Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
Weshalb bekam sie bei diesem Mann weiche Knie? Kein Mann, und ganz gewiss nicht Davy, hatte jemals solch eine Wirkung auf sie gehabt.
Webb küsste sie auf die Stirn. »Gute Nacht«, sagte er und trat zurück.
»Gute Nacht«, brachte sie heraus. Sie wollte, dass er blieb, nicht weil sie Angst vor dem Alleinsein hatte, sondern weil sie sich so herrlich lebendig fühlte, wenn er da war. Er brachte einen Inhalt in ihr Leben, der ohne ihn einfach nicht da war.
Er legte die Hände auf ihre Wangen. »Ich könnte bleiben.«
Sie bot all ihre Entschlossenheit der McQuarrys auf, denn sie wollte, dass ihre Ehe von Anfang an richtig war. »Es ist besser, du gehst«, sagte sie.
Der Ausdruck seiner blauen Augen war bemerkenswert zärtlich, als er auf sie hinabblickte, und zugleich brannte darin ein Feuer, das mit der Hitze der Flammen im Kamin zu konkurrieren schien. »Du hast Recht«, sagte er seufzend. »Ich gebe es nur ungern zu, aber du hast Recht.«
Dann neigte er sich zu ihr und küsste sie in einer Art ehrerbietigem Verlangen. Von neuem schien der Boden unter Megan zu wanken; abermals musste sie ihre Gefühle zügeln, aber die Zügel waren im Begriff, ihr zu entgleiten. Schnell.
»Geh«, hauchte sie und zog sich zurück.
Er nickte, ging zur Tür und nahm seinen Hut und den Mantel von den Haken an der Wand.
Megan konnte wieder klarer denken, und sie erinnerte sich, dass er sich am Morgen Zacharys Aufgebot anschließen würde. »Wirst du eine Wiffe tragen?«
»Ich kann mir von Zachary ein Gewehr borgen, wenn ich eins brauche«, sagte er.
Sie nickte. »Pass auf dich auf.«
Er gab keine Antwort, versprach ihr nicht, dass er unversehrt bleiben würde, und das beunruhigte Megan, so irrational es auch war. Natürlich konnte er so etwas nicht versprechen - niemand konnte das -, doch sie wünschte sich trotzdem, es zu hören. Sie wollte das Tor des Himmels erstürmen, mit der Faust dagegen hämmern und verlangen, dass keine Kugel Webb Stratton finden würde, während er nach Viehdieben suchte oder sonst wann.
Als er fort war, verriegelte sie die Tür, löschte alle Lampen außer einer und zog sich in ihr Zimmer mit seinem schmalen, einsamen Bett zurück. Augustus trottete hinter ihr her und ließ sich mit einem lang gezogenen und philosophischen Seufzen neben ihr nieder. Sie war tief bewegt, überzeugt, dass er ihre Einsamkeit spürte und ihr Trost spenden wollte.
»Es wird ihm nichts passieren«, sagte sie zu dem Hund, wälzte sich auf die Seite und neigte sich hinab, um sein Fell zu streicheln.
Augustus winselte, als hätte er seine Zweifel, doch seine Anwesenheit hatte etwas Tröstliches für Megan, und sie döste bald ein.
Sie erwachte von einem leisen Knurren und setzte sich blinzelnd auf. Sie hatte die Haustür gesichert, doch es war jemand im Haus! Webb? Nein - Augustus wäre losgelaufen, um ihn zu begrüßen: Stattdessen lag er auf dem Bauch, die Vorderpfoten ausgestreckt und stieß diese knurrenden Laute aus.
Bevor sie aufstehen konnte, sah sie den Umriss eines Mannes in den Schatten jenseits ihrer Tür Gestalt annehmen - sie hatte die Tür offen gelassen, für den Fall, dass Augustus während der Nacht das Zimmer verlassen wollte -, und obwohl ein Schrei in ihrer Kehle aufstieg, brachte sie ihn nicht heraus. Sie war buchstäblich zu entsetzt, um zu schreien oder sich auch nur zu bewegen.
Augustus' leises Knurren wurde wütend, und er fletschte die
Zähne. Er erhob sich auf die Hinterpfoten, und selbst im finsteren Zimmer, in das nur durch den Türspalt Licht fiel, konnte Megan sehen, dass sich sein Fell sträubte. Seine Zähne schimmerten, wirkten noch unheilvoller als der Giftzahn einer Schlange.
Der Schattenmann versteifte sich. »Ruhig, Junge«, sagte Jesse. Eine Waffe schabte gegen Leder, als er sie zog.
»Jesse?«
Augustus ließ sich zu Boden sinken, doch Megan war immer noch ärgerlich und auch ängstlich.
»Nein«, sagte sie hastig und heftig. »Wenn du diesen Hund tötest, Jesse Stratton, dann wirst du auch mich töten müssen.«
Sie hörte, wie der Revolver ins Leder zurückgeschoben wurde. Augustus regte sich nicht, doch Megan wusste, dass er sprungbereit war. Wusste, dass er erschossen werden würde, wenn er versuchte, sie zu beschützen, der liebe, dumme Kerl.
Sie setzte sich auf, schlüpfte in ihren Morgenrock, rieb ein Zündholz an und zündete die Lampe auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett an.
Jesse stand auf der Türschwelle. »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er, und so
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