Wollust - Roman
kehrte er im Laufschritt zu Decker zurück. »Der Junge war schweigsam. Wenn seine Mutter Smalltalk machte, stand er verlegen daneben … Sie wissen schon, wie Teenager eben in der Nähe ihrer Eltern drauf sind. Er sieht gut aus.« Er schnippte mit den Fingern. »Und er spielt Klavier.«
»Woher wissen Sie das?«
»In der Haupthalle steht ein Klavier. Das Management ließ ihn dort spielen, wenn niemand in der Nähe war. Ich habe ein paar Mal zugehört. Mann, der war sagenhaft – richtig professionell.« Skylar bekam einen ungläubigen Gesichtsausdruck. »Ist sie wirklich verschwunden?«
»Momentan versuchen wir, ihren Aufenthaltsort festzustellen.«
»Was ist mit Gabe?«
»Er ist gut versorgt.« Decker zeigte ihm ein Foto von Donatti. »Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
Skylar sah sich das Gesicht genau an. »Könnte sein, vor ein paar Tagen.«
»Das wäre wann? Samstag? Sonntag?«
»Vielleicht am Sonntag.«
»Erinnern Sie sich an die Uhrzeit?«
»So gegen Mittag. Wir hatten einen Brunch, und dann ist hier normalerweise viel los auf dem Parkplatz. Er hatte sein Auto nicht hier. Wahrscheinlich stand es auf dem Parkplatz für Selbstparker.«
»Händigen Sie auch für die selbst geparkten Autos Tickets aus?«
»Ja, aber nicht bei Langzeitgästen. Die werden täglich auf der Zimmerrechnung belastet, was soll da ein zusätzliches Ticket?«
»Wenn jemand nur ins Restaurant geht, bekommt er dann ein Ticket?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Sehen Sie sich das Foto noch einmal an. Fällt Ihnen noch etwas zu ihm ein?«
Skylar starrte auf das Bild. »Er war sehr groß … hatte vielleicht Blumen dabei.«
Eindeutig Chris. »Haben Sie gesehen, wie er gegangen ist?«
»Ich glaube nicht.« Er beobachtete einen pflaumenblauen Aston Martin, der gerade die Einfahrt hochfuhr. »Aber ich habe um drei Uhr Schluss, vielleicht ist er erst danach gegangen. Fragen Sie doch mal die Wächter vom Selbstparker-Parkplatz.«
»Wer hatte dort am Sonntag Dienst?«
»Entweder Trent oder Alex. Ich glaube, Alex wird um drei wieder da sein. Jetzt entschuldigen Sie mich.«
Während Decker darauf wartete, bis Skylar sich um den Aston Martin gekümmert hatte, bemerkte er eine schlanke Brünette, die ihm zuwinkte. Er erwiderte den Gruß, obwohl er sich nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt gemeint hatte. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und eine rote Bluse, dazu Pumps mit niedrigen Absätzen. Sie hatte eine Aktentasche dabei und überquerte den Parkplatz schnellen Schrittes. Als der Valetboy zurückkam, sagte Decker: »Gibt es noch jemanden außer Ihnen, mit dem Mrs. McLaughlin geredet hat?«
»Sie unterhielt sich mit allen Jungs vom Parkplatz. Wahrscheinlich auch mit dem anderen Servicepersonal. Sie war freundlich.«
»Gut. Eine letzte Frage: Können Sie sich erinnern, wann Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?«
»Oh Mann…« Er dachte angestrengt nach, während er das Parkticket übergab, das er in der Hand hielt. »Sonntag habe ich sie eher nicht gesehen.« Er schaute Decker an. »Aber sicher bin ich mir nicht. Tut mir leid.«
»Sie haben mir wirklich sehr geholfen.« Decker schüttelte ihm die Hand. »Danke, Skylar. Ich hoffe, die reservieren Ihnen den Job hier.«
»Die schmeißen alle raus«, erwiderte der Valetboy mit einer Mischung aus Bitterkeit und Wehmut. »Die versuchen, das Hotel zu einer gewerkschaftsfreien Zone zu machen, und der einzige Weg, das durchzusetzen, ist, für zwei Jahre zu schließen.
Aber machen Sie sich um mich keine Sorgen. Wie Mrs. McLaughlin schon sagte, eines Tages werden Sie meinen Namen irgendwo angestrahlt sehen.«
Aus nächster Nähe betrachtet, war Eliza Slaughter ungefähr eins fünfzig groß, wog um die vierzig Kilo und hatte so zarte Knochen wie ein Singvögelchen. »Du liebe Güte!«, rief sie aus. »Wie groß sind Sie? Zwei Meter?«
»Eins fünfundneunzig.«
»Ich sehe aus wie einer Ihrer Skistöcke. Entschuldigen Sie die Verspätung.« Sie hielt ihren Kopf nach oben gereckt. »Ekelhafter Verkehr.«
Ihr Gesicht war ebenfalls elfenzart. Sie hatte sich sehr dezent geschminkt, und die Fingernägel waren extrem kurz geschnitten. Er stellte sie Skylar vor, der sich wieder entschuldigte und sich mit einem Maserati traf. »Der Junge war sehr hilfreich.«
Decker rekapitulierte das Gespräch, während sie gemeinsam über die Brücke gingen und einen Weg verfolgten, der durch einen wahren tropischen Dschungel führte, gepflanzt in Töpfe und Boden. Der Duft variierte von
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