Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
wiederbekommen.« Damit ging er hinaus, und Augustus tappte hinter ihm her, um die eintreffenden Reiter mit freudigem Gebell zu begrüßen.
Megan hörte Webbs Stimme auf dem Hof und ertappte sich dabei, dass sie ein zweites Mal ihr Haar und ihr Kleid glättete. Dann kam er herein, und sie beide standen einander gegenüber wie zwei Revolvermänner, bereit zum Ziehen ihrer Colts, oder wie ein Paar alte Freunde, das kurz davor ist, sich zu umarmen. Megan war sich nicht sicher, was von beidem zutraf.
»Anscheinend zieht ein Gewitter herauf«, sagte er, und Megan wusste nicht, ob er schlechtes Wetter meinte oder die Spannung, die zwischen ihnen beiden hing.
In diesem Augenblick kehrte Jesse in die Küche zurück, und Megan wandte ihnen beiden wortlos den Rücken zu und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Sie hörte Webb ruhig, jedoch eindringlich mit seinem Bruder sprechen.
»Kümmere dich um dein Pferd. Du hast es gesattelt gelassen, und du weißt es besser.«
Sie spürte Jesses Widerstreben, zu gehorchen, doch dann respektierte er seinen älteren Bruder und tat, was ihm gesagt worden war. Seine Sporen klirrten, als er aus dem Haus schritt.
»Ist etwas passiert, das ich wissen sollte?«, fragte Webb, als er mit Megan allein war.
Sie wandte sich nicht um, sah ihn nicht an, sondern blieb am Herd stehen und versuchte beschäftigt zu wirken. Das Essen war fertig und konnte serviert werden. »Nein«, sagte sie, und das war die Wahrheit, so weit es sie anbetraf.
»Megan!«
Sie zwang sich, ihn anzusehen und lächelte. »Aus irgendeinem Grund ist Jesse besorgt, dass Sie mir das Herz brechen werden.«
Webb lächelte nicht. »Warum sollte ich das tun?«
Sie seufzte. Er war nicht bereit, das Thema fallen zu lassen, das war ihr klar. »Er hat nicht gesagt, dass Sie es tun wollen, und auch ich habe das nicht gesagt. Er fühlte sich jedoch verpflichtet, mich daran zu erinnern, dass Sie bereits Ellie lieben.«
Er blickte sie finster an und warf seinen Hut auf einen Stuhl. »Verdammt!«, murmelte er.
»Es ist in Ordnung«, sagte Megan, obwohl es das natürlich nicht war.
»Es ist nicht in Ordnung«, widersprach Webb. »Und das wissen Sie.«
»Webb ...«
»Ich muss nur noch an Sie denken.«
Megan sank auf einen Stuhl. »Was?«
Webb fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, schritt zum Waschständer, krempelte seine Ärmel auf, schüttete Wasser aus dem Krug in die Schüssel und seifte die Hände ein. Er warf einen Blick über die Schulter, und sein Gesicht war so ernst wie das eines Predigers, der vom Höllenfeuer spricht. »Tun Sie nicht, als ob Sie nicht wüssten, wie ich mich fühle, Megan.«
Sie starrte ihn an. »Wie Sie sich fühlen?« Ihr Herz schlug so schnell, dass sie glaubte, es könnte zerspringen.
»Ich - nun ...« Er spülte sich die Hände ab und trocknete sie mit dem Handtuch ab, das über dem Waschständer hing. »Ich fühle mich zu Ihnen hingezogen.«
Hingezogen? Hieß das, dass er sie als Frau begehrte, sie und keine andere, oder bedeutete es, dass er einfach nur mit ihr schlafen wollte? Sie nagte an ihrer Unterlippe und wartete.
Er wandte sich zu ihr um. »Ich sage nicht, dass ich Sie liebe, Megan, denn ich bin mir nicht mehr sicher, was das bedeutet. Vielleicht empfinde ich so, vielleicht auch nicht, aber ich bin mir völlig sicher, dass ich etwas empfinde und dass es mich um den Verstand bringt.« Er durchquerte die Küche, und dann stand er so dicht bei ihr, dass sie den Geruch von Kiefern in seiner Kleidung, gemischt mit dem vom Staub des Rittes und dem Pferdefell, wahrnehmen konnte. »Ich habe mich immer für einen ziemlich guten Menschenkenner gehalten«, sagte er. »Aber Sie haben mich völlig durcheinander gebracht. Manchmal wirken Sie so zart wie ein junger Grashalm. Dann wiederum sind Sie stärker, als ich das jemals von irgendeiner Frau angenommen hätte. Es gibt so vieles, was ich über Sie nicht weiß, und ich nehme an, es kann ein Leben lang dauern, um alles herauszufinden.«
Seine Worte waren für Megan wie ein Stich ins Herz gewesen. »Ich wünschte, ich wüsste, was Sie mit alldem meinen«, sagte sie ein wenig zögernd.
Webbs Gesichtsausdruck war immer noch ernst, doch in seinen Augen tanzte ein mutwilliges Licht. »Ich meine«, sagte er, »das ich wünschte, Sie könnten mehr als meine Haushälterin sein.«
Da war es. Megan war benommen vor Empörung und Enttäuschung. »Ich mag ja eine Schauspielerin gewesen sein, Mr. Stratton«, sagte sie wütend, fast flüsternd. »Einige Leute
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