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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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vergessen, aber die Gesichter würde ich noch erkennen, wenn ich sie nur einen Sekundenbruchteil lang in einem vorbeifahrenden Zug sähe. Ich hörte Stimmen, den Fernseher im Hintergrund, spürte meinen kleinen Körper, dicht an die Wand gedrückt und kaum atmend aus Angst, erwischt zu werden, während ich der Unterhaltung zuhörte und auf »das Gespräch« wartete. Das Gespräch. Wenn sie zugaben, dass es nicht funktionierte, dass ich nicht das war, was sie sich vorgestellt hatten. Sich einredeten, dass sie sich von der Agentur hatten täuschen lassen, dass man ihnen eine blonde, blauäugige Puppe versprochen hatte. Eine kaputte Puppe.
    Sie waren nicht getäuscht worden. Sie hatten einfach nicht zugehört. Die Agenturen hatten immer versucht, sie zu warnen, hatten ihnen immer von meiner Vergangenheit erzählt. Als ich fünf gewesen war, hatte ich miterlebt, wie meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Ich hatte die ganze Nacht an der Landstraße gesessen, hatte verzweifelt versucht, sie aufzuwecken, und im Dunkeln um Hilfe gerufen. Sie hatten mich erst am Morgen gefunden, und danach – ja nun, danach stimmte irgendetwas nicht mit mir. Ich zog mich in meinen eigenen Kopf zurück und kam nur heraus, um Wutanfälle zu bekommen. Ich wusste, dass ich mir alles verdarb. Jedes Mal, wenn eine neue Pflegefamilie mich aufnahm, schwor ich mir, diesmal würde ich dafür sorgen, dass sie sich in mich verliebten. Ich würde der makellose kleine Engel sein, den sie sich wünschten. Aber ich konnte nicht. Ich konnte nur in meinem Kopf sitzen, mir selbst beim Schreien und Toben zusehen, auf die endgültige Zurückweisung warten und dabei wissen, dass es meine Schuld war.
    Ich erzähle diese Geschichte nie. Ich hasse sie. Hasse, hasse, hasse sie. Ich weigere mich, meine Gegenwart aus meiner Vergangenheit heraus zu erklären. Ich wuchs heran, ich wurde stärker, ich kam drüber weg. Ende der Geschichte. Von dem Zeitpunkt an, als ich alt genug war, um zu erkennen, dass meine Probleme nicht meine Schuld waren, war ich entschlossen, die Schuld nicht auf all diese Pflegefamilien abzuwälzen, sondern sie loszuwerden. Sie rauszuschmeißen. Hinter mir zu lassen. Ich konnte mir kaum ein schlimmeres Schicksal vorstellen, als jemand zu werden, der jedem Fremden im Bus die Geschichte seiner verkorksten Kindheit erzählt. Wenn ich erfolgreich war, sollten die Leute sagen, dass ich es zu etwas gebracht hatte – und nicht, dass ich es »in Anbetracht der Umstände« zu etwas gebracht hatte. Meine Vergangenheit war ein privates Handicap, keine öffentliche Entschuldigung.
    Clay war die einzige Person, der ich jemals von meiner Kindheit erzählt hatte. Jeremy wusste ein paar Dinge, die Einzelheiten, die Clay ihm mitgeteilt hatte – damals, als Jeremy sich mit mir als einem frisch gewandelten Werwolf hatte auseinander setzen müssen. Ich hatte Clay an der University of Toronto kennen gelernt – ich war eine Studentin mit Interesse an Anthropologie gewesen, und er hatte eine kurze Vorlesungsreihe gehalten. Ich verliebte mich in ihn. Verliebte mich schnell und gründlich; es war nicht sein Aussehen oder sein Badboy-Image, sondern etwas an ihm, das ich mir nicht erklären kann. Etwas, nach dem ich hungerte, das ich brauchte. Als er mir seine Aufmerksamkeit schenkte, wusste ich, dass dies etwas Besonderes war, dass er sich anderen Leuten normalerweise ebenso wenig öffnete wie ich selbst. Als wir einander näher kamen, erzählte er mir von seiner eigenen verkorksten Kindheit, wobei er die Details überging, die er mir nicht erzählen konnte, ohne sein Geheimnis zu offenbaren. Er erzählte mir von seiner Vergangenheit, also erzählte ich ihm von meiner. So einfach war das. Ich war verliebt, und ich vertraute ihm. Und er missbrauchte dieses Vertrauen auf eine Art, über die ich nie ganz hinweggekommen war, so wie ich nie ganz über die endlose Nacht an der Landstraße hinwegkommen würde. Ich hatte Clay nicht verziehen. Wir hatten die Gespräche über das Verzeihen hinter uns gelassen. Es war nicht möglich. Und er hatte nie um meine Verzeihung gebeten – ich glaube nicht, dass er mit ihr rechnete. Und mit der Zeit hatte ich gelernt, ein Verzeihen nicht mehr von mir zu erwarten.
    Clays Beweggründe dafür, mich zu beißen, waren unerklärlich. Oh, er hatte versucht, sie zu erklären. Viele Male. Er hatte mich nach Stonehaven mitgenommen, damit ich Jeremy kennen lernte, und Jeremy hatte vorgehabt, uns auseinander zu bringen. Clay war in

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