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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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welchem Schacht war der Ruf gekommen? Schon setzten sich
Männer hastig in Bewegung, und als sie sich um einem Krater sammelten und
hinunterschauten, war klar, dass es sich um die Mine von Ralph » Church « Gilchrist handelte, dem Viehtreiber aus der Gegend von Toowoomba. Da Opale nur
unter der Erde zu finden waren, mussten Schächte ausgehoben und dann parallel
zur Oberfläche Stollen gegraben werden. Für Hannah, die ebenfalls zur
Unglücksstelle gelaufen war, schien nicht Churchs Schacht eingebrochen zu sein,
sondern der davon abzweigende Stollen nachgegeben zu haben.
    »Alles in
Ordnung mit dir, mein Junge?«, brüllte Mike Maxberry nach unten.
    Mit
gequetschter Stimme kam zurück: »Holt mich hier raus. Die Decke kommt gleich
runter. Vielleicht beeilst du dich 'n bisschen, wenn ich dir verrate, dass ich
in der Hand 'nen Opal hab, der so groß ist wie dein Arsch.«
    Inzwischen
umstand die gesamte Gruppe den Rand des Kraters und spähte hinunter in die
Dunkelheit. Charlie Olde hielt sich die zu einem Trichter geformten Hände an
den Mund und rief: » Church, du
ausgemachter Blödmann, kannst du uns hören? Wenn du tot bist, dann antworte
gefälligst.«
    Obwohl die
Männer Witze rissen, stand ihnen die Angst ins Gesicht geschrieben. Noch war
keiner Opfer eines Stolleneinbruchs geworden, aber diese Gefahr drohte ständig;
wenn sie morgens hinunterkletterten, beherrschte sie anfangs nur ein Gedanke:
Ob es mich wohl heute trifft, lebendig begraben zu werden?
    »Ich
brauch den Eimer!«, brüllte Church nach oben.
    Jamie
O'Brien rief nach der Hebewinde, einer sperrigen Vorrichtung, die
sich nur mit Hilfe von sechs Männern bewegen und über dem Schacht aufstellen
ließ. Jamies Leute hatten sie unter anderem aus Wagenbrettern und Achsen
gefertigt. Sie bestand aus einem Fass, das in horizontaler Lage auf vertikalen
Stützen ruhte und von zwei Kurbelwellen bewegt wurde, so dass sich das
Führungsseil also, je nachdem, ob der Eimer auf- oder abwärts gehievt wurde, um
das Fass wand oder entrollte. Eingesetzt wurde diese Hebewinde, um den
anfallenden Abraum beim Ausschachten einer Mine - eines gigantischen
Wunschbrunnens, wie Hannah befand - nach oben zu befördern.
    »Ich lass jetzt den Eimer runter, Ralph!«, rief Jamie
O'Brien, während er letzte Hand an die Hebewinde legte. »Kannst du
dir den Weg aus dem Stollen bahnen?«
    O'Brien brauchte längst keine Beinschiene mehr, auch keine Krücken, wenngleich
er beim Gehen noch etwas humpelte. Da er beim Hantieren mit der sperrigen
Hebewinde sein Hemd ausgezogen hatte und sein Oberkörper schweißnass in der
Nachmit tagssonne glänzte, konnte Hannah den Blick von seinem
drahtigen Körper einfach nicht abwenden.
    Sie spürte
ein Verlangen nach diesem Jamie O'Brien, das ständig
größer wurde und sie erschreckte. Nein, verliebt war sie nicht in ihn. Ihr Herz
gehörte weiterhin Neal. Aber ihr Körper folgte eigenen Gesetzen.
    Gestern
beim Abendessen, es hatte einen gebratenen Waran und Damper gegeben, hatte er sie gefragt: »Wann nennst du mich endlich Jamie ?« Und sie
hatte erneut Ausflüchte gemacht: »Auch in der Wildnis, Mr. O'Brien, gilt es, die Form zu wahren. Ich würde sogar sagen, gerade weil wir in der Wildnis sind, ist dies umso mehr geboten.«
    Dabei
wusste sie, dass dieses förmliche »Mr. O'Brien« mehr damit zu tun hatte, eine
Schranke zwischen sich und diesem Mann, den sie so unverschämt attraktiv fand,
aufrechtzuerhalten. Und weil sie ahnte, dass Jamie O'Brien das Gleiche für sie empfand - seine Blicke, das selbstbewusste
Lächeln, das er ihr über das Lagerfeuer hinweg zuwarf, waren beredt genug -,
befürchtete sie, dass sie ihm, sobald er einen Annäherungsversuch machte,
keinen Widerstand leisten würde.
    Sie strich
sich die Strähnen aus dem Gesicht und verfolgte, wie der Eimer in den Schacht,
der gerade mal breit genug für einen Mann war und nur wenig Ellbogenfreiheit
einräumte, hinuntergelassen wurde. Der Wind in dieser Wüste blies
unaufhörlich, Tag und Nacht, heiß und kalt, von Norden nach Süden, von Osten
nach Westen. Ständig musste Hannah ihre Röcke festhalten und ihr Haar bändigen.
Ihre Haube hatte der Wind längst mit sich fortgetragen.
    Doch das
machte ihr nichts weiter aus. Seit sie den Verband von Jamies Schienbein
entfernt und eine sauber verheilte Wunde erblickt hatte, war sie wie beflügelt
von der Erkenntnis, dass Jod bei ernst zu nehmenden Wunden und somit auch bei
offenen Brüchen Infektionen verhinderte. Welch andere Wunder

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