann sie uns etwas erzählen.«
»Amen«, sagte Decker. »Ich rede mit Mrs. Kowalski. Aufgrund der Neuigkeiten wird sie bestimmt nach Vegas kommen wollen. Ich finde ihre Reisedaten heraus, und du holst sie ab und begleitest sie ins Krankenhaus.«
»Geht klar.«
»Du und Scott arbeitet das Wochenende durch. Montag stoße ich zu eurer Entlastung dazu. Ich will dabei sein, wenn Mandy wieder sprechen kann.«
»Komm her, wann immer du willst. An Hotels mangelt es hier nicht.« Marge dachte einen Moment nach und fuhr dann fort: »Warum arbeitest du überhaupt? Ist heute nicht dein Geburtstag?«
»Nein, erst morgen. Und abends lade ich die ganze Brut zum Essen ein. Tagsüber werde ich aber wahrscheinlich arbeiten.« Decker brachte sie auf den neuesten Stand in Sachen der Halskette und des Mordfalls Roxanne Holly. »So eine Kette mit einem diamantenbesetzten R als Anhänger dürfte kaum die einzige ihrer Art sein, deshalb durchforsten wir andere Morde durch Erwürgen und suchen nach einem weiteren Schmuckstück aus Tinsleys Vorrat, das im Zusammenhang mit einem Mord steht.«
»Also steht Tinsley wieder ganz oben auf der Liste?«, fragte Marge.
»Genau. Er war Sonntagnacht mit Adrianna und Crystal im Garage. Wir versuchen immer noch, sein Bewegungsprofil am Tag des Mordes aufzustellen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er läuft frei herum und wird rund um die Uhr bewacht. Kathy Blanc war entsetzt. Wenn sie wüsste, was wir nun recherchiert haben, würde sie mich wahrscheinlich umbringen. Ich rufe dich an, sobald ich noch etwas über Tinsley herausgefunden habe.«
»Und ich dich wegen Garth. Ach ja, ich habe noch etwas vergessen. Mein Handy wird zwischen acht und zehn ausgeschaltet sein. Wir sehen uns O an.«
»Die Show des Cirque du Soleil?«
»Genau. Silver und Major bestanden darauf, dass wir hingehen. Danach laden wir sie zum Essen ein. Aber da schalte ich das Handy wieder ein.«
»Da bin ich aber froh, dass ihr das Ganze als dienstfreie Zeit deklariert habt«, erwiderte Decker lediglich.
»Ich gehe mal davon aus, Rabbi«, sagte Marge, »das war sarkastisch gemeint. Nun bin ich ja andererseits tatsächlich ein naiver Dummkopf und nehme deine Worte für bare Münze und sage einfach nur Danke.«
Wegen des Gesprächs mit Frieda Kowalski kam er immerhin aus seinem Büro heraus, was aber auch schon das einzig Positive an diesem Besuch war. Als er ihr die Nachricht über Mandy überbrachte, rang ihre Mutter nach Luft, schlug sich mit der Hand auf die Brust und taumelte rückwärts. Decker half ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden, führte sie zu ihrem mit Blumenmuster bezogenen Sofa und brachte ihr ein Glas Wasser, an dem sie nippte. Sie hatte keine Tränen in den Augen, aber ihr sommersprossiges Gesicht war kreidebleich geworden. Er wartete, bis sie wieder sprechen konnte. Die Frau schien Anfang fünfzig zu sein und hatte dunkle Augen und ein Nest aus toupierten roten Haaren auf dem Kopf. Sie war zart wie eine Elfe und wog wahrscheinlich nur um die fünfundvierzig Kilo.
Als sie endlich etwas sagte, fragte sie nach Einzelheiten. Decker berichtete ihr, was er wusste, wobei er alles Blutige minimierte, und half ihr dann, einen Flug nach Las Vegas zu buchen.
»Sergeant Dunn aus meinem Team ist bereits dort.« Decker gab ihr Marges Handynummer. »Sie wird Sie am Flughafen abholen und ins Krankenhaus begleiten.«
»Danke«, flüsterte sie.
»Ich weiß, dass es jetzt schwer für Sie ist, aber alles, was Sie mir über Mandy erzählen können, wäre hilfreich: ihre Hobbys, ihre Freundinnen, ihre Freunde. Trank sie? Nahm sie Drogen?«
Die Frau sah ihn fassungslos an. »Ich habe selten etwas von ihr gehört, außer einem Pflichtanruf alle zwei Wochen am Sonntag. Morgen wäre es wieder so weit gewesen.« Sie blickte Decker direkt ins Gesicht. »Trotzdem kamen wir miteinander aus. Wir sind einfach nur so … verschieden. Ich war alleinerziehende Mutter. Ich habe vielleicht nicht alles richtig
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