Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
Vom Netzwerk:
er sich gern zurückzog, war Fintan ein wertvolles Mitglied der Expedition
geworden. Wenn Wagen stecken blieben, Achsen und Räder brachen, waren Fintans
Fähigkeiten gefragt; mittlerweile wurde er als Erster gerufen, wenn es etwas zu
reparieren galt. Er kam dem gern nach. Deshalb war er ja mitgekommen und hatte
sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Traurig war er nur, dass Mr. Scott nicht
mehr da war, und der Gedanke, Sir Reginald die wertvolle Kamera-Ausrüstung und
die wissenschaftlichen Instrumente überlassen zu müssen, wenn sie in Perth anlangten, behagte ihm ganz und gar nicht. Schon weil er das Gefühl
hatte, dass dies nicht in Mr. Scotts Sinn war.
    »He!«,
rief John Allen und sprang auf. »Da kommen Abos auf uns zu!«
    Alle
blinzelten in die Nachmittagssonne, und als sie die mit Speeren bewaffneten
Schwarzen näherkommen sahen, griffen sie nach ihren Gewehren.
    Gerade
noch rechtzeitig hob einer der Eingeborenen den Arm. »Nicht schießen! Ich bin's, Neal Scott!«
    Verdutzt
schauten sich die Mitglieder der Expedition an. Aber dann, nach einem Moment
des Unglaubens, liefen sie ihrem seit langem vermissten Kameraden entgegen und
hießen ihn willkommen. Die beiden Begleiter von Neal strichen ihm, ein Lebewohl
murmelnd, über die Arme, ehe sie traurigen Blicks kehrtmachten und sich auf
den Rückweg begaben.
    Lange
blickte Neal ihnen nach, ehe er die freudige Begrüßung der
Expeditionsteilnehmer über sich ergehen ließ. »Wir haben angenommen, dass Sie
tot sind, Mann!«
    »Aborigines
haben mich gefunden«, sagte Neal und sah sich nach Sir Reginald um. »Sie haben
mir das Leben gerettet.«
    »Sie waren
die ganze Zeit über bei Abos? Dann haben Sie bestimmt eine Menge zu erzählen!«
Mit großen Augen nahmen sie seine tätowierte Brust zur Kenntnis. Als sie sie
aus der Nähe betrachten wollten, wich Neal zurück. Die Männer stanken ja
geradezu abstoßend!
    Begleitet
von tausend Fragen auf einmal, wurde Neal ins Lager gebracht. Den Gesichtern
nach zu schließen fehlte keiner. Und in der Einzäunung, in der die Pferde
untergebracht waren, entdeckte er seine kastanienbraune Stute, die er geritten
hatte, als der Sandsturm losbrach.
    Fintan
drängte sich vor, umarmte Neal stürmisch. »Gott sei Dank!«, schluchzte der
Einundzwanzigjährige.
    Neal
lächelte. »Was für eine anrührende Begrüßung, Mr. Rorke.«
    Fintan
trat zurück und fuhr sich mit dem Ärmel unter die Nase. Wie bei den anderen war
sein dichtes schwarzes Haar um ein gutes Stück gewachsen, an seinem Kinn
dagegen spross nur ein spärlicher Flaum. »Ihre gesamte Ausrüstung ist
unangetastet vorhanden, Sir. Ich habe zu keiner Zeit Ihre Kiste geöffnet. Alles
ist so, wie Sie es verlassen haben.«
    »Danke.«
Neal dachte an Hannahs Handschuh
und konnte es kaum erwarten, ihn zu befühlen.
    »Ich
wollte zurückbleiben, Mr. Scott«, sagte Fintan leise. Tränen glitzerten in
seinen ausdrucksvollen großen Augen. »Als Sir Reginald nach dem Sandsturm noch
vor Tagesanbruch den Aufbruch anordnete, hab ich gesagt, wir mussten dableiben
und nach Ihnen suchen. Das zu tun stehe mir frei, gab er zurück, aber Wagen und
Pferde nehme er mit.«
    »Schon
gut, Fintan«, erwiderte Neal und schaute hinüber zu Oliphants Zelt, in dem nach
Auskunft der anderen der Leiter der Expedition ein Schläfchen hielt. »Sie
hätten nicht anders handeln können.«
    »Dafür
habe ich Ihre Ausrüstung und die Chemikalien sicher bewahrt. Nichts ist
explodiert. Und ich hab dafür gesorgt, dass keiner was anfasst. Ihre Kamera
funktioniert weiterhin tadellos.«
    Neal
wandte sich wieder seinem jungen Assistenten zu. »Gleich morgen fange ich an zu
fotografieren. Bis Perth liegt noch
eine hübsche Strecke vor uns. Da ergibt sich bestimmt noch Gelegenheit für
faszinierende Landschaftsaufnahmen.«
    In weißem
Hemd und ebenso weißen Shorts tauchte jetzt Sir Reginald aus seinem Zelt auf,
rotgesichtig wie immer und mit wehendem schlohweißen Haar und Bart. »Großer
Gott, ist das Mr. Scott?«, dröhnte er und kam mit ausgestreckten Armen auf Neal
zu.
    Neal
jedoch hielt weiterhin mit einer Hand seinen Speer umklammert, ließ die andere
lässig hängen.
    Der
walrossartige Schnauzbart des Älteren blähte sich, als er lospolterte: »Wir
dachten, wir würden Sie nie wiedersehen! Wie man sich doch täuschen kann! Wohl
zum Abo geworden, wie? Na, Sie werden uns ja tolle Sachen zu berichten haben!«
    »Eine
Zeitlang«, entgegnete Neal ruhig, ohne Sir Reginald aus den Augen zu lassen,
»glaubte ich auch

Weitere Kostenlose Bücher