Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
zur Sonne, die weit über dem östlichen Horizont stand. »Und als Sie zurückkehrten, waren Sie so blau, das der Stall rings um Sie hätte abbrennen können, ohne dass Sie es mitbekommen hätten«, vollendete er, angewidert und resigniert. »Wann genau haben Sie bemerkt, dass mein Pferd gestohlen worden ist?«
»Erst... erst vor ein paar Minuten«, bekannte Orville. »Sie werden mich doch nicht bei Lil anschwärzen, Mr. Vigil? Wenn ich diesen Job verliere, weiß ich nicht, was werden soll...«
Jake atmete tief durch, stemmte die Hände auf die Hüften und dachte über die Lage nach. Orville arbeitete für niemand anders als die berühmte Diamond Lil; die Lady betrieb nicht nur einen florierenden Saloon und ein Bordell, sondern besaß auch die Mietställe und einige andere Geschäfte in der Stadt, und sie war als kaltschnäuzige Geschäftsfrau bekannt. Wenn er sie auf den armen alten Orville losließ, würde das den Hengst nicht zurückbringen, und außerdem hatte Jake eine ziemlich gute Vorstellung davon, wer der Pferdedieb war. Wenn er Skye McQuarry aufspürte, waren die Aussichten gut, dass er den Braunen ebenfalls fand.
Er rieb sich übers Kinn. »Ich weiß nicht«, sagte er in unverbindlichem Tonfall. »Tatsache ist, dass ich Sie feuern würde, wenn Sie für mich arbeiten würden.«
Orville getraute sich nicht, daraufhinzuweisen, dass er nicht für Jake arbeitete; das wäre angesichts der Umstände schlimmer als blöde gewesen. »Ich bin sofort zu Ihnen gegangen und habe es gemeldet, nicht wahr?«, greinte er. Sein Verhalten war von kriecherisch zu regelrecht Mitleid erregend gewechselt. »Ich war noch nicht einmal vorher beim Marshal .«
»Darum werde ich mich kümmern«, sagte Jake angespannt. Er wollte noch nicht gleich mit Zachary sprechen. Nein, er wollte jemand anders besuchen. Er verspürte ein merkwürdiges Gefühl tief in sich, allein bei der Erwartung der bevorstehenden Begegnung mit Skye McQuarry. »Sie machen weiter mit Ihrer Arbeit, und ich werde mich um den Pferdedieb kümmern.«
»Sie wissen, wer es getan hat?« Zu Orvilles anderen unrühmlichen Eigenschaften zählten eine neugierige Natur und ein Hang zum Verbreiten von Gerüchten.
Jake ignorierte die Frage. »Lassen Sie mein Pferd satteln«, sagte er und meinte Trojan, den Hengst, den er seit ein paar Jahren besaß. Dann machte er sich auf den Weg zum Sägewerk, wo er seinen Vorarbeiter informierte, dass er eine Zeit lang fort sein würde. Hank war in der Schule, und es sah aus, als ob der Junge endlich dort bleiben würde, sodass er sich auf die Suche nach Miss McQuarry konzentrieren konnte. Sie sollte leicht zu finden sein.
Zehn Minuten später ritt er aus der Stadt, halb belustigt, halb wütend. Einerseits musste er Skyes Frechheit bewundern, ganz zu schweigen von ihren reiterlichen Fähigkeiten. Andererseits hätte er sie am liebsten angeschrien, bis es von den Bergen widerhallte. Verdammt närrische Frau! Wusste sie nicht, dass ein wildes Pferd gefährlich war - besonders ein Hengst? Inzwischen konnte sie totgetrampelt worden sein oder sich ihren sturen McQuarry-Hals gebrochen haben.
Kaltes Entsetzen erfasste ihn. Vielleicht war sie tatsächlich verletzt oder tot. Vielleicht lag sie irgendwo tot oder schmerzvoll sterbend.
Er trieb sein Pferd mit den Hacken an und traf binnen Minuten bei Traces und Bridgets Haus ein. Bridget trat auf den Hof und beschattete mit einer Hand die Augen vor dem grellen Sonnenschein. Ihr Lächeln hätte ihn vielleicht erwärmt, wenn er nicht wegen Skye und dem Hengst so aufgebracht gewesen wäre.
»Jake! Was bringt Sie her? Trace ist leider unterwegs und bringt ein paar Pferde nach Fort Grant.«
»Ich will nicht zu Trace«, sagte Jake. Er bemühte sich, höflich zu sein, doch seine Worte klangen knapp und angespannt. »Ist Ihre Schwester da?«
Bridget runzelte die Stirn. »Ich nehme an, Skye ist hier irgendwo in der Umgebung - sie hatte bereits das Haus verlassen, als ich heute Morgen aufstand. Vermutlich ist sie bachaufwärts und wäscht Gold, oder sie treibt sich irgendwo in ihren Waldstücken herum.« Bridget verstummte. Vielleicht bereute sie, dass sie den Wald und damit das Nutzholz erwähnt hatte, ein bekannter Zankapfel zwischen Jake und Skye. »Ist etwas - nicht in Ordnung?«
Jake schaffte ein Lächeln, obwohl er vermutete, dass es so freudlos war, wie er sich fühlte und nur über sein Gesicht flatterte wie ein Geldschein, der lediglich mit etwas Spucke an einer Wand befestigt war. »Sie hat
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