Wood, Barbara
ihrer Haut zu
spüren und nicht zuletzt Neals Berührungen an Stellen, die ihre Lust erneut
anstachelten. Sie drängte sich an ihn, und wieder küssten sie sich voller
Leidenschaft.
Den Kopf
an seine Brust gelehnt, sagte sie: »Die Erfahrungen, die du im Outback gemacht
hast, ähneln in vieler Hinsicht dem, was ich mit Jamie O'Brien und seinen
Männern erlebt habe. Es ist, als wären wir immer zusammen gewesen.«
»Das waren
wir auch. In Gedanken.«
Er sah sie
lange an, nahm jede Einzelheit ihres Gesichts wahr, während sich seine Hände
über ihren Rücken tasteten. »Wir haben uns beide verändert, Hannah, mein
Liebling. Du bist inzwischen eine Heilpraktikerin, hast eine Praxis und
Patienten. Und das hast du ganz allein geschafft. Die Aborigines würden sagen,
dieser Beruf war dir von Anfang an bestimmt. Sie würden sagen, dass du deinem
Traumzeitpfad folgst.«
Er küsste
sie wieder und erbebte nicht nur vor Lust, sondern weil ihn gleichzeitig eine
neue Erkenntnis überwältigte. »Ich dachte, ich wüsste, was Liebe ist«, sagte er
und küsste ihre Wangen, ihren Hals, ihre Schulter. »Aber ... ach Hannah,
Liebste, mir fehlen die Worte.« Mit der Fingerspitze umfuhr er ihr Kinn. »Ich
möchte nie wieder von dir fort«, sagte er. »Eigentlich hatte ich vor, mich
morgen in den Norden zu begeben, in eine Gegend jenseits von Bendigo. Weil ich
nämlich auf dem Weg von Sydney einem alten Goldgräber begegnet bin, der mir von
einer heiligen Stätte der Aborigines erzählte, die er letztes Jahr entdeckt hat
- eine ungewöhnliche Felsformation aus riesigen Gesteinsblöcken im Waldgebiet
nördlich von Bendigo. Als er unterirdische Höhlen erforschte, sei er auf sehr
alte Kunst der Eingeborenen gestoßen:
Hunderte,
vielleicht Tausende Abdrücke von Händen an den Wänden, vor vielen hundert
Jahren angebracht, manche davon in einer Höhe, die normalerweise ein Mensch gar
nicht erreichen kann. Als ich sagte, ich würde mir das gern anschauen, meinte
er, dann täte ich gut daran, mich zu beeilen, denn unweit der Höhle habe er ein
Quarzriff entdeckt, und sobald das bekannt werde, würden Scharen von
Goldgräbern dort einfallen.«
»Dann
musst du so schnell wie möglich hin«, sagte Hannah.
»Aber
jetzt, wo ich dich gefunden habe, kann ich dich doch nicht schon wieder
verlassen!«
»Neal, im
Hospital ist Fieber ausgebrochen. Als Erstes bei einer Patientin, die ich dort
liegen habe. Ich muss gleich
morgen früh wieder hin und Dr. Iverson helfen, die weitere Verbreitung zu verhindern.
Geh zu der Höhle der Hände und komm mit wunderbaren Fotos zurück, damit ganz
Melbourne sie bestaunen kann.«
Neal
schloss sie in die Arme, und während sie sich küssten, klang in Hannah nach,
was sie eben geäußert hatte, gepaart mit leisem Zweifel. Neal muss hinaus in die Einsamkeit der Wildnis, überlegte sie, und ich gehöre
hierhin, wo Menschen sind. Wie sollen wir da je zusammenleben? Wann sehen wir
uns da? Und wo sollen wir wohnen? Über einem Fotoatelier etwa? Das geht nicht.
Ich brauche entsprechende Räumlichkeiten, um Patienten zu behandeln. Und Neal
kann nicht über der Praxis einer Hebamme wohnen, die rund um die Uhr
einsatzbereit zu sein hat.
Sie genoss
es, sich von Neal in Wärme und Liebe einhüllen zu lassen, und versuchte, die
Fragen, die sie unvermittelt heimsuchten, weit von sich zu schieben. Konnten
zwei Menschen, die sich derart unterschiedlichen Pfaden verschrieben hatten,
überhaupt ein gemeinsames Leben führen?
43
Nur mit
Mühe gelang es Fintan Rorke, seine Aufregung zu unterdrücken, als er sich im Queen's Theater der Garderobe von Miss Star näherte. Den ganzen Tag über hatte
er in seiner Werkstatt gesessen und an einem Bilderrahmen gearbeitet, hatte
kunstvoll zarte Rosenknospen und winzige Stare in das Holz geschnitzt - und
dabei ohne Unterlass an Alice Star und ihre kurze Begegnung im Addison gestern
Abend gedacht. Wie er da im Schein der Lampe gestanden hatte, die Rolle mit
Schnur und die Schere in der Hand, überwältigt vom Glanz und dem Zauber, die
Miss Star in dem muffig riechenden Raum verbreitete. Sie hatte ihn für heute
nach der Vorstellung hinter die Bühne eingeladen, und jetzt war er da, in
seinem besten schwarzen Gehrock und der seidigen Melone, ein kleines Päckchen
in der Hand. Er hatte ihr etwas Wichtiges zu sagen.
Auf sein
Anklopfen hin öffnete eine grauhaarige Frau in einem kastanienbraunen
Satinkleid mit weißen Spitzenmanschetten und Kragen und einer weißen
Spitzenhaube die
Weitere Kostenlose Bücher