Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
passiert war. Während ich sprach, warf Leah ein paar verstohlene Blicke zu Savannah hinüber, die sich auf den Teppich hatte plumpsen lassen und es nicht zu bemerken schien.
»… und wir sollten hier bleiben«, sagte ich. »Ruhig bleiben und hoffen, dass sie das auch tun. Keine plötzlichen Unternehmungen. Nichts, was sie alarmiert.«
Savannah stand wieder vom Boden auf. »Ich kenne diese Beruhigungsformel –«
»Das bezweifle ich ja nicht, Liebes«, sagte Leah. »Aber vielleicht ist das keine so gute Idee.«
Savannahs Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Leah legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie kurz.
»Elena und ich werden mit den Wachmännern fertig«, sagte sie. »Wir suchen einen sicheren Ort für dich, Liebes, für den Fall, dass es Ärger gibt, wenn sie herkommen.«
Sie lenkte meinen Blick mit einer raschen Kopfbewegung von Savannah zu den auf dem Teppich verstreuten Scherben der Glühbirnen. Mir stockte das Herz. Savannah. Wer sonst hätte für den Wirbelsturm von Splittern verantwortlich sein können? Wir waren zu dritt gewesen da draußen im Gang, und von uns dreien hatte nur eine gewusst, wie man gefährliche Gegenstände durch die Luft bewegt. Es war eine erhebliche Steigerung gegenüber einem fliegenden Teller, aber ich hatte ja schon mit dem tödlichen Verwirrungszauber eine Kostprobe von Savannahs gewachsenen Kräften bekommen. Natürlich hatte sie es nicht absichtlich getan – sie war genauso übel verletzt worden wie wir anderen –, aber darum ging es nicht. Absichtlich oder nicht, Savannah war eine Gefahr. Sobald sie unter emotionalen Stress geriet, reagierte sie destruktiv.
»Gute Idee«, sagte ich. »Wir sollten Savannah irgendwo hinbringen, wo es ungefährlich ist.« Ungefährlich für sie und ungefährlich für uns.
»Sondra, würdest du mit Savannah gehen?«, fragte Leah. »Meine Zellentür ist offen. Versteckt euch da drin.«
Bauer saß auf dem Bett, die Knie unterm Kinn, und starrte die Wand an. Wir waren wieder beim wimmernden Wackelpudding.
»Mir geht’s gut«, flüsterte sie.
»Du hast ziemlich was mitgemacht«, sagte Leah. »Elena und ich schaffen das schon. Was hältst du davon, Savannah zu nehmen und –«
»Mir geht’s gut!«, fauchte Bauer; ihr Kopf hob sich abrupt, die Lippen verzogen sich. Dann erstarrte sie, als wäre ihr klar geworden, was sie tat. Sie schloss die Augen und schauderte. »Alles in Ordnung«, sagte sie fest. »Ich würde gern helfen.«
»Vielleicht können wir mit den Wachmännern reden«, sagte ich. »Ihnen erklären, was passiert ist. Was ist mit der Sprechanlage, Sondra? Können wir irgendwie mit ihnen Kontakt aufnehmen?«
Bauer schüttelte den Kopf.
Aus dem Gang drang das Geräusch eines Schlags gegen die gesicherte Tür herein. Wir verstummten, um zu lauschen. Zwei weitere Schläge kurz hintereinander, dann Stille.
»Sie können nicht rein«, flüsterte Bauer. »Entweder ist kein Strom da, oder die Tür klemmt.«
»Das war’s dann wohl damit, dass sie alle tot sind«, sagte Leah. »Wie viele Wachmänner gibt es alles in allem?«
»Drei Dutz…, nein, dreißig«, sagte Bauer. »Wir – sie haben mit sechsunddreißig angefangen, aber es hat Ausfälle gegeben.«
»Tolle Aussichten. Okay, bringen wir Savannah hier raus, bevor es wirklich übel wird.«
Leah griff nach Savannah, aber sie duckte sich und rannte zu mir.
»Ich will euch helfen«, sagte sie, während sie zu mir aufsah.
Als ob ich mich nicht schon schuldig genug gefühlt hätte, weil ich Savannah verdächtigte, für das fliegende Glas verantwortlich zu sein. Doch wenn Leah und ich kämpfen wollten, mussten wir Savannah an einen sicheren Ort bringen, wo sie sich beruhigen konnte.
»Wir wollen dich nicht ausschließen, Savannah. Ich weiß, dass du uns helfen könntest. Dieser Verwirrungszauber« – ich brachte ein schiefes Lächeln zustande – »ich kann dir sagen, ich bin beeindruckt.«
»Aber …« Savannah seufzte mit der Resignation eines Kindes, das das »Aber« aus einem Kilometer Entfernung kommen sieht.
»Aber wenn du hier bleibst, machen Leah und ich uns zu viele Sorgen um dich, um uns auf die Gefahr zu konzentrieren.«
»Wir würden uns wirklich sehr Sorgen machen«, sagte Leah mit einem Seitenblick in meine Richtung. »Wir würden uns alle viel wohler fühlen, wenn du anderswo wärst – außer Gefahr. Ich bringe dich in meine Zelle.«
»Okay«, sagte Savannah, und man hörte, dass sie unsere Entscheidung keineswegs okay fand.
Leah
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