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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Panik geraten und hatte mich gebissen. Vielleicht stimmte es ja. Jeremy bestritt gar nicht, dass er Clays Beziehung mit mir beenden wollte. Aber ich glaube nicht daran, dass Clays Biss völlig ungeplant gewesen war. Der genaue Zeitpunkt vielleicht, aber ich glaube, dass Clay irgendwo im tiefsten Inneren immer bereit gewesen war, es zu tun, sollte sich die Notwendigkeit ergeben – sollte ich drohen, ihn zu verlassen.
    Und was war also passiert, nachdem er mich gebissen hatte? Versöhnten wir uns und ließen das Ganze hinter uns? Kein Gedanke. Ich ließ ihn zahlen, zahlen, zahlen. Clay hatte mein Leben zu einer Hölle gemacht; ich revanchierte mich zehnfach. Ich wohnte monate- oder sogar jahrelang in Stonehaven und verschwand dann ohne ein Wort der Warnung, verweigerte jeden Kontakt, schloss ihn vollkommen aus meinem Leben aus. Ich hatte mir andere Männer gesucht, zum Sex und einmal auch für etwas Längerfristiges. Und wie hatte Clay darauf reagiert? Er hatte auf mich gewartet. Er versuchte sich nie zu rächen, versuchte nie, mich zu verletzen, drohte nie damit, sich jemand anderen zu suchen. Ich konnte ein Jahr lang wegbleiben und dann nach Stonehaven zurückkehren, und er war da und wartete, als wäre ich nie gegangen. Selbst als ich versucht hatte, mir in Toronto ein neues Leben aufzubauen, hatte ich immer gewusst, Clay würde für mich da sein, wenn ich ihn brauchte. Ganz gleich, wie gründlich ich etwas verkorkste oder wie gründlich verkorkst ich selbst war, er würde mich niemals verlassen. Mir niemals den Rücken kehren, mich niemals zurückweisen. Und jetzt, nachdem ich diese Lektion über ein Jahrzehnt lang gelernt hatte, reichte ein Blick von ihm, ein einziger Blick, und ich lag zusammengekauert auf dem Boden und krümmte mich vor Schmerz. Alle Logik und Vernunft der Welt änderten nichts an meinen Empfindungen. So sehr ich daran glauben wollte, dass ich meine Kindheit überwunden hatte, ich hatte es nicht getan. Wahrscheinlich würde ich es niemals können.
    Das Mittagessen kam und ging vorbei. Es wurde nicht von Bauer gebracht, und dafür war ich dankbar. Ich sah sie erst wieder, als es beinahe sechs Uhr war. Als sie meine Zellentür öffnete, überprüfte ich die Tageszeit – ich nahm an, dass sie entweder das Abendessen vorverlegt haben mussten oder dass meine Uhr stehen geblieben war. Aber sie brachte kein Essen mit. Und als sie hereinkam, wusste ich auch, dass es keine verfrühte Mahlzeit geben würde. Etwas stimmte nicht.
    Bauer bewegte sich ohne eine Spur ihrer üblichen selbstsicheren Eleganz. Sie stolperte fast über eine nicht existierende Falte im Teppichboden. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Wangen leuchteten rot gefleckt und sie hatte ein fiebriges Glitzern in den Augen. Zwei Wachmänner folgten ihr in den Raum. Sie winkte sie zu mir hinüber, und sie schnallten mich auf dem Stuhl fest, auf dem ich gesessen und eine Zeitschrift gelesen hatte. Währenddessen vermied Bauer es die ganze Zeit, meinen Blick zu erwidern. Nicht gut. Gar nicht gut.
    »Geht«, sagte sie, als die Wachmänner fertig waren.
    »Sollen wir draußen …«, begann einer der beiden.
    »Ich habe gesagt, geht. Zurück auf eure Posten.«
    Sobald sie fort waren, begann sie auf und ab zu tigern. Kleine, schnelle Schritte. Hin und her, hin und her. Ihre Finger trommelten wie auch sonst gegen die Oberschenkel, aber heute fiel das Trommeln anders aus; kein langsames, bedächtiges Klopfen, sondern schnell. Manisch. Auch ihre Schritte hatten etwas Manisches an sich. Der Blick in ihren Augen. Alles.
    »Weißt du, was das ist?«
    Sie zog rasch etwas aus der Tasche und hielt es hoch. Eine Spritze. Zu einem Viertel mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Oh, Scheiße. Was würde sie jetzt mit mir anstellen?
    »Sieh mal«, sagte ich. »Wenn ich dich mit irgendwas geärgert –«
    Sie wedelte mit der Spritze. »Ich hab dich gefragt, ob du weißt, was das ist?«
    Die Spritze rutschte ihr aus den Fingern. Sie griff hastig danach, als würde das Plastik zersplittern, sobald es auf dem Teppichboden auftraf. Während sie hantierte, fing ich eine Spur eines vertrauten Geruchs auf. Angst. Sie hatte Angst. Was in meinen Augen nach Hektik aussah, war ein Kampf darum, die Kontrolle zu behalten. Sie versuchte verzweifelt, eine Emotion zu verdrängen, die sie nicht gewöhnt war.
    »Weißt du, was das ist, Elena?« Ihre Stimme kletterte um eine Oktave höher. Ein Quieken.
    Hatte sie etwa Angst vor mir? Warum denn? Was hatte ich getan?
    »Was ist es

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