Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
kennt nicht die Wut eines gehörnten Mannes.«
     
    Die Frau am Telefon klang älter. Sie stellte sich selbst als Ramona White vor. »Ich würde gerne mit Lieutenant Detter sprechen.«
    »Decker. Am Apparat.«
    »Oh, heißt das Decker? Ich kann die Handschrift meines Enkels nicht gut entziffern.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Ms. White?«
    »Mrs. White. Sie baten um Rückruf.«
    »In der Sache…«
    »Ich weiß nicht, um welche Sache es geht. Ich habe hier nur eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf.«

    Decker musste einen Moment nachdenken. Enkel … Großmutter. »Ach, natürlich. Ich rufe Sie an wegen Ihres Schwiegersohnes, Eddie Booker. Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Er und meine Tochter sind auf einer Kreuzfahrt.«
    »Wissen Sie, wann sie zurückkommen werden?«
    »In ein paar Tagen. Sie sind auf einer Kreuzfahrt nach Acapulco. Mich haben sie auch eingeladen, aber ich werde seekrank. Außerdem muss ja jemand auf die Monster zu Hause aufpassen.«
    »Wissen Sie, mit welcher Kreuzfahrtlinie?«
    »Seacoast oder Seacrest, irgend so etwas.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, die beiden zu erreichen?«
    »Wahrscheinlich über den Veranstalter. Irgendwo haben sie mir die Reiseroute hingelegt. Ist das ein Notfall?«
    »Nein. Falls Eddie sich bei Ihnen meldet, könnten Sie ihm bitte sagen, dass ich versucht habe, ihn zu erreichen?«
    »Was ist denn los? Steckt Eddie in Schwierigkeiten?«
    »Nicht, dass ich wüsste. War er schon mal in Schwierigkeiten?«
    »Nicht, dass ich wüsste, aber man weiß ja nie. Ich war dreimal verheiratet. Am Anfang waren es die reinsten Engel. Am Ende nur noch Abschaum. Also verzeihen Sie mir, wenn ich zynisch bin. Männer bringen mich einfach dazu.«
     
    Egal, wie sehr das Band auch verlangsamt wurde, die Polizisten konnten das Gesicht nicht erkennen. Die Frau, die das Krankenhaus um sechs Uhr morgens verließ, nur um einen Augenblick später wieder hineinzugehen, würde ein Rätsel bleiben.
    Oliver schaltete das Deckenlicht ein. »Das war ein Flop.«
    »Du sagst es. Wir könnten die Bänder noch einmal durchgehen.«
    Oliver blickte auf die Wanduhr. »Aaron Otis und Greg Reyburn kommen in ungefähr einer halben Stunde. Warum sehen
wir uns die Kassetten nicht nach unserer Unterhaltung mit den beiden an?«
    »Klingt nach einem Plan.« Marge überprüfte ihre Mailbox. »Hm …« Sie hörte die Nachrichten ab. »Das war das Krankenhaus, eine Hilda oder so ähnlich. Adrianna wurde um sechs Uhr sieben angepiepst. Also war das zweite Handy ein Pager.«
    »Und das würde bedeuten, dass die Lady im Bild wahrscheinlich sie ist.«
    »Wen wollte sie anrufen?«
    »Wahrscheinlich Garth, aber es erscheint nicht auf ihren Telefonlisten. Wahrscheinlich kam die Verbindung nie zustande. Wie wär’s mit einer Kaffeepause?«
    »Decker hat mir Adriannas Tagebuch überlassen. Ich blättere es mal kurz durch, bevor wir mit den Jungs reden. Mal sehen, ob ich Hinweise auf eine Liebesbeziehung zwischen Aaron und ihr entdecke. Aber du darfst dich gerne an der Kaffeemaschine bedienen.«
    »Du weißt, dass ich nicht weiß, wie das geht.«
    »Und das ist mein Problem, weil…«
    »Schon gut, schon gut.« Er stand auf. »Ich werde die Kröte schlucken. Bring mir das Milchschäumen bei.«
    »Nein, das muss warten, Scott. Ich habe zu tun.«
    »Und wie lange wird das dauern?«
    »Die Wahrheit lautet: wahrscheinlich nicht sehr lange. Aber das ist nicht der Punkt. Heute Morgen war ich bereit, mich auf dich einzulassen – da wolltest du ja nicht.«
    »Und wenn ich bettle?«
    Sie stand auf. »Wenn du dich schon erniedrigen willst, dann bettel um mehr als einen Cappuccino.«
    »Schätzchen, ich habe mich schon wegen sehr viel weniger erniedrigt. Wenigstens schlägt mich ein Cappuccino nicht ins Gesicht, wenn ich mit ihm fertig bin.«

23
    Marge war alt genug, um sich an Zeiten zu erinnern, als Tattoos noch eine Botschaft verkündeten, nämlich dass die Kunst auf der Haut einherging mit kriminellen Handlungen und der Zugehörigkeit zu einer brutalen Gang. Die einzigen anderen zulässigen Motive, zum Beispiel ein mit einem Herz ummaltes MOM , brachte man damals mit den Männern der US-Armee in Verbindung. Der Rest der männlichen Bevölkerung hatte keine Tattoos. Heutzutage war die Tintenkunst überall akzeptiert und wurde wie Dauerschmuck getragen. Tattoos waren fast, wagte sie zu behaupten, zu einer konventionellen Verzierung geworden. Der wirklich nützliche Aspekt an der ganzen Kunstfertigkeit lag in der

Weitere Kostenlose Bücher