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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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verjagen.«
    Die
Atmosphäre im Einspänner, die dem von Fintan gelenkten Planwagen folgte, wurde
immer angespannter. Die Knöchel von Neals Händen, die die Zügel hielten, waren
weiß. Hannah presste ihre behandschuhten Hände so fest zusammen, dass ihre
Finger schmerzten. Neal wollte sie nicht verlassen. Hannah wollte nicht, dass
er aufbrach.
    Eine Meile
vor dem Australia Hotel
hielt Neal es nicht länger aus. Einem jähen Impuls nachgebend, lenkte er den
Einspänner von der Straße weg, ließ die Zügel sinken und zog Hannah in die
Arme.
    Sie
küssten sich, atemlos und so, als wäre die letzte Stunde ihres Lebens
angebrochen. Neal riss Hannah die Haube ab und vergrub die Finger in ihrem
Haar. Hannah klammerte sich an sein Leinenjackett. »Nein, ich gehe nicht von
dir fort«, stieß Neal mit belegter Stimme aus, »es werden sich bestimmt noch
weitere Expeditionen ergeben.«
    Ja!,
jubelte es in ihr. Bleib bei mir. Es wird der Himmel auf Erden sein. Doch
mitten im Glücksüberschwang hielt sie inne, holte zitternd Atem. »Du musst aber
aufbrechen«, zwang sie sich zu sagen. »Und das weißt du auch. Du bist dazu
berufen. Denn wenn du diese Chance ausschlägst und weitere Expeditionen sich
nicht ergeben, wie lange wird es dann dauern, bis dein Verzicht in Groll
umschlägt?«
    Er
umfasste ihr Gesicht und schaute ihr in die perlmuttfarbenen Augen. »Dann komm
mit auf dieses große Abenteuer! Hannah, wir werden Geschichte schreiben mit
unseren Entdeckungen!« Aber gleich darauf wurde ihm klar, dass er von ihr nicht
verlangen konnte, eine Reise mitzumachen, auf der alle möglichen Gefahren
drohten. Außerdem war es höchst unschicklich. Ja, wenn sie verheiratet wären
...
    Widerwillig
nahm er die Zügel auf und ließ das Pferd antraben, und gleich darauf kam das Australia Hotel in Sicht, vor dem Fintan mit den Stallburschen plauderte. Als
Neal Hannah beim Aussteigen half, drängte es ihn zu sagen: Ich werde die Wunder Australiens mit meiner Kamera einfangen und sie dir
wie einen Schatz zu Füßen legen.
    »Ich
bring's nicht über mich, dich schon wieder zu verlassen«, raunte er ihr
stattdessen zu.
    Hannah
hätte sich gewünscht, er würde sie noch einmal an sich ziehen. Da aber Liza Guinness und Edna Basset aus
dem Hotel gestürzt waren, bewahrten sie einen angemessenen Abstand. »Du, Neal,
musst gehen, und ich muss hierbleiben. Du wirst großartige Entdeckungen machen.
Du wirst in die Geschichtsbücher eingehen.«
    »Ich hätte
nicht gedacht, dass es mir so schwerfallen würde.«
    »Mein
Vater pflegte zu sagen: Wenn es darum geht, ein Klavier von einem Ort zu einem
anderen zu bringen, sind die meisten bereit, den Schemel zu tragen.«
    »Ein
kluger Mann«, murmelte Neal. Es gab noch so vieles zu sagen. Ich liebe dich,
wollte er hinausschreien, die drei Worte in Baumstämme schnitzen, Fremden auf
der Straße davon erzählen. Aber ein tief sitzender Schmerz - möglicherweise
deren zwei, der eine wegen seiner Mutter, der andere ihm beigebracht von Annabelle
- hielt ihn zurück. Dabei sagte ihm sein Verstand, dass Hannah ihn niemals
zurückweisen, ihn niemals verletzen würde. Aber die Angst davor, die ihn schon
so lange begleitete, hatte Neal gelehrt, seine Gefühle für sich zu behalten.
Wenn ich zurück bin, redete er sich ein, wenn ich Hannah bewiesen habe, dass
ich tatsächlich zu einer großartigen Leistung imstande bin, dann wird mich
nichts und niemand daran hindern, der Welt zuzurufen, dass meine Liebe Hannah
Conroy gehört.
    Sie
blickte ihm nach, als er in Richtung Norden aufbrach, auf der Straße, die ihn
an entlegenen Farmen und Siedlungen vorbeiführen würde, über die Grenzen des
erschlossenen Territoriums hinaus und ins von Geheimnissen umwobene Outback.
Sie zitterte vor Angst und Erregung. Was mochte auf Neal warten, da draußen im
großen Unbekannten?
     
    16
     
    »Wir sind
also im Riordon beim Pokern, ich und meine Kumpel« - Jamie
O'Brien lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überflog die Karten
in seiner Hand -, »als plötzlich Paddy Grady aufspringt
und sagt: >Muldoon, du bist 'n hundsgemeiner Betrüger!<«
    Jamie legte eine Karte ab und nahm sich eine neue. »Na hör mal, Paddy, sag ich«, fuhr Jamie zu seinen
vier Mitspielern fort, »das ist aber 'ne verflucht gewagte Behauptung. Kannst
du beweisen, dass Muldoon betrogen hat? >Kann ich<, sagt Paddy. >Muldoon hat grade 'ne Drei abgelegt, und die Hand, die ich ihm
ausgeteilt hab, war ein Siebnerpaar, eine Zehn, eine Zwei und 'ne

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