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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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vollbracht haben!« Lulu Forchettes Stimme war so auffällig wie alles andere
an ihr.
    Hannah
nahm auf einem Brokatstuhl Platz. Im Gegensatz zum opulent gestalteten großen
Salon war dieser hier geradezu schlicht - die Wände tapeziert und mit
Aquarellen von Landschaften bestückt. Topfpflanzen, polierte Lampen, glänzende
Nippes, Schondeckchen auf dem Sofa und den Polsterstühlen. Eine Ottomane, in
deren blauen Lederüberzug silberne Elefanten geprägt waren. Alles in allem ein
hübscher Salon mit ein paar geschmackvollen Gegenständen - eine chinesische
Vase in Rot und Gold auf dem Kaminsims zwischen zwei großäugigen Staffordshire-Hunden
aus Porzellan.
    »Entschuldigen
Sie, wenn ich nicht aufstehe«, sagte Lulu. »Ich hab einen lädierten Knöchel.«
    »Soll ich
ihn mir mal anschauen?«
    Lulu
winkte mit fleischiger Hand ab. »Laut Alice haben Sie Magenta mit starkem Riechsalz wach bekommen. Wie haben Sie das geschafft?
Unsere Versuche sind alle fehlgeschlagen.«
    Hannah zog
das Fläschchen aus ihrer Tasche und reichte es Lulu, die kurz daran schnupperte
und reflexartig zurückwich. »Huch! Mächtig starkes Zeug. Könnten wir hier gut
gebrauchen. Meine Mädchen werden hin und wieder ohnmächtig. Weil sie so eng
geschnürt sind. Schmale Taillen wirken nun mal auf Männer unwiderstehlich.«
    Von einer
Platte angelte sie sich eine gezuckerte Mandel, steckte sie sich in den Mund
und zerkaute sie nachdenklich. »Schon eigenartig, dass ich Alice weggeschickt
habe, um einen Arzt zu holen, und sie kommt mit Ihnen zurück. Wer sind Sie
eigentlich?«
    Hannah
berichtete, was sich vor Dr. Youngs Praxis
zugetragen hatte, und gab dann Auskunft über sich selbst.
    Lulu
lachte leise auf. »Eine Hebamme sind Sie also und erst seit kurzem hier.
Wahrscheinlich waren Sie bass erstaunt,
als Sie bei mir landeten. Alice hängt ja nicht an die große Glocke, was dies
hier für ein Haus ist. Jedenfalls haben Sie meinen Kutscher nicht angewiesen,
Sie sofort in die Stadt zurückzubringen. Das rechne ich Ihnen hoch an. Auch
wenn Sie höchstwahrscheinlich die Nase rümpfen.« Sie hob wie abwehrend die
Hand, obwohl Hannah keinen Ton gesagt hatte. »So geht's nun mal in den Kolonien
zu. Man stellt fest, dass für irgendwas Bedarf besteht, und füllt diese Lücke.
Sie ja auch«, meinte Lulu Forchette und musterte Hannah von oben bis unten.
»Sie sagen, Sie sind Hebamme, leisten aber außerdem Kranken ärztlichen
Beistand. Um zu überleben, tun wir, was wir können. Ich zum Beispiel wurde
hierherverfrachtet, weil ich eine Schürze geklaut hatte. Hab meine sieben
Jahre abgesessen und bin dann freigelassen worden. Mein Pech war, dass ich
weder nähen noch kochen kann, und Wäscherinnen gab's wie Sand am Meer. Ich
verstand mich auf nichts und fand wie so viele andere Mädchen keine Arbeit. Ehe
ich mich versah, landete ich auf der Straße, als Bettlerin. Der Erste, der mir
Geld für eine kleine Gefälligkeit bot, war ausgerechnet ein Bankmann. Wir
gingen in eine kleine Gasse, und mit einer Sixpence-Münze kam ich wieder raus.
Weil er mich mochte, blieb ich ein Weilchen mit ihm zusammen. Er stellte mich
seinen betuchten Freunden vor, und um's kurz zu machen, jetzt bin ich hier.
Danke für das, was Sie für Magenta getan
haben. Ich hab dem Mädchen immer wieder gesagt, sie soll die Hände vom
Belladonna lassen, aber sie will ja nicht hören.«
    »Vielleicht«,
wagte Hannah einzuwerfen, »vielleicht ist sie hier nicht glücklich.«
    »Nicht
glücklich?« Lulu lachte kurz auf, wie ein Husten hörte es sich an. »Warum
sollte sie nicht glücklich sein? Magenta ist meine
Tochter, sie ist hier zu Hause.«
    »Ihre
Tochter ...«
    »Der
Herrgott hat mich mit vier Mädchen gesegnet, eine so hübsch wie die andere. Und
ich kann voller Stolz behaupten, dass sie bei meinen Kunden gefragter sind als
alle anderen.« Wieder lachte Lulu, dass ihr gewaltiger Busen wogte und Ketten
und Ohrringe aufblitzten. »Schauen Sie nicht so entsetzt, meine Liebe. Wir sind
eine glückliche Familie. Was wir tun, macht uns Spaß, wir tragen hübsche
Kleider, und wir haben keine Ehemänner, die sich betrinken und uns verprügeln.
Vor allem leiden wir in diesem Haus keinen Hunger. Hunger ist das Schlimmste.«
Lulus Gesicht verfinsterte sich bei dieser Erinnerung. »Hunger, der so
übermächtig ist, dass du dich mit den Hunden auf der Straße um Essensreste
balgst. Und dann kommt ein Mann und bietet dir sechs Pence für ein paar Minuten deiner Zeit an, und du kannst nur daran

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