Word-OleSte-DerTou
ermahnte sie Stephanie, brav zu sein. »Bin gleich wieder da.« Stephanie war am Gewinnen und hatte keine Lust, ihr Spiel auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen. Auf dem Weg hinaus legte Tina ihr Handy auf das Tischchen neben der Tür. Aus dem Fernsehen wusste sie genau, dass man mit Satelliten in wenigen Sekunden ihren Weg nachverfolgen konnte. Dann griff sie sich zwei Jacken vom Wandhaken und faltete sie zusammen, damit sie wie Wäsche für die Reinigung aussahen.
Die Hitze traf sie wie ein Hammer, als sie hinaustrat. Sie blieb für einen Moment benommen stehen, bevor sie zu dem Lincoln Town Car auf der gepflasterten Auffahrt ging, den ihr Vater jedes Jahr durch einen neuen ersetzte. Während sie am Schloss herumhantierte, beobachtete sie die rote Limousine vor dem Haus der Sheffields. Rodger tat so, als würde er nicht in ihre Richtung schauen, aber sie bemerkte, dass er sich vorbeugte und das Auto anließ.
Verdammt.
Sie zwang sich zur Ruhe. Nachdem sie die Jacken auf den Beifahrersitz gelegt hatte, rollte sie langsam die Straße hinunter, an der ersten Abzweigung rechts und von dort hinaus auf den Highway; der in die Stadt führte. Die rote Limousine hing in ihrem Rückspiegel.
Sie fuhr in Richtung eines Einkaufszentrums und parkte vor einem Münzwaschsalon. Zwei Reihen hinter ihr bremste die Limousine. Sie trat in den Salon, wo die kühlende Klimaanlage gegen die warmen Geräte ankämpfte. Ohne Münzen einzuwerfen, steckte sie die Jacken in eine Maschine. Den wenigen anderen Kunden schien nichts aufzufallen. Sie setzte sich auf einen leeren Platz in der Nähe des Frontfensters und behielt den Parkplatz im Auge.
Er ließ sich Zeit, doch sie war sich sicher, dass er nicht einfach sitzen bleiben würde. Er konnte nicht durch die Scheibe sehen, und bei der Hitze bekam er bestimmt bald Durst. Oder vielleicht musste er einfach nur pinkeln.
Es dauerte vierzig Minuten. Mit seiner dunklen Sonnenbrille stieg er aus und trabte hinüber zu dem 7-Eleven neben dem Waschsalon.
Jetzt.
Sie ließ die Jacken, wo sie waren, und stürmte hinaus, ohne auf die Gluthitze zu achten. Schnell sprang sie in den Town Car und rammte um ein Haar einen Radfahrer, als sie mit quietschenden Reifen aus der Parklücke schoss. Statt auf den Highway zu fahren, bog sie rechts auf eine Nebenstraße und stoppte hinter dem Einkaufszentrum. Mit rasendem Puls lief sie an der graffitibemalten Wand vorbei, um von der Ecke aus hinüber zum Parkplatz zu spähen.
Der Waschsalon und das 7-Eleven befanden sich auf der hinteren Seite des Einkaufszentrums. Dennoch erkannte sie Rodger sofort, als er mit einem rot-weißen Big Gulp herauskam. Er blieb stehen und schaute sich um - sie zog schnell den Kopf ein. Dann rannte er zu seinem Auto. Er fuhr nicht gleich los, und sie vermutete, dass er seinen Fehler meldete und um Anweisungen bat. So waren diese Leute. Sie brauchten immer Befehle.
Dann wählte Rodger zunächst die gleiche Route wie Tina, bog aber links auf den Highway. Er überquerte den Mittelstreifen und machte sich auf den Weg zum Haus ihrer Eltern.
Es war wie ein Rausch. Tina Weaver hatte das Heimatschutzministerium ausgetrickst. Das konnten bestimmt nicht viele Leute von sich behaupten.
Sie ließ den Wagen an, wartete aber noch, bis ihre zitternden Hände wieder etwas ruhiger waren. Das Hochgefühl hielt an, doch es mischte sich mit neuer Angst. Und wenn sie ihren Eltern etwas antaten? Oder Stephanie? Das war natürlich lächerlich, denn sie wollte sie ja nur für kurze Zeit abschütteln. Aber vielleicht hatten sie diese E-Mail schon entschlüsselt, vielleicht wussten sie genau, was sie vorhatte, und wollten ihre nächsten Verwandten entführen, um sie zu erpressen.
War so was denkbar? In dieser Frage bot das Fernsehen keine Hilfe.
Sie blieb auf den Nebenstraßen und passierte kleine, klapprige Häuser, die nicht einmal einen braunen Rasen hatten. Der Sommer hier war sehr trocken gewesen, und einige der maschendrahtgeschützten Gärten erinnerten nur noch an Staubwüsten. Sie traf auf eine gepflasterte Straße und fuhr auf der 183 nach Norden in Richtung Briggs.
Auf einer kahlen Lichtung in einer Highway-Kurve stand ein breites, abgeschirmtes Gebäude unter dem Schild LORETTA'S KITCHEN. Als Kind war sie zum ersten Mal hierhergekommen, und bei ihrer Hochzeit hatte sie Milo hingeschleppt. »Echtes Texas-Barbecue«, hatte sie ihm angekündigt. Manchmal fuhren sie heimlich ohne ihre Eltern her, um Bruststück mit Brötchen und
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