Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
hervor.
Sie aßen im Speiseraum des Hotels zum Abendessen Steaks und gingen dann über die zerfurchte Straße zum Opernhaus. Ein Plakat neben dem Kassenschalter kündigte eine berühmte Sopranistin namens Nellie Baker an, die von einem Orchester begleitet wurde. Skye hatte zwar noch nie den Namen der Sängerin gehört, freute sich jedoch, ihren Auftritt zu erleben.
Drinnen fanden sie ihre Plätze und nahmen Platz, das Programmheft in der Hand. Von außen wirkte die Bezeichnung »Opernhaus« für das rustikal wirkende Gebäude ziemlich hochtrabend, doch innen war es alles anders als rustikal. Goldfärbe und Samt herrschten vor, hinter den Gaslichtern, von denen die Bühne beleuchtet wurde, befanden sich Reflektoren aus Messing, und die Gemälde auf den Wänden selbst wirkten wie die Fresken in Italien.
Skye war es fast schwindelig vor Glück - zuerst die langen leidenschaftlichen Stunden allein mit Jake auf ihrem Zimmer, dann das köstliche Abendessen und jetzt ein Abend der Kultur. So bezeichnete Christy es jedenfalls. Christy liebte das Leben in Primrose Creek wie jede von ihnen, doch sie neigte dazu, den Mangel an »feinen kulturellen Dingen« zu beklagen.
Skye trug ein besonderes Kleid aus leichter roter Wolle, mit schwarzem Samt am Kragen und den Manschetten, von Bridget und Caney nur für sie und eigens für diesen Anlass maßgeschneidert. Sie trug ein Kind, und der Mann, den sie liebte, war neben ihr und erwiderte die Liebe. Sie hatte nicht gewusst, dass es möglich war, so viel zu haben, und fragte sich, ob es gefährlich sein konnte, so viel Glück zu erleben. Ob es das Schicksal erzürnte?
Jake musste ihr Gesicht beobachtet haben, denn er hob mit Daumen und Zeigefinger leicht ihr Kinn an und schalt sie. »Was ist denn das? Habe ich da in diesen schönen Augen für einen Moment einen Schatten gesehen?«
Sie lächelte, und die Plätze ringsum füllten sich weiter mit allen Arten faszinierender Leute, mit Sattelstrolchen und Millionären, Heiligen und Sündern, Matronen und elegant gekleideten Damen. »Ich hatte gehofft, vielleicht Megan zu sehen«, gab sie zu. »Meinst du, sie ist bereits weitergezogen?«
Er küsste sie zärtlich auf die Stirn. »Vielleicht.«
»Sie weiß nicht...«
Er glättete eine Haarsträhne an ihrer Schläfe. »Sie wird zurückkommen, wenn sie bereit ist, Skye. Das musst du glauben.«
Sie seufzte und nickte.
Er berührte ihre Nasenspitze. Die Geste hatte etwas Intimes - sie hätten allein sein können, so wirkte sie sich auf Skye aus - und unendlich Zärtliches. »Die Dinge ändern sich stets«, erinnerte er sie ruhig. »Doch wir werden es schaffen. Wir alle - die McQuarrys und Qualtroughs, Shaws und Vigils.«
In diesem Augenblick erloschen die Gaslampen, doch Skye starrte weiterhin auf ihren Mann, und sie wusste, dass ihre Augen glänzten. »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie.
»Das sagst du nur, weil du es so meinst«, erwiderte er.
Das Orchester spielte auf, und die Sopranistin kam auf die Bühne, eine große, rundliche Frau, mit Federn und Perlen geschmückt. Sie sang eine Stunde lang, und obwohl Skye bessere Stimmen im Kirchenchor gehört hatte, hielt die Frau sie so in Bann, dass sie kaum den Blick von ihr löste. Trotz ihrer Leibesfülle und all ihrer Mängel als Sängerin drückte Nellie Baker starke Gefühle selbst in der kleinsten Geste aus, und als sie ihre Schlussnummer sang, ein sentimentales Lied über eine arme Oma, die an der Felsenküste von Irland saß und das Meer beobachtete und vergebens auf die Rückkehr ihrer Söhne und Enkel wartete, war Skye zu Tränen gerührt.
Jake gab ihr sein Taschentuch, und sie tupfte über ihre Augen, während sich ein grauhaariger Minenarbeiter in einer anderen Sitzreihe laut in ein Halstuch schneuzte, das er aus seiner Brusttasche gezogen hatte.
»Das war schön.« Skye seufzte, als der Applaus endete und die Lampen wieder angingen. »Meinst du, sie kennt Megan? Dass die beiden Kolleginnen im Schaugeschäft sind und so?«
Jake grinste, zog ihre Hand an seinen Mund und küsste die Fingerspitzen. Dann lachte er und zog sie auf die Füße. »Komm, Mrs. Vigil. Wir werden hinter die Bühne gehen und fragen. Und dann machen wir einen Spaziergang im Mondschein.«
Niemand von der Besetzung der Produktion dieses Abends kannte jemanden namens Megan McQuarry, und obwohl Skye enttäuscht war, überraschte es sie nicht. Denn nach allem, was sie wusste, hatte sich ihre Cousine - Schwester - einen Künstlernamen
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