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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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zu
besuchen. Sir Marcus Iverson, der angesehene Leiter des Hospitals mit einer
zusätzlichen Privatpraxis im besseren Teil der Stadt, konnte nur vermuten,
dass es christliche Nächstenliebe war, die die in Zartgelb gekleidete junge
Dame, der die Novemberhitze nichts auszumachen schien, hierherführte.
    Dass sie
eine Ledertasche bei sich hatte, weckte seine Neugier umso mehr.
     
    Am oberen
Ende der Treppe angelangt, blieb Hannah erst einmal stehen und drückte sich
ein Taschentuch an die Kehle. Der Sommer schien vorzeitig Einzug gehalten zu
haben. Oder aber es war die Freude darüber, endlich ihr Traumhaus auf dem Land
gefunden zu haben, die sie vermehrt transpirieren ließ.

Im
Augenblick bewohnte sie ein kleines Haus etwas abseits der geschäftigen Collins Street. Ihr privater Bereich befand sich im oberen Stockwerk, im
Erdgeschoss hatte sie eine Praxis eingerichtet, in der sie an fünf Vormittagen
in der Woche Patienten behandelte. Aus Adelaide hatte sie Mrs.
Sparrow, ihre Haushälterin, mitgebracht und zusätzlich zwei
Dienstboten eingestellt. Jetzt trug sie sich mit dem Gedanken, eine Assistentin
zu engagieren, die ihr, nicht anders als sie selbst seinerzeit Dr.
Davenport geholfen hatte, bei der Ausübung ihres Berufs zur Hand
gehen sollte. Seit sie damals, an diesem hinreißenden Morgen in Coober Pedy,
beschlossen hatte, sich als Heilpraktikerin zu bezeichnen, war es stets
aufwärts gegangen. Nicht nur dass ihr Wartezimmer immer voll war; da viele
ihrer Patientinnen wohlhabend waren, wurde sie auch zu den Treffen eines
beliebten gesellschaftlichen Zirkels eingeladen und unterhielt zu vielen von
ihnen inzwischen freundschaftliche Beziehungen.
    Da Hannah
grundsätzlich niemanden abwies, kamen auch viele Mittellose in ihre
Sprechstunde, und eine von ihnen war Nellie Turner.
Sie war vor einem Monat in der Praxis vorstellig geworden und hatte Hannah
gebeten, ihr zu gegebener Zeit bei der Geburt ihres Kindes beizustehen. Heute
Vormittag dann, bei ihrer Rückkehr von einem Krankenbesuch auf dem Lande, hatte
Hannah erfahren, dass bei Nellie vorzeitig
die Wehen eingesetzt hätten und sie von Freunden ins Victoria Hospital gebracht
worden sei.
    Deshalb
war sie jetzt hergekommen. Sie wollte sich vergewissern, dass Nellie die Entbindung problemlos überstanden hatte und es ihr gut ging. Als
sie die Reihen von Patientenbetten auf der Frauenstation passierte, dachte sie
an das schöne Anwesen, das sie auf der Straße nach Bendigo entdeckt hatte -
eine Kleefarm mit ein paar Schafen und Rindern und einem hübschen Häuschen,
das durchaus den Vergleich mit Seven Oaks aushielt.
Hannah hatte ihre Kutsche angehalten und nach einem Rundumblick über die
Koppeln und grünen Felder gewusst, dass sie dieses Grundstück haben musste. Der
Name der Farm, über dem Tor in Holz geschnitzt, lautete Brookdale, und an einem
Pfosten war ein Schild mit der Aufschrift »zu verkaufen« angebracht. Von einem
Nachbarn hatte sie in Erfahrung gebracht, dass der Eigentümer Charlie Swanswick
hieß und den Besitz liebend gern veräußern wollte. Das Problem war nur, dass
sich Charlie zusammen mit Tausenden anderer Männer unter die Goldgräber
begeben hatte und nicht aufzufinden war. Dem Vernehmen nach hatten bereits zwei
weitere Interessenten angefragt; wenn sie das Anwesen erwerben wollte, musste
sie also schleunigst mit diesem Charlie Kontakt aufnehmen.
    Das wollte
sie auch tun, sobald sie sich von Nellie Turners
Wohlbefinden überzeugt hatte. Sie hatte vor, einen Agenten in den Norden zu
schicken, damit er Charlie Swanswick ausfindig machte und ihm ein Angebot
unterbreitete.
    Auf ihrem
Weg entlang den zwei Bettenreihen, zwanzig auf jeder Seite des Saals, belegt
mit Patientinnen, die entweder an Ruhr erkrankt waren, an Lungenentzündung oder
an Influenza oder sich einen Knochenbruch zugezogen hatten, lächelte sie die
Besucher an, die gekommen waren, um sich um ihre Angehörigen zu kümmern. Da es
Verwandten und Freunden oblag, dafür zu sorgen, dass ein Patient gefüttert,
gewaschen und gesund gepflegt wurde, war der Lärm auf der Station beträchtlich
- Kinder tobten herum, während Ehemänner sich um ihre Frauen kümmerten und
Mütter um ihre Töchter. Die einzige Bedienstete auf der Station war eine
behäbige Frau, die in einem langen grauen Kleid, das Haar unter einer Haube
versteckt, mit einem feuchten Mopp den Boden wischte. Mit den Patienten hatten
solch dienstbare Geister kaum mehr zu schaffen als Nachtgeschirre zu leeren und
den Boden zu

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