Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
Kaffee machte, schleppte er den Badezuber zur Seitentür, schüttete das Wasser in den Schlamm und hängte den Zuber dann wieder an seinen Platz.
»Kommen die Männer später?«, fragte sie, nahm einen Becher vom Regal und holte den Zucker, denn sie wusste, dass Webb den Kaffee gern gesüßt trank.
Webb war wieder am Kamin, kauerte dort, kraulte Augustus hinter den Ohren und murmelte mit ihm. Augustus nieste herzhaft, als wollte er kundtun, dass er ebenfalls einen kalten, nassen und harten Tag hinter sich hatte.
»Die Männer werden die Nacht im Camp verbringen«, sagte Webb. »Ich reite zu ihnen und leiste ihnen Gesellschaft. Ich bin nur vorbeigekommen, um nach dir sehen und dir zu sagen, dass ich morgen wieder mit Zachary reite. Diesmal könnten wir ein paar Tage fort sein.«
Megan stellte den Kaffeebecher und die Zuckerdose auf den Tisch. Inzwischen hatte sie vergessen, dass sie nicht richtig angezogen war, und später würde sie sich darüber wundern, dass ihr das gar nichts ausgemacht hatte. Im Augenblick war sie zu beschäftigt, um sich darüber Gedanken zu machen. »Du wirst ein Deputy sein?«
»Nur bis diese Sache erledigt ist«, erwiderte er ruhig. »In letzter Zeit hat es in dieser Gegend viel Viehdiebstahl gegeben. Zachary braucht Hilfe.«
Sie konnte ihn kaum bitten, dem Mann ihrer Schwester keine dringend benötigte Hilfe anzubieten, doch sie wünschte, sie könnte es. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Webb erschossen oder verletzt oder wie er sich im nassen Wetter den Tod holte. »Ich verstehe«, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe.
Er lächelte. »Ich bin froh, dass du hier bist, Megan«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich hatte ganz vergessen, wie es ist, eine Frau im Haus zu haben.«
Megan stieg Hitze in die Wangen, doch sie wusste, dass seine Bemerkung nicht anzüglich gemeint war. »Da ist - da ist etwas, das ich wissen muss«, sagte sie und überraschte sich selbst. »Hat sie dich geliebt? Ellie, meine ich.«
Er blickte sie ruhig eine scheinbare Ewigkeit lang an. Erst dann antwortete er. »Ich dachte es einst«, sagte er, und sie glaubte ihm. »Doch es war alles ein Irrtum - jetzt verstehe ich das, doch damals war ich zu jung und hitzköpfig, um mir das klar zu machen. Etwas, das zu Beginn falsch ist, kann sich am Ende nicht als richtig erweisen, nicht wahr?«
Sie nickte. »Stimmt. Dies ist alles so verwirrend - diese Dinge zu empfinden - herauszufinden, dass Bridget und Skye meine Schwestern sind ...«
Er hob eine Augenbraue, und Megan erkannte, dass sie ihm nichts von Großvaters wohl durchdachtem Plan, seine Familie zusammenzuhalten, erzählt und er es auch von niemand anderem erfahren hatte. Sie setzte sich an den Tisch, nippte heißen, duftenden Kaffee und erklärte Webb alles - jedenfalls das, was sie darüber wusste.
Am Ende der Geschichte stieß er einen leisen Pfiff aus. »Man muss diesen Grips und Mumm bewundern«, meinte er. »Anscheinend hat er jedoch eine Generation ausgelassen - ist von deinem Großvater gleich auf dich und deine Schwestern übergegangen.«
»Ich wundere mich immer darüber, dass so feine Leute wie Gideon und Rebecca McQuarry solche Söhne zeugen konnten.«
Er neigte sich vor und küsste sie leicht und unschuldig auf die Stirn. Der Kuss - so harmlos er war - schien ihr Blut zu entflammen. »Und ich frage mich immer, wie ein Hurensohn wie mein Alter einen so feinen Sohn wie mich haben konnte.«
Sie lachten beide.
»Vielleicht können wir Sinn in den Dingen finden, wenn wir zusammenarbeiten«, sagte Webb dann ernster. »Was hältst du davon, Megan McQuarry?«
Fast hätte sie es gesagt, hätte beinahe zugegeben, dass sie ihn zu lieben begann, wider allen Willen und alle Vernunft. Die Worte wallten in ihr auf, wie von der Wurzel ihrer Seele entsprossen, doch sie hielt sie zurück. Was wusste sie über Liebe? Sie hatte sich selbst bereits bewiesen, dass sie alles andere als eine Expertin auf diesem Gebiet war, indem sie Davy seine Lügen geglaubt und ihm vertraut hatte. »Ich meine, wir sollten es versuchen«, antwortete sie sehr leise, und sie wusste, dass ihre Augen glänzten und sie nicht ganz verbergen konnte, was sie empfand.
»Ich sollte besser gehen«, sagte er, und es klang fast seufzend. »Weißt du, was für eine Versuchung du in deinem Nachthemd und mit den gelösten Haaren bist?« Er ließ eine kupferfarbene Haarsträhne durch seine Finger gleiten. »So weich.«
Megan schloss die Augen und hatte das Gefühl, leicht zu schwanken.
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