Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Anlass für Exzesse. Handschellen und bewaffnete Begleiter müssten wirklich ausreichen.«
»Ich bin mir nicht sicher –«
»Aber ich.«
Bauer ging zur Tür. Langsam durchschaute ich die Machtstrukturen hier. Wissenschaftliche Assistentin, Wachmänner, Halbdämon, alle ungefähr auf der gleichen Ebene – die angestellten Handlanger. Wissenschaftler eine Ebene darüber, die geheimnisvolle Frau noch weiter oben. Und Ty Winsloe? Wo war der angesiedelt? Gehörte er überhaupt dazu?
Mein Wachmann machte mich von dem Stuhl los und nahm mir die Arm- und Beinschellen ab; dann scheuchte er mich in den Gang hinaus. Meine Zelle war die Letzte an einem Ende, gegenüber war eine Nische mit einer Metalltür, über der zwei rote Lichter leuchteten. Am anderen Ende war eine ähnliche Tür mit ähnlichen roten Lichtern. Eine Doppelreihe von Einwegspiegeln flankierte den Gang. Ich zählte die Türknäufe – drei weitere auf meiner Seite, vier gegenüber.
»Hier entlang, Elena«, sagte Bauer und wandte sich nach rechts.
Matasumi deutete zu der näheren Tür. »Hier entlang geht es aber schneller.«
»Ich weiß.« Bauer winkte mich vorwärts und lächelte ermutigend, als wäre ich ein Kleinkind, das sich an seinen ersten Schritten versucht. »Hier entlang bitte, Elena, ich möchte Ihnen die Anlage zeigen.«
Wirklich? Eine Führung durch mein Gefängnis? Wer hätte da schon nein sagen können? Ich folgte Bauer.
Zoo
Als ich auf Bauer zuging, kam ich an einem Stuhl vorbei, der vor meiner Zelle stand – wahrscheinlich hatte Tess hier ihre Notizen gemacht. Als ich einen Blick auf den Stuhl warf, begann er zu zittern. Ich hätte gern daran geglaubt, dass er Angst vor mir hatte, aber diese Reaktion löste ich bei Menschen nur selten aus, von Gegenständen ganz zu schweigen.
»Erdbebenzone?«, fragte ich.
»Pssst!«, sagte Matasumi mit erhobener Hand.
Er ging neben dem Stuhl in die Hocke und studierte ihn. Der Stuhl schaukelte von einer Diagonale zur anderen, hin und her, schneller, dann langsamer, dann gewann er wieder an Geschwindigkeit, kippte fast bis zu dem Punkt, wo er umgefallen wäre, und fiel wieder zurück.
Matasumi winkte mich vorwärts. Als ich nicht schnell genug reagierte, schwenkte er ungeduldig den Arm. Ich trat auf den Stuhl zu. Er schaukelte weiter. Matasumi gestikulierte mit der Handfläche zu mir hin – ich sollte zurücktreten. Ich tat es. Keine Veränderung. Er krümmte den Finger und winkte mich wieder näher; sein Blick wich nicht von dem Stuhl. Ich trat dicht neben ihn. Der Stuhl schaukelte mit unveränderter Geschwindigkeit weiter. Dann hörte er auf. Bauer schenkte mir ein breites, beinahe stolzes Lächeln.
»Was halten Sie davon?«, fragte sie.
»Ich hoffe wirklich, es bedeutet nicht, dass die Anlage hier auf einer Verwerfungslinie gebaut ist.«
»Oh, nein. Wir haben die Umgebung sehr sorgfältig ausgesucht. Sie haben kein Beben gespürt, oder?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie werden derartige Erscheinungen hier unten ziemlich oft zu sehen bekommen«, sagte sie. »Erschrecken Sie nicht, wenn Sie morgens aufwachen und Ihre Zeitschriften in der Duschkabine wiederfinden oder feststellen, dass Ihr Tisch umgekippt ist.«
»Was verursacht das?«
Sie lächelte. » Sie tun es.«
»Ms. Bauer meint damit Sie alle«, sagte Matasumi. »Unsere Versuchspersonen. Ich bezweifle, dass Sie persönlich viel bewirken würden. Werwölfe sind für ihre körperlichen, nicht für ihre geistigen Kräfte bekannt. Diese Vorfälle haben vor ein paar Wochen begonnen, als die Anzahl unserer Versuchspersonen größer geworden ist. Meine Hypothese ist, dass sie das Ergebnis einer hohen Konzentration unterschiedlichster paranormaler Energien sind. Willkürliche Ausbrüche von ungerichteter Energie, die zu ebenso willkürlichen Zwischenfällen führen.«
»Dann passiert das also einfach so? Niemand tut irgendetwas?«
»Es ist bei diesen Erscheinungen weder ein System noch eine mögliche Absicht zu erkennen. Die Vorfälle sind außerdem harmlos. Niemand ist verletzt worden. Wir beobachten sie sorgfältig, weil immer die Möglichkeit besteht, dass die Energie ein gefährliches Niveau erreichen könnte, aber im Augenblick können wir Ihnen versichern, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt.«
»Wenn Dinge anfangen, in der Gegend herumzufliegen, ziehen Sie den Kopf ein«, sagte Bauer. »Machen wir lieber weiter, bevor die nächste Unterbrechung kommt.« Sie zeigte zur Decke hinauf. »Wir sind unter der Erde. Die
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