Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
würden sie willkommen heißen, das wusste sie; sie würden sie in fröhliches Gelächter und Liebe einhüllen, sie in ihr Leben einschließen und gegen den zwangsläufigen Tratsch verteidigen, den ihre Rückkehr auslösen würde. Aber sie würden auch ärgerlich und verwirrt sein, weil sie so plötzlich weggegangen war und nur eine kurze Nachricht hinterlassen hatte.
Megan beschattete die Augen und blickte zum Fahrer der Postkutsche hoch, der ihren alten Koffer losschnallte und sich anschickte, ihn vom Wagendach herunter vor ihre Füße zu werfen. Sie hoffte, er würde kein Trinkgeld erwarten, denn sie hatte ihr letztes Geld in einer Postkutschenstation für einen Teller Eintopf ausgegeben. Seither hatte sie nichts mehr gegessen.
»Seien Sie bitte vorsichtig damit«, sagte sie und wies auf den Koffer. Er ist alles, was ich besitze. Und so war es. Ihren Anteil an erstklassigem Holz-und Grasland, das den vier McQuarry-Frauen vererbt worden war, hatte sie längst durch einen Bankier und einen Anwalt an irgendeinen Rancher verkaufen lassen, und nun würde sie die arme Verwandte sein, die bis an ihr Lebensende dankbar für jeden Bissen Brot und jedes Stück Stoff sein musste. Wenn das nur das Schlimmste wäre, dachte sie.
»Ja, Ma'am«, antwortete der Fahrer und ließ den Koffer auf den hölzernen Gehsteig fallen, woraufhin Staub zwischen den Brettern emporstieg. Megan hätte dem Kerl am liebsten die Haut abgezogen, doch sie war zu erschöpft, hungrig und deprimiert.
Sie wollte gerade den abgenutzten Griff des Koffers greifen, um das hässliche Stück über die Straße zum Büro ihres Schwagers zu schleppen - Zachary Shaw war der Town Marshal -, als eine große Hand mit einem ledernen Handschuh sie sanft beiseite schob. Sie blickte auf, erwartete Zachary zu sehen oder vielleicht Trace Qualtrough, Bridgets Mann, oder Jake Vigil, der ungefähr zum Zeitpunkt ihrer, Megans, Flucht Skye geheiratet hatte. Stattdessen sah sie das Gesicht eines Fremden; ein Mann mit gebräunter Haut, weizenblondem Haar und grünblauen Augen grinste auf sie herab. Seine Zähne waren kräftig und weiß wie Neuschnee, der unter morgendlichem Sonnenschein glänzt.
Er tippte an die Krempe seines verwitterten Lederhuts. »Wollen Sie hier in Primrose Creek bleiben, Ma'am? ich hoffe, Sie sind nicht nur auf der Durchreise - das wäre eine bittere Enttäuschung für mich.«
Megan war weiß Gott an schmeichlerische Männer gewöhnt, auch an gut aussehende, doch da war etwas an diesem Mann, das ihr den Atem stocken ließ, als wäre sie kopfüber in einen eiskalten Gebirgsbach gestürzt. All ihre Sinne, betäubt durch Probleme und die lange Reise von San Francisco, erwachten augenblicklich, und sie erkannte am Ausdruck seiner Augen, dass er ihre Reaktion auf ihn bemerkte und erfreut war.
Sie war wütend, auf ihn und auf sich selbst. Wenn sie eines nicht gebrauchen konnte, dann war das ein Mann, so faszinierend und gut er auch sein mochte. »Danke«, sagte sie steif, »aber sicher wird mein Schwager mir bei meinem Gepäck behilflich sein ...«
Der Fremde blickte sich demonstrativ um. »Ich sehe niemanden«, bemerkte er in fröhlichem Tonfall. »Ich bin Webb Stratton, nur falls Sie befürchten, dass wir uns nicht richtig miteinander bekannt gemacht haben.«
Der Name wirkte auf Megan, als sei ein Fass bergab gerollt und ihr in die Magengrube gedonnert. Sie wartete, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, und streckte dann eine leicht zitternde Hand aus. »Megan McQuarry«, sagte sie reflexartig.
Es war fast unerträglich, dass ausgerechnet dieser Mann die erste Person sein sollte, der sie bei ihrer Heimkehr begegnete. Sie musste zugeben, dass jedoch eine gewisse ironische Gerechtigkeit darin lag.
Sein Grinsen verbreiterte sich in offensichtlichem Erkennen, und er schüttelte ihre Hand und schien nicht zu bemerken, dass das Blut aus ihrem Gesicht gewichen war und sie leicht schwankte. Mr. Stratton hatte ihr Land gekauft, das Land, das sie nie, nie hätte verkaufen sollen. Sie zuckte zusammen, als sie daran dachte, was ihr Großvater über solch einen Verrat gesagt hätte.
»Nun, Miss McQuarry«, sagte Mr. Stratton, immer noch entspannt und ihre Hand haltend. Megan empfand widerwillige Dankbarkeit, denn bei ihrem leeren Magen und ihrem vielen Kummer war sie sich nicht ganz sicher, ob sie sich aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnte. »Ich kenne Ihre Familie. Ihre Verwandten sind Nachbarn von mir.«
Röte kroch in Megans Wangen. Skye, sowohl ihre
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