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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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geschehen.« Ihr Blick schoss zwischen Gabe und Decker hin und her. »Es ist schon spät. Ich glaube, ich gehe ins Bett.«
    Decker gab ihr ein Küsschen auf die Wange. »Ich komme auch gleich.«
    Rina wuschelte ihrem Mann durchs Haar. »Wenn du das sagst.«
    Als sie gegangen war, sagte Decker: »Gabe, ich weiß wirklich nicht, wo deine Mutter ist und warum sie dir nichts gesagt hat. Aber was immer auch ihre Gründe dafür sind, so wollte sie wahrscheinlich nicht, dass du davon erfährst, bevor du alt genug bist.«
    Gabe sah ihn wütend an. »Warum sagen Sie das?«
    »Weil du ihr vielleicht nicht verzeihen könntest, wenn du in deinem jetzigen Alter erfahren würdest, warum sie weggegangen ist.«

    »Ihr nicht verzeihen?« Gabe lachte wütend. »Was hat sie getan? Eine Bank ausgeraubt? Eine Ziege vergewaltigt?« Als Decker ruhig blieb, fuhr er fort: »Ernsthaft, was hätte sie denn anstellen können, das ich ihr nicht verzeihe? Meinen Dad betrügen? Meinen Dad verlassen? Das hätte sie schon längst tun sollen.«
    Decker fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Erinnerst du dich daran, worüber deine Eltern gestritten haben, als dein Dad sie verprügelt hat?«
    »Na klar. Chris dachte, sie hätte an Stelle meiner Tante eine Abtreibung gehabt.«
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass deine Tante keine Abtreibung hatte? Dass die Papiere nicht von deiner Tante waren, sondern von deiner Mutter?«
    »Nie im Leben.« Gabe schüttelte den Kopf. »Mom war hundertprozentig pro Leben. Sie würde nie abtreiben lassen.«
    »Ich glaube, da hast du recht. Wenn deine Mutter je schwanger werden würde, würde sie das Baby behalten. Das Problem ist nur … und das hat dein Dad schon die ganze Zeit vermutet … dass das Kind nicht von ihm sein würde, sollte sie schwanger werden.«
    Gabe sagte nichts.
    »Ich vermute«, fuhr Decker fort, »dass das Blatt Papier, das dein Vater gesehen hat, keine Rechnung einer Abtreibung war, sondern die einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung. Und diese wurde zum Schutz deiner Mutter als Abtreibung abgerechnet. Als dein Vater in die Luft ging, beruhigte ihn deine Mutter, indem sie sagte, es sei die Abtreibung deiner Tante und nicht ihre. Und sie hatte sich sogar unter dem Namen deiner Tante angemeldet. Aber aus welchen Gründen auch immer nannte sie ihren eigenen zweiten Vornamen. Wenn dein Dad der Sache nachgegangen wäre – und vielleicht hat er das getan  –, dann hätte er ziemlich leicht herausfinden können, dass
der zweite Vorname deiner Tante nicht Anne ist, wie deine Mutter behauptet, sondern Nicole.«
    Gabe sah blass aus. »Sind Sie sich ganz sicher? Dass sie schwanger ist?«
    »Nein, bin ich mir nicht. Das sind alles Spekulationen. Aber bei dem Treffen mit deiner Mom ist mir tatsächlich aufgefallen, dass sie lockere Sachen trug und dass ihr Gesicht etwas runder aussah. Wie du gesagt hast, sie hätte niemals abgetrieben. Sie konnte viele Dinge vor deinem Vater verheimlichen, aber keine Schwangerschaft. Und sie konnte nicht so tun, als sei das Kind von Chris, wenn der tatsächliche Vater ein dunkelhäutiger Inder ist. Sie musste eine Entscheidung treffen, und sie entschied sich für das Leben des Babys.«
    Gabe wollte etwas sagen, doch er brachte keinen Ton hervor. Tränen sammelten sich in seinen Augen und liefen ihm dann übers Gesicht. Er flüsterte: »Schmeiß eins weg, krieg ein neues. Sie wollte einen Neuanfang ohne Chris, aber auch ohne mich.«
    »Sie hätte dich mitgenommen, wenn sie gekonnt hätte.«
    »Und warum hat sie’s dann verdammt noch mal nicht getan?« Er war fuchsteufelswild.
    »Gabe, dein Vater lässt vielleicht deine Mutter ziehen, aber dich hätte er ihr niemals überlassen. Du bist sein einziges Kind! Der Einzige, den er auf dieser Welt hat.«
    »Ich bedeute Chris einen Scheißdreck!«, sprudelte es aus Gabe heraus. »Wissen Sie, er glaubt ja noch nicht mal, dass ich sein biologischer Sohn bin. Und nach dem, was Sie mir erzählt haben, bin ich das vielleicht auch gar nicht.«
    Decker sah ihn eindringlich an. »Das glaubst du doch selber nicht ernsthaft.«
    »Chris glaubt das jedenfalls, und vielleicht hat er recht.«
    »Dein Vater lag schon oft falsch. Chris dachte nicht im Traum daran, deine Mutter würde es wagen, sich in einen anderen
Mann zu verlieben. Er dachte nicht im Traum daran, sie wäre so mutig, ihn zu verlassen. Er dachte nicht im Traum daran, sie könnte sich vor ihm verstecken, und er dachte nicht im Traum daran, sie könnte

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