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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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verlegen zu sein, errötete ganz reizend, als Neal ihn
mit Hannah bekanntmachte und er mit einem scheuen Lächeln an seinen Hut tippte.
Hannah mochte ihn sofort. Schade, dass Alice in Sydney war. Sie schätzte Fintan
auf etwa einundzwanzig, schon von daher würden die beiden gut zusammenpassen.
    »Ich muss
nur noch meinen Koffer holen und die Rechnung bezahlen.« Damit nahm Neal Hannah
am Ellbogen und dirigierte sie in die Empfangshalle, einen kleinen, mit
Topfpflanzen dekorierten und mit Pferdefell überzogenen geschmackvollen Möbeln
ausgestatteten Raum. An einem Fenster, durch das die Sonne fiel, schlief eine
fette Katze mit getigertem Pelz.
    Neal
schaute in Hannahs Augen, die
ihn an morgendlichen Nebel denken ließen. Er schwelgte im Anblick ihres
schwarzen Haars, das so wunderbar ihr ovales Gesicht umrahmte und hinten zu
einem adretten Knoten unterhalb ihrer Haube zusammengefasst war. Am liebsten
hätte er sie in die Arme geschlossen, nach oben getragen und keinen Gedanken mehr
an Sir Reginald verschwendet. »Bin gleich zurück«, brachte er stattdessen
heraus.
    »Ich warte
hier unten«, erwiderte Hannah. Was sollte sie denn sonst tun? Aber irgendetwas
musste sie doch sagen, um nicht herauszuplatzen: »Nimm mich mit nach oben.«
    Nach fünf
Minuten war Neal zurück, mit einem Lederkoffer und mehreren Geldscheinen, die
er dem Angestellten an der Rezeption aushändigte. Die beiden begaben sich
wieder in den Hof, wo Fintan die Verschnürung der Kisten überprüfte, die mit GEFÄHRLICH! ÄTHERISCHE CHEMIKALIEN. VON HOHEN TEMPERATUREN FERNHALTEN beschriftet
waren.
    Ehe sie
den Einspänner bestiegen, sagte Neal impulsiv: »Hannah, ich möchte dir etwas
zeigen. Ein Geheimnis - nicht einmal Fintan hat das gesehen. Eigentlich wollte
mir Sir Reginald diese Information nicht anvertrauen, aber ich hätte meine
Teilnahme an der Expedition abgelehnt, wenn er es nicht getan hätte.«
    Gespannt
sah Hannah zu, wie Neal aus der Innenseite seiner Jacke eine Karte zog und sie
entfaltete. »Hast du schon mal was von Edward John Eyre gehört?«, fragte er.
    Unmöglich,
sich länger als ein paar Tage in Adelaide aufzuhalten, ohne von dem berühmten
Entdecker zu hören, der einen Großteil der unbekannten Wildnis im Norden der
Stadt erschlossen hatte - und genauso unmöglich war es, in der Umgebung nicht
auf Straßen, Seen und Berge zu stoßen, die nicht nach John Eyre benannt waren.
    »1840,
also vor acht Jahren«, hob Neal an, »brach Edward John Eyre von der Fowler's
Bay aus auf, das liegt hier an der Küste, ein paar hundert
Meilen weiter weg« - er deutete auf einen Punkt westlich von Adelaide - »mit
einem Freund und drei Eingeborenen. Als sie Caiguna erreichten, töteten zwei
der Aborigines Eyres Freund und
hauten unter Mitnahme der Vorräte ab. Eyre und der dritte Eingeborene, ein Mann
namens Wylie, setzten ihre Reise fort und, so unwahrscheinlich es anmutet,
vollendeten ihre Durchquerung im Juni 1841 hier in Albany, im Süden, was, wie du sehen kannst, von Perth aus schon eine gewaltige
Entfernung ist.
    Sir
Reginald wird allerdings nicht Eyres Route folgen, die darauf abzielte, die
Küstenregion mit einzubeziehen. Er plant eine sehr viel anspruchsvollere, die
weiter nördlich verläuft, tiefer im Landesinneren.« Er deutete auf eine neue
Route, die ganz oben vom Spencer-Golf nach Westen verlief, durch große fette
Buchstaben hindurch, die UNERFORSCHTES TERRITORIUM besagten, bis seine
Fingerspitze bei Perth an der Westküste innehielt, dreizehnhundert Meilen
entfernt. Hannah sah, dass etwas östlich von Perth ein mit Galagandra bezeichneter Punkt rot eingekreist war. »Hannah«,
sagte Neal, während er die Karte wieder zusammenfaltete und in seiner
Brusttasche verstaute, »ich verrate dir das, damit du weißt, wo ich bin. Ich
bitte dich nur, es nicht weiterzuerzählen. Sir Reginald besteht darauf, dass
unsere Route und das Ziel geheim bleiben.«
    Als er
ihre besorgte Miene bemerkte, sagte er sanft: »Keine Bange. Edward Eyres Gruppe
bestand aus fünf Leuten, wir dagegen sind mehr als dreißig Mann. Und Eyre
beging den Fehler, sich einheimischen Führern anzuvertrauen, die ihn prompt im
Stich ließen. Wir werden keine Aborigines als Führer
haben.«
    »Aber sie
wären eine Hilfe für euch«, wandte sie ein.
    »Seit dem
hässlichen Zwischenfall im Sudan, den er nur mit Glück überlebte, traut Sir
Reginald den Eingeborenen nicht mehr. Er glaubt, ihnen geht es nur darum, den
weißen Mann aus ihrem Territorium zu

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