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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Offenbar hatte er genauso viel davon wie ich. Umso besser. Ich tanzte rückwärts. Pause. Einatmen. Fertig. Ich rammte die Faust in den Sack, einmal, zweimal, dreimal, bis ich den Überblick verlor.
    Eine halbe Stunde später klebte mir das Haar am Kopf. Der Schweiß tropfte mir vom Kinn, stach mir in die Augen. Der Geruch stieg mir in Schwaden in die Nase, stärker als jedes Deodorant. Wenn Winsloe den Gestank bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken. Sein Blick war nicht von mir gewichen, seit ich angefangen hatte. Alle paar Minuten fiel mein Blick auf die Beule in seinen Jeans, und ich schlug härter zu. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich fuhr herum, rammte einen abschließenden Roundhousetritt in den Sack, der ihn gegen die Wand schleuderte, dann wandte ich mich an Winsloe, während mir der Schweiß vom Gesicht tropfte.
    »Dusche«, sagte ich.
    Er zeigte zu einer Tür hinter dem Stepper. »Da drin.«
    Ich ging auf die Tür zu. Er folgte mir, zusammen mit zwei Wachleuten, die er nach vorn winkte. Ich blieb stehen, drehte mich auf dem Absatz um und starrte sie an. Winsloe beobachtete mich; seine Lippen zuckten mit der Vorfreude eines Neuntklässlers, der sich in den Mädchenumkleideraum schleicht. Ich fing seinen Blick auf und merkte, wie mir der Geduldsfaden riss. Ich packte meine Bluse, riss sie mir herunter und warf sie in die Ecke. Der BH folgte. Dann kamen Jeans, Socken und Slip. Ich richtete mich auf und stierte ihn an. War es das, was du sehen wolltest? Okay, dann sieh’s dir an. Als er es getan hatte – und alle Wachleute ebenfalls – stürmte ich in die Dusche.
    Man sollte meinen, dass zu diesem Zeitpunkt noch der abgebrühteste Spanner sein Tun überdenken und eventuell auch einen Stich der Verlegenheit empfinden würde. Wenn Winsloe einen solchen Stich verspürte, hielt er ihn wahrscheinlich für ein Verdauungsproblem. Immer noch grinsend, folgte er mir in die Dusche, winkte den beiden Wachleuten, sie sollten mitkommen, und sah mir beim Waschen zu. Als er mir anbot, mir den Rücken einzuseifen, schlug ich seine Hand fort. Winsloes Grinsen verschwand. Er stapfte zu den Hähnen hinüber und drehte mir das heiße Wasser ab. Ich versuchte gar nicht erst, mich mit ihm anzulegen, indem ich es wieder aufdrehte, und brachte meine eiskalte Dusche zu Ende. Das versöhnte ihn so weit, dass er mir ein Handtuch reichte, als ich fertig war. Schau an, eine Lektion. Winsloe mochte mich tough, solange sich das nicht gegen ihn selbst richtete. Wie diese Frauen, die man auf den Umschlägen eines bestimmten Typs von Fantasyroman sieht – langgliedrig, wild gelockt und durchtrainiert, mit juwelenbesetzten Halsbändern zum Festketten. Seine ganz persönliche Kombination aus Amazone und Liebessklavin.
    Als wir die Dusche verließen, berichtete ein Wachmann Winsloe, dass Carmichael sich gemeldet hatte. Sie brauchte mich. Winsloe begleitete mich zurück zur Krankenstation. Als er weg war, stellte ich fest, dass es keine echte Krise gab, nur ein paar milde Anfälle. Wenn Carmichael die Entschuldigung vorgebracht hatte, um mich von Winsloe zu befreien, ließ sie es mich nicht merken. Sie gab sich kurz angebunden wie eh und je – Anweisungen, gemischt mit gereizten Bemerkungen über meine medizinische Ahnungslosigkeit. Aber nach zwei gemeinsam verbrachten Tagen hatten wir eine Atmosphäre von wechselseitiger Toleranz und Beinah-Höflichkeit etabliert. Ich respektierte sie. Ich kann nicht behaupten, dass sie das Gleiche für mich empfand – ich hatte den Verdacht, dass sie meine Weigerung, mich Winsloe zu widersetzen, als Schwäche auffasste –, aber immerhin behandelte sie mich wie einen Menschen und nicht wie ein wissenschaftliches Untersuchungsobjekt.
    An diesem Abend gab es Unruhe in den Zellen. Ein Wachmann kam mit Kopfverletzungen auf die Krankenstation, und weil ich gerade bei Bauer saß, bekam ich die Aufregung und die nachfolgenden Diskussionen mit.
    Der Wachmann hatte das Abendessensgeschirr von Savannah und Ruth abgeholt. Als er die Tür geöffnet hatte, war ihm ein Teller an den Kopf geflogen. Er hatte sich geduckt, aber der Teller traf mit solcher Wucht auf den Türrahmen, dass einige der Scherben in der Kopfhaut und einer Gesichtshälfte des Mannes stecken geblieben waren, wobei sie das Auge nur knapp verfehlten. Carmichael verbrachte eine halbe Stunde damit, Porzellansplitter aus seinem Gesicht zu entfernen. Während sie den längsten der Schnitte nähte, besprachen sie und Matasumi die

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