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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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weiß, was genau ich da eingepackt hab.«
    »Wie viel Bargeld?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’s nicht gezählt.«
    »Schätzungsweise?«
    »Fünftausend Dollar vielleicht. Lauter Hunderter. Willst du es wiederhaben?«
    »Nein, will ich nicht.« Donatti zündete sich noch eine Zigarette an. »Kein gutes Zeichen, wenn sie Bargeld zurückgelassen hat.« Er machte einen tiefen Lungenzug. »Andererseits, wie weit würde sie mit fünftausend kommen? Scheiße! Das hier bringt mich total durcheinander. Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht arbeiten, ich kann nicht nachdenken. Ich kann wahrscheinlich keinen vernünftigen Schuss abgeben. Ich habe
eine Menge Feinde, Gabe. Ich muss mir immer über die Schulter sehen. Ich muss immer in Alarmbereitschaft sein. Ich muss wissen, was mit ihr passiert ist. Ich kann nicht arbeiten, bis ich das hier hinter mich gebracht habe, auf die eine oder andere Art.« Eine Pause. »Du sagst nichts von diesem Gespräch, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich glaube dir nicht«, erwiderte Donatti. »Nicht, weil du unehrlich bist, sondern weil du zu ehrlich bist. Es wird dir herausrutschen.«
    »Ich weiß, wie man lügt.« Er sah seinen Vater direkt an. »Ich hatte den besten Lehrer.«
    »Glaubst du?« Donatti lachte. »Du bist der Sohn deiner Mutter. Wenn dein Gehör nicht so gut wäre, wie es ist, würde ich schwören, deine Mutter hat einen anderen großen Mann gefickt, während ich eingelocht war. Dein Gesicht verrät dich, und wenn ich dich durchschaue, Gabe, dann gelingt das Decker auch.«
    »Ich schwör, ich sag nichts. Was erwartest du sonst noch von mir?«
    Donatti schwieg ein oder zwei Minuten. »Gib mir drei Tage, um zu verschwinden«, fuhr er dann fort. »Innerhalb von drei Tagen kann ich meine Spuren ausradieren, okay?«
    »Okay.«
    »Danach will ich, dass du ihm von unserem Gespräch erzählst. Sag ihm, ich sei gekommen, um dir diesen ganzen Scheiß hier zu überbringen. Und sag ihm, ich war’s nicht. Aber du erwähnst den Streit nicht, und du erwähnst den Schwachkopf nicht, den ich geschmiert habe. Einverstanden?«
    »Was immer du willst, Chris. Du bestimmst, wo’s langgeht.«
    »Mehr will ich nicht.«
    »Ich mach alles, was du von mir erwartest, solange du Mom nichts getan hast.«

    »Als ich ging, war sie am Leben. Ich schwöre es beim Grab meiner Mutter.«
    »Dann ist die Sache geritzt.«
    Donatti legte eine fleischige Hand auf die Schulter des Jungen. »Kommst du klar?«
    »Mir geht’s gut.« Er war sogar ziemlich erleichtert über das Eingeständnis seines Vaters. Natürlich war seine Mom immer noch verschwunden. Aber zum jetzigen Zeitpunkt passte es ihm in den Kram, seinem Vater zu glauben.
    Donatti nahm einen letzten Zug von der zweiten Zigarette und ließ sie ebenfalls in den Becher fallen. »Du weißt, dass du dort bestens untergebracht bist. Besser, als bei mir zu sein. Wir wissen das beide.«
    »Bei dir ginge es mir auch gut, Chris. Mir geht’s überall gut.«
    »Das Mädchen, mit dem du da herumziehst … Sie ist Deckers Tochter, stimmt’s?«
    »Stimmt.« »Du solltest sie flachlegen.«
    Gabe spürte, wie er knallrot wurde. »Das glaub ich nicht.«
    »Warum nicht?« Donatti dachte kurz nach. »Bist du schwul?«
    »Nein, ich bin nicht schwul.«
    »Und selbst wenn, es wäre mir egal.«
    »Ich weiß.« Das stimmte. Sein Vater war wahrscheinlich bisexuell. Oftmals, wenn seine Mutter lange arbeiten musste oder verreist war, hatte Gabe gesehen, wie Chris junge Mädchen wie auch Jungs, die für ihn »arbeiteten«, mit ins Schlafzimmer genommen hatte. Chris Donatti fickte alles, was sich bewegte.
    »Bist du noch Jungfrau?«
    »Können wir das Thema wechseln?«
    »Ja oder nein?«
    »Chris, an der St. Luke ist kein Junge über vierzehn noch Jungfrau.« Das war die reine Wahrheit. Das Ritual ging so:
Eins der Mädchen aus den höheren Klassen von der St. Beatrix nahm einen im Auto zur Brust. Sein erstes Mal hatte ungefähr dieselbe Vielschichtigkeit gehabt wie eine Klavierversion von »Heart and Soul«. Sie hatte ihn gemocht und gefragt, ob sie es ihm noch mal besorgen sollte. Sie sah zwar eher komisch aus, aber er hatte trotzdem Ja gesagt. Genau wie sein Vater hatte auch er keine Schwierigkeiten, Mädchen zu kriegen.
    Chris redete mit ihm. »… willst du sie nicht ficken?«
    Er drehte sich zu seinem Vater hin und blickte in kalte, tote Augen. So unmöglich das auch zu sein schien, wurden sie noch kälter, sobald Chris wütend war. »Weißt du, Dad, es geht nicht immer nur um

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