Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)
und Sparsamkeit. Immer wenn ein Kunde ein Produkt oder eine Leistung erwirbt, will er sich darauf verlassen können, dass es tatsächlich hält, was es verspricht. Um Kunden in dieser Erwartung zu bestärken, werden ihnen seitens des Unternehmens beispielsweise Garantien eingeräumt. Es sollte das innere Anliegen eines Unternehmers sein, verlässlich zu bleiben. Was der Kunde jedoch gar nicht akzeptiert, ist Verschwendung. Deswegen muss der Unternehmer sparsam sein, das heißt, angemessen mit Ressourcen umgehen. Gemeint sind nicht nur Rohstoffe, Energie und Humankapital (Geist), sondern insbesondere die Lebenszeit von Menschen, die sich mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Geist an dem Unternehmen im weitesten Sinne beteiligen. Sparsamkeit darf auf keinen Fall mit Geiz verwechselt werden. Geiz ist eine unangemessene Zurückhaltung von Ressourcen und kann für ein Unternehmen genauso schädlich sein wie die Verschwendung von Ressourcen. Ich darf nicht an der Qualität sparen, sondern muss am Aufwand sparen, etwa an der Ausgestaltung der Läden oder an der Breite des Sortimentes. Deswegen muss man beides verbinden, Qualität und Preis.
Wenn die Bürger also sicher wären, dass sie für ihre Steuern und Abgaben Leistungen für die Gemeinschaft bekämen, angemessen in Qualität und Preis, dann würden sie genauso selbstverständlich Steuern bezahlen wie sie im Restaurant ihre Zeche begleichen.
Solche Dinge bespreche ich bis heute besonders gern mit Benediktus Hardorp, der dazu viel Kluges publiziert hat.
Dass wir das falsche Steuersystem haben, erlebt jeder Existenzgründer – und zwar erst recht, wenn er erfolgreich ist. Die meisten machen nämlich den Fehler, dass sie sich über die Gewinne freuen, die sie machen. Wenn man mit seinem Pionierunternehmen den richtigen Nerv getroffen und entsprechenden Erfolg hat, dann macht man am Anfang recht hohe Gewinne, weil man in der Regel noch keine hohen Belastungen hat. Man freut sich also über die Gewinne und bestellt sich gleich ein luxuriöses Auto oder eine schicke High-Tech-Ausstattung und vergisst gern, dass man noch Steuern bezahlen muss. Das Finanzamt braucht nämlich meistens fast zwei Jahre, bis es einen Existenzgründer entdeckt, und dann verlangt es nicht nur rückwirkend die Steuern für die vergangenen zwei Jahre, sondern auch gleich noch die Vorauszahlung für das nächste Jahr. Man zahlt also auf einen Schlag Steuern für drei Jahre. Wenn man da keinen guten Banker hat, dann ist das oftmals die Situation, in der man sein Geschäft verkaufen oder einen Teilhaber hineinnehmen muss.
Denn Gewerbesteuer, Einkommenssteuer und Kirchensteuer, was alles so dazugehört, halbieren über den Daumen gerechnet den Gewinn. Deswegen halte ich unser Einkommensteuersystem gegenüber neuen Initiativen für feindlich; es bevorzugt etablierte Unternehmen, die aufgrund von hohen Abschreibungen im Verhältnis zu ihrem Volumen fast keine Steuern zahlen. Ein interessantes Phänomen. Denn was tut der etwas erfahrenere Unternehmer nun? Er fängt an, die Steuern genauso wie Rohstoffe, Miete und alles andere einzukalkulieren, damit er auch nach der Steuerzahlung ausreichend und angenehm leben kann.
Steuern – der eine zahlt sie, der andere trägt sie
In diesem Zusammenhang bin ich darauf aufmerksam geworden, dass ich als Unternehmer in Wirklichkeit gar keine Steuern trage. Das wundert die Menschen immer, und es scheint sehr schwer, diesen Gedanken zu fassen. Aber kein Unternehmer trägt seine Steuern. Er zahlt sie, aber er trägt sie nicht. Die Steuern sind in alle seine Produkte »eingepreist«, sonst kommen ja nicht die Gewinne nach Steuern heraus, die er braucht, um davon zu leben. Unternehmer bezahlen Steuern nur in dem Maße, wie es ihnen gelingt, sie an den Kunden weiterzuverkalkulieren. Denn wenn man die Steuern nicht verkalkulieren kann, dann geht ein Unternehmer pleite. Wenn er pleite geht, zahlt er keinen Steuern mehr.
Jede Klavierlehrerin muss sich fragen, wenn sie ihren Preis für die Klavierstunde festlegt, wie viel Steuern sie bezahlen muss. Jeder Gärtner, jeder Schuster, jeder Automechaniker tut das. Und im Grunde tut das auch jeder Arbeitnehmer, der zwar einen Bruttolohn bekommt, aber nur netto denkt.
Wenn die Einkommensteuer erhöht wird, dann erhöhen sich die Preise; das gilt auch für die Lohnsteuer: Denn wenn die Angestellten mehr Steuern bezahlen müssen, dann verlangen sie höhere Bruttolöhne, damit sie am Ende netto dasselbe herausbekommen. Und wenn sich die
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