Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
im Augenblick nicht verlassen. Ich redete hastig weiter.
»Also hast du ihnen das weggenommen, was ihnen am wichtigsten war«, sagte ich. »Aber wenn Benicio erfährt –«
»Hörst du mir eigentlich zu? Hast du ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe? Es ist mir egal!«
»Aber du wolltest doch die Unsterblichkeit!«
»Ich wollte ein ewiges Leben mit meiner Frau. Ohne sie ist es nicht mehr wichtig.«
Ein Windstoß fegte durch den Durchgang, und wir e r star r ten alle. Er wiederholte sich. Es war jetzt weniger Wind und vielmehr eine Erschütterung, als wirbelte die Luft aus sich selbst heraus.
Edward tat einen schnellen Schritt zur Seite und hob die Waffe in Lucas’ Richtung. Ich warf mich ebenfalls zur Seite, um mich in den Weg zu stellen, aber das Rumoren in der Luft war jetzt so heftig geworden, dass ich auf ein Knie fiel. Als ich mich drehte, um das Gleichgewicht zu behalten, fuhr der Schmerz durch die nicht verheilte Stichwunde, und ich keuc h te.
»Beweg dich nicht, Paige«, bat Lucas. Seine Stimme klang angespannt. »Bitte, beweg dich nicht.«
Ich versuchte Edward zu sehen, ohne den Kopf zu dr e hen. Er hielt die Waffe auf meine Brust gerichtet.
»Tu es nicht«, sagte Lucas. »Sie hat dir nichts getan. Wenn du sie gehen lässt, kann ich dir versprechen –«
Edward riss die Waffe herum. »Halt den Mund.«
»Hör auf ihn, Edward«, sagte ich. »Wenn du jetzt au f hörst, kannst du mit Natasha zusammen sein.«
»Natasha habe ich verloren!«
»Nein, du hast sie noch nicht verloren. Sie ist ein Geist.«
Seine Lippen verzogen sich. »Du verlogenes Drec k stück. Du würdest alles sagen, um ihn zu retten, stimmt’s?«
Die Waffe schwenkte wieder zu mir hin. Dann begann die Luft rings um uns her zu prasseln und zu knattern, und er richtete die Waffe wieder auf Lucas.
»Ich habe gesagt, versuch’s mit Magie, und –«
Hinter Lucas wurde die Luft dunkel; dann zerbarst der Hintergrund wie ein zerschmetterter Spiegel. Licht strö m te hindurch. Die Gestalt einer Frau erschien in dem Licht. Edward sah auf und starrte.
»Nat – ? Natasha?«
Sie streckte die Hand nach ihm aus. Edward machte e i nen langsamen, vorsichtigen Schritt vorwärts. Dann plöt z lich erstarrte Natashas Körper mit einem Ruck. Das Loch rings um sie herum schimmerte. Ihre Augen wurden weit; ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Dann stürzte sie nach hinten, zurück in das gähnende Loch, die Arme immer noch nach Edward ausgestreckt.
»Nein!«, brüllte Edward.
Die Waffe zuckte; dann fiel sie auf den Boden, als er auf das Portal zustürzte. Ich schwöre Ihnen, das war das Er s te, was ich sah, und in diesem Moment wusste ich, dass Lucas außer Gefahr war. Dann kippte er nach hinten, ein dunkles Loch dort, wo die Brusttasche hätte sein müssen. Erst in diesem Moment hörte ich den Schuss, der in dem Durchgang widerhallte.
Ich rappelte mich auf. Lucas fiel immer noch, in das Loch hinein. Das Licht verschluckte seinen Kopf, seine Brust, schließlich seine Füße.
Ich warf mich hinterher.
54
Durch die Hintertür
I
ch hüpfte auf einem Bett herum, hüpfte, so hoch ich kon n te, und jedes Mal, wenn meine Füße aufkamen, stieß ich einen Kreischer aus. Jemand sang. Meine Mu t ter? Nein, es war eine jüngere Stimme, die sich große Mühe gab, zu singen, ohne dabei zu lachen.
»Fünf kleine Äffchen hüpfen auf dem Bett ,
Eins fällt runter und plumpst aufs Parkett ,
Kam der Onkel Doktor und sprach: Das ist ja nett!
Schluss mit dem Äffchengehüpfe auf dem Bett!«
»Noch mal!«, schrie ich. »Noch mal!«
»Noch mal?«, lachte die Stimme. »Wenn du das Bett deiner Mutter ruinierst, sind wir beide geliefert!«
Ich reckte meine rundlichen Fäuste in die Luft, als ich hochsprang; dann verlor ich das Gleichgewicht und land e te mit dem Gesicht nach unten in den Kissen. Jemand griff nach mir, um mich aufzuheben, aber ich schob die Hände weg, sprang auf und drehte mich im Hüpfen um.
»Noch mal! Noch mal!«
Ein dramatischer Seufzer. »Noch ein einziges Mal, Pa i ge. Ich meine es ernst. Das ist das letzte Mal.«
Ich kicherte. Natürlich würde es keinesfalls das letzte Mal sein. »Fünf kleine Äffchen –«
Ich stöhnte, und der Traum verblasste, aber das Lied konnte ich immer noch hören, und es war noch dieselbe Person, die sang. Die Stimme war drauf und dran, irgen d eine Erinnerung auszulösen, aber sie verflog, bevor ich sie fassen konnte.
Ich öffnete die Augen und sah – nichts. Eine kalte,
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