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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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tiefdunkle
Meer um einige Schattierungen heller wurde, bis schließlich limonengrünes
Wasser weiße Sandstrände umspülte und jenseits davon eine bewaldete Ebene
sichtbar wurde, die sich bis hin zu irgendwelchen Bergen erstreckte.
    Vor allem
das limonengrüne Gewässer war es, das Staunen und Begeisterung hervorrief. Noch
nie hatten diejenigen, die von feuchten, nebligen Inseln stammten, etwas derart
Überwältigendes zu Gesicht bekommen. Blieb nur zu hoffen, dass es an ihrem
Ziel - Adelaide, Melbourne oder Sydney - ebenso schön sein würde.
    »Perth«,
hob jetzt Mr. Simms, der Steward an, »wurde vor siebzehn Jahren gegründet.
Gleich zu Beginn kam es zu feindlichen Auseinandersetzungen zwischen den
britischen Siedlern und den Ureinwohnern, den Aborigines. Diese Schwarzen kämpften wie die Löwen um ihr Land, obwohl sie nichts
damit anzufangen wussten. Die englischen Siedler hingegen legten Getreidefelder
an und betrieben Viehzucht, sie machten sich das Land zunutze. Aber die Schwarzen bewiesen keinerlei Verständnis
dafür, es kam zu schrecklichen Kämpfen. Inzwischen ist damit Schluss. Als vor
drei Jahren ein Häuptling starb, hat sich sein Stamm in die Sumpfgebiete und an
die Seen im Norden der Ansiedlung zurückgezogen und seither niemanden mehr
behelligt.«
    Als keiner
etwas dazu sagte, fügte Simms hinzu: »Sie sehen vor sich eine der
abgeschiedensten Siedlungen auf Erden. Wussten Sie, dass es von Perth aus
näher nach Singapur ist als nach Sydney? Im Sommer ist es hier heiß und
trocken, der heißeste Monat ist der Februar.«
    »Man
stelle sich das mal vor: im Februar ist hier Hochsommer!«, rief Mrs. Merriwether aus.
    »Man
stelle sich mal vor«, sagte Neal Scott ruhig, »dass sich hier ein Land von drei
Millionen Quadratmeilen erstreckt, von dem der größte Teil noch unerforscht
ist. Manche vermuten ein riesiges Binnenmeer und dass das, was wir für eine
kontinentale Küste halten, eigentlich ein großes Riff ist, welches dieses Binnenmeer
umgibt. Andere wiederum vertreten die Meinung, im Herzen Australiens seien die
Ruinen antiker Städte zu finden. Beispielsweise die von Atlantis. Oder
unbekannte menschliche Rassen. Möglicherweise, sagt man, leben verschollene
Stämme Israels hier und haben ein zweites Jerusalem errichtet.«
    Hannah
konnte es kaum noch erwarten, diese neue Welt zu betreten, ein Land, das erst
seit achtzig Jahren besiedelt wurde, keine jahrhundertealten Schlösser
aufzuweisen hatte und keine Lords und Ladys mit antiquierten Vorstellungen. Ein
Land für einen Neuanfang.
    Ein Tender
mit acht Ruderern hatte sich vom Festland aus auf den Weg zu ihnen gemacht. Als
er längsseits der Caprica anlegte,
verabschiedeten sich die Merriwethers, nicht ohne Hannah zu einem Besuch auf
ihrer Mission einzuladen, sollte ihr Weg sie jemals ins westliche Australien
führen. »Wir sind nicht nur bestrebt, die Seelen der Aborigines zu retten, Miss Conroy«, meinte Reverend Merriwether. »Auf der Suche
nach der Wahrheit ist uns jeder willkommen.«
    Wie Abigail feststellte, war seit dem Sturm ein Ruck durch ihren Mann gegangen. Da
sich Caleb in den nachfolgenden Wochen eifrig an den Instandsetzungsarbeiten
auf dem Schiff beteiligt hatte, war er um einiges schlanker geworden und hatte
umso mehr Muskeln entwickelt. Mit seiner gebräunten Haut bot er nun ein Bild
von Gesundheit und Kraft. Abigails Ängste vor
dem Leben in einer Mission der Aborigines waren
verflogen, seit sie Zeugin der Heldentat ihres Mannes geworden war. So viel Mut
und Tapferkeit hatte sie ihm nicht zugetraut.
    Die
Merriwethers waren Vettern zweiten Grades. Von klein auf stand fest, dass sie
eines Tages heiraten würden. Pflichtbewusst hatte sich Abigail gefügt und Caleb fünf Kinder geboren. Eine respektvolle Zuneigung
hatte zwischen ihnen bestanden, aber keine Leidenschaft. Und jetzt, da Abigail einem neuen Lebensabschnitt in diesem von der Sonne verklärten Land
entgegenfuhr, fand sie die Vorstellung, sich nach dreißig Jahren in ihren
eigenen Ehemann zu verlieben, geradezu auf- und erregend.
    Als ihr
Gepäck in den Tender geladen wurde, nutzte sie die Gelegenheit, Hannah
beiseitezunehmen. »Sie sind intelligent und sehr gebildet, Miss Conroy. Aber
glauben Sie mir: Männer haben etwas dagegen, wenn eine Frau klüger oder
gebildeter ist als sie selbst. Sie müssen lernen, meine Liebe, Ihr Licht unter
den Scheffel zu stellen, zumindest bis Sie verheiratet sind.«
    »Ich bin
nicht nach Australien gekommen, um mir einen Ehemann zu

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