Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
beste Freundin als auch ihre Cousine, würde wahrscheinlich Verständnis für ihre vielen Fehler haben, doch hinsichtlich des Verkaufs ihres Landes würden Bridget und Christy ihr Vorwürfe machen, besonders wenn sie herausfinden würden, wie sie von einem nichtsnutzigen Mann übers Ohr gehauen worden war. Sie setzte zu einer Erwiderung an, schloss dann jedoch den Mund.
»Mein Wagen ist gleich dort drüben«, sagte Mr. Stratton und nickte zum Ende der Straße hin. Erst da ließ er ihre Hand los, und sie fragte sich verwundert, warum ihr gar nicht in den Sinn gekommen war, sie ihm längst zu entziehen. »Ich würde Sie und Ihr Gepäck gern zum Primrose Creek fahren.«
Sie war nicht der Typ Frau, der Gefälligkeiten von Männern annahm, die ihr unbekannt waren, doch Mr. Stratton war eigentlich kein völlig Fremder und Primrose Creek war nicht San Francisco. »Sehr gut«, sagte sie. »Danke.«
Während Mr. Stratton den Wagen holte, hatte sie Zeit, über die überstürzte Entscheidung nachzudenken. Der Wagen wurde von zwei Wallachen aus guter Zucht gezogen, bemerkte Megan, als sie sein Nahen beobachtete; wie jeder sonst in ihrer Familie wusste sie gute Pferde zu schätzen.
Stratton stellte den Bremshebel fest und sprang leichtfüßig zu Boden. Megans Aufmerksamkeit galt wieder ihm, seiner großen Gestalt, den breiten Schultern, der Denimhose des Viehzüchters, dem karierten Hemd und der Wildlederweste. Sein Hut und seine Stiefel waren abgenutzt, und im Gegensatz zu den meisten anderen Männern, die Megan kannte, trug er keine Waffe.
Megan hielt sich kerzengerade und bemühte sich, die neugierigen Blicke ringsum zu ignorieren. Sie glaubte die Spekulationen fast zu hören - Ist das nicht das McQuarry-Mädchen? Das weggelaufen ist, um Schauspielerin zu werden? Ganz schön unverschämt von ihr; zurückzukommen und zu erwarten, unter anständigen Leuten zu leben, als sei nichts passiert ...
Der dumpfe Aufprall ihres Koffers, der hinten in Mr. Strattons Wagen landete, riss sie in die Gegenwart zurück. Er zog grüßend seinen Hut, als zwei mollige Matronen auf dem Gehsteig vorbeigingen. »Als Letztes hörte ich, dass es als unhöflich gilt, die Leute anzustarren«, bemerkte er. Auf frischer Tat ertappt, plusterten die beiden Frauen ihren Busen wie Präriehühner und schlenderten weiter. Megan glaubte fast zu sehen, wie sich ihr Gefieder sträubte.
Sie musste unwillkürlich vor Belustigung lächeln, so müde und entmutigt sie auch war. Webb - Webb?- grinste wieder, als er ihr auf den Wagenbock hinaufhalf. Er umrundete den Zweispänner, stieg neben ihr hinauf, nahm die Zügel und löste die Bremse. Der leichte Wagen setzte sich in Bewegung.
»Sie sind anscheinend das Thema ernsthafter Spekulationen«, bemerkte er trocken, als sie das Ende der Straße erreichten und die betriebsame kleine Stadt verließen, um aufs bewaldete Land zu fahren.
Megan seufzte leise. Ihr Lächeln war bereits verschwunden, und sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und um ihre leere Handtasche geklammert.
»Sicherlich ist Ihnen klar, Mr. Stratton ...«
»Webb«, unterbrach er freundlich.
»Webb«, gestand Megan mit einiger Ungeduld zu. Sie begann von neuem. »Sicherlich ist Ihnen klar, dass das Land, das Sie im vergangenen Jahr gekauft haben, meines war.«
Er behielt nachdenklich die Straße im Auge, doch Megan argwöhnte, dass er über diesen Weg auch in tiefem Schlaf hätte fahren können. »Nun ja«, gab er nach einer Weile zu. »Ich nehme an, dies war mir sofort klar.« Er warf ihr einen Seitenblick zu, was sie süß erschauern ließ. »Macht das was?«
Sie setzte sich sogar noch gerader auf und hob das Kinn. »Ich habe mich nur ungern von meinem Besitz getrennt«, sagte sie steif. »Die Umstände machten es erforderlich.« Das war natürlich nicht seine Schuld, aber dieses Wissen änderte nichts daran, wie sie sich fühlte. »Vielleicht könnten wir irgendwelche Bedingungen aushandeln, damit ich das Land zurückkaufen kann.«
Abermals ließ er sich Zeit, um über ihre Worte nachzudenken. Es ärgerte sie; es war ihm bewusst, wie gespannt sie auf seine Antwort war - sie konnte es in seinen blauen Augen sehen -, doch offenbar machte es ihm nichts aus, sie ein wenig zappeln zu lassen. »Das könnte ich nicht tun«, sagte er schließlich. »Ich habe mir selbst dort ein Haus gebaut. Auch einen ordentlichen Stall und einen Korral.«
Megan biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen Tränen an. Es würde sie umbringen, jemand anders
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