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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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und warum ich es getan habe.
    Ich nehme an, dass dein Vater damit einverstanden ist, dass du bei den Deckers lebst, und er dich deshalb dort lassen wird. Ich habe den Deckers eine unglaubliche Verantwortung
übertragen, und ich hoffe, sie verachten mich nicht dafür, aber sie waren die einzigen Menschen, denen ich mein Juwel anvertrauen konnte. Bitte versuche, mich nicht zu hassen, wovon ich ausgehe. Sei versichert, dass ich dich mehr liebe als irgendwen sonst in der Welt und dass es mein Herz zerreißt, dir das hier zu schreiben und von dir getrennt zu sein. Aber ich glaube, die Umstände haben dich in eine Familie gebracht, die dir endlich die Chance im Leben geben kann, die du verdienst. Sogar eine egoistische Idiotin wie deine Mutter sieht deutlich, dass du eine Chance verdienst zu glänzen.
    Ich weiß, dass du Kontakt zu deinem Vater hast. Ich weiß, dass du ihn anrufen wirst, sobald du dieses Paket bekommen hast. Bitte übergib ihm diese Unterlagen. Sie werden ihm erlauben, seine Geschäfte weiterzuführen, bis unser schmutziges Chaos bereinigt werden kann.
    In tiefer Liebe
    Mom
    Wortlos und mit zittrigen Fingern reichte er den Brief an Decker weiter. Dann legte er sich auf die Couch zurück und starrte an die Decke, die Brille immer noch auf der Nase. Als Decker den Brief gelesen hatte, überreichte er ihn Rina. Dann sagte er: »Ich würde ihn gerne von einem Handschriftenexperten untersuchen lassen, zum Vergleich mit anderen Proben deiner Mutter …«
    »Es ist ihre Handschrift.«
    »Nur für alle Fälle. Man weiß nie.«
    »Es ist ihre Handschrift. Mehr noch, es klingt genau wie sie. ›Schmutziges Chaos‹, das ist einer ihrer Lieblingsausdrücke.«
    »Dein Vater kennt ihre Lieblingsausdrücke wahrscheinlich auch genau.«
    »Das ist nicht von meinem Vater für meine Mutter geschrieben.
Das ist von meiner Mutter. Fressen Sie’s einfach: Sie hat mich abgeladen, und zwar bei Ihnen. Tut mir leid.«
    Rina setzte sich neben ihn. »Ich habe das Klavier schon angemietet, also kannst du genauso gut hierbleiben.«
    Gabe schenkte ihr den winzigsten Anflug eines Lächelns, dann schossen ihm Tränen in die Augen. »Danke.« Er rieb sie sich wütend. »Ich sollte meinen Dad darüber informieren. Chris hat mich gestern angerufen. Ich hätte es Ihnen früher gesagt, aber Sie waren ja nicht zu Hause.«
    Der Wasserkessel begann zu pfeifen. Rina erhob sich. »Ich gehe schon. Möchtest du einen Tee, Gabe?«
    »Nein, danke.«
    »Nimm trotzdem einen.«
    Gabe nickte. Nachdem Rina das Zimmer verlassen hatte, sagte er: »Ich bin froh, dass meine Mom lebt, aber sie kann mich mal. Beide können mich mal. Ich bedeute ihnen einen Scheißdreck. Warum sollten sie mir dann einen Scheißdreck bedeuten? Das Einzige, was mir echt Sorgen macht, ist, dass Sie mich jetzt auf dem Hals haben.« Er sah Decker aus feuchten Augen an. »Ich kann wirklich zu meiner Tante ziehen.«
    »Du bleibst bei uns. Über die Einzelheiten reden wir noch. Wie geht es eigentlich deiner Hand?«
    »Danke, besser. Auch das wird vorübergehen.«
    Decker sagte nichts, um dem Jungen ein bisschen Zeit für die Verarbeitung dieses grausamen Vertrauensbruchs zu geben. Dann fuhr er fort: »Hat dir dein Dad bei eurem Gespräch irgendetwas erzählt?«
    »Nichts, was Sie nicht schon wüssten. Er wusste von Atik Jains. Er fragte mich nach anderen Männern, mit denen sie zusammen war. Ich sagte ihm, davon weiß ich nichts, stimmt ja auch. Ist doch so, dass ich gar nicht weiß, ob sie mit einem indischen Arzt abgehauen ist.«
    Decker sagte nichts dazu.

    »Ich wette, mein Dad rennt gerade durch Indien und macht Jagd auf sie. Na denn, viel Glück für beide. Ich will weder mit ihr noch mit ihm was zu tun haben.«
    »Wieso glaubst du, Chris ist in Indien?«
    »Keine Ahnung. Ich hab nur das Gefühl, dass er außer Landes ist und weiß, wo sie ungefähr steckt.« Er sah Decker direkt an. »Glauben Sie denn, dass sie in Indien ist?«
    »Ich habe keine Ahnung, Gabe, wirklich nicht.«
    »Wissen Sie, sie hätte mir nur sagen müssen: ›Gabe, ich geh nach Indien, versuch nicht, mich zu finden, und ich schreib dir, sobald ich kann.‹ Sie hätte mich nur einzuweihen brauchen, mehr nicht.«
    »Vielleicht hatte sie Angst, dass du es deinem Vater sagst.«
    »Das hätte ich niemals getan. Außerdem findet er sie sowieso. Sie hätte nicht so ein Drama abziehen müssen.«
    Rina kam mit dem Tee zurück. »Hier, Gabe.«
    »Danke.« Er nippte an seinem Tee. »Danke, das tut gut.«
    »Gern

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