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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Rosengarten nicht mehr da war, aber immerhin war Hannah
erleichtert, dass das, was immer um das Australia Hotel
herum geschehen war, sich nicht bis hierhin ausgeweitet hatte.
    Jamie, der
neben ihr saß, dachte ebenfalls an den verschwundenen Rosengarten. Wo wohl
dieser arme Dingo abgeblieben war, der aus seinem Jagdrevier hatte weichen
müssen?
    In
Adelaide herrschte eine eigenartige Stille. Hannah fragte sich schon, ob sie
sich verrechnet hatten und heute Sonntag war. Aber da die Saloons geöffnet hatten, konnte das nicht sein. Dennoch herrschte weniger
Verkehr, waren weniger Fußgänger unterwegs. Und dann sah sie die »Zimmer
frei«-Schilder an den Hotels.
    Hatte sich
die Epidemie, der Liza und andere zum Opfer gefallen waren, bis in die Stadt
ausgebreitet? Hannah nahm sich vor, gleich nach dem Besuch beim Juwelier aufs
Postamt zu gehen und nachzufragen, ob eine Nachricht von Neal vorlag. Sie
hoffte inständig, dass er noch nicht nach Adelaide zurückgekehrt war.
    Vor Grootenboers
Juweliergeschäft in der Flinders Street
hielt Jamie an. Während er die Pferde an dem dafür vorgesehenen Pfosten anband,
schwangen sich auch die anderen aus dem Sattel und fuhren sich über das
verschwitzte Gesicht. Es verstand sich von selbst, dass sie so schnell wie
möglich ihr Geld wollten, um sich gleich anschließend irgendwo ein Bad zu
gönnen sowie eine ausgiebige Mahlzeit und weibliche Gesellschaft zu genießen.
Als Hannah bemerkte, dass die Backsteinmauer neben Grootenboers Laden mit Zeitungen
beklebt war, überflog sie sie hastig nach Schlagzeilen über die Ankunft der
Oliphant-Expedition in Perth. Hatte es
die Gruppe Neals Kalkulation entsprechend tatsächlich in sechs Monaten
geschafft? Von Perth nach
Adelaide war es dann nur noch eine zweiwöchige Seereise. Aber es gab keine
diesbezüglichen Nachrichten.
    Und dann
fiel ihr Blick auf etwas, was sie zu Eis erstarren ließ. Ein Fahndungsplakat,
auf dem ein Gesicht abgebildet war!
    Es war
eindeutig das Gesicht von Jamie O'Brien. Das neue Gravur-Verfahren und die
Herstellung von Klischees, erstmals eingesetzt von der London Illustrated News, hatte inzwischen auch in den fernen Kolonien Einzug
gehalten und wurde von der Polizei zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt.
    »Jamie«,
sagte sie leise und deutete, als er sich zu ihr umwandte, auf die Mauer.
    »Was ist
...«, hob er an. Als gleich darauf sein Blick auf das Plakat fiel, verzerrte
sich sein Gesicht. Jemand hatte ihn einem Künstler so gut beschrieben, dass die
Gravur eine bemerkenswerte Ähnlichkeit aufwies. Noch unangenehmer war, dass
der Liste seiner Vergehen eine weitere Straftat hinzugefügt worden war:
Pferdediebstahl.
    »Der Kerl
beim Pferderennen hat den Betrug also doch angezeigt«, sagte er. »Keine
Ahnung, ob ich genug Geld hab, mich aus dieser Geschichte freizukaufen. Bei
Pferdediebstahl droht der Strick.«
    Wie es
jetzt weitergehen würde, konnte sich Hannah gut vorstellen: Jamie konnte sich
nirgends mehr unbehelligt zeigen, konnte sich nicht mehr aufhalten, wo er
wollte, sich nicht mehr auf Tricksereien verlegen, sich nie mehr die Freiheit
herausnehmen, außerhalb des Gesetzes zu leben.
    Er wies
Maxberry an, mit den anderen draußen zu bleiben, und betrat, ein Taschentuch
vor dem Mund, um einen Teil seines Gesichts zu verdecken, zusammen mit Hannah
den Laden des Juweliers.
    Ein
pausbäckiger Gentleman mit weißem Haar, der auf einem Hocker hinter dem
Ladentisch saß, erhob sich, kaum dass die beiden Kunden eingetreten waren.
»Willkommen, willkommen, wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«, fragte er mit
holländischem Akzent.
    Bärtige
und sonnenverbrannte Männer in verdreckten und zerschlissenen Kleidern waren
in Adelaide ein gewohnter Anblick. Goldgräber, Forscher, Vieh- und Schaftreiber
auf der Suche nach einem Bad, einem sauberen Bett und einem Neuanfang drängten
häufig genug in die Stadt. Und da das Erscheinungsbild eines Mannes nie darauf
schließen ließ, wie reich er war, behandelte Mr. Grootenboer wie andere
Geschäftsleute in Adelaide auch Jamie und Hannah so respektvoll, als wären sie
in einer eleganten Kutsche vorgefahren.
    Wie um
sich den letzten Outback-Staub aus den Lungen zu husten, hielt sich Jamie
weiterhin das Taschentuch vor den Mund. »Die hier haben wir gefunden«, sagte er
und legte ein paar Gesteinsklumpen auf den Verkaufstisch. Mit den anderen war
abgesprochen, die Opale in ganz Adelaide zum Verkauf anzubieten, nicht nur in
einem Laden.
    Mr.
Grootenboer griff nach einem der

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