Word-OleSte-DerTou
achtstündige Flug verlief ohne Turbulenzen, und er konnte ungefähr drei Stunden Schlaf aufholen, ehe sie am Samstag kurz nach Mittag auf dem J FK landeten. Nachdem er die endlosen Warteschlangen bei der Passkontrolle hinter sich hatte, rollte er seinen Bordcase zwischen müden Menschen durch die Halle. Draußen vor der Tür blieb er stehen. An einem schwarzen Mercedes mit getönten Scheiben lehnte mit verschränkten Armen Grainger und musterte ihn. »Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
»Ich hab mein Auto hier.« Milo bewegte sich nicht. »Dann bringen wir dich hin.«
»Wir?«
Grainger verzog das Gesicht. »Komm schon, Milo. Steig endlich ein.«
Die andere Hälfte dieses »Wir« entpuppte sich als Terence Fitzhugh aus Langley, was Graingers Laune erklärte. Der stellvertretende Direktor für Geheimoperationen hatte seine langen Beine mühsam hinter dem Fahrersitz verstaut. Nachdem Milo seine Tasche im Kofferraum deponiert hatte, durfte er sich neben Fitzhugh niederlassen. Grainger war zum Chauffeurdienst abkommandiert, und Milo fragte sich, ob ihm Fitzhugh als Deckung gegen mögliche Heckenschützen diente.
Fitzhugh eröffnete die Unterhaltung. »Tom hat mir erzählt, dass es in Paris ein Problem gab.«
»Nicht ein Problem. Viele Probleme.« »Mehr als der Tod von Angela Yates?«
»Es hat sich rausgestellt, dass an dem chinesischen Oberst, dem mit der internen Botschaftsmitteilung, die Franzosen dran waren.« Er blickte zu Grainger auf, der sie im Rückspiegel beobachtete. »Yi Liens Freundin, Renee Bernier. Sie ist von der DGSE. Echter Name Diane Morel. Egal was sie mit dem Oberst zu tun hatte, auf jeden Fall hat sich der französische Geheimdienst ebenfalls mit ihm vergnügt.«
»Soll das eine Anspielung sein?«, fragte Fitzhugh. »Sie wissen schon, was ich meine.«
»Tom, warum waren wir darüber nicht informiert, verdammt?«
Grainger konzentrierte sich auf den dichten Verkehr auf dem Weg zu den Parkplätzen. »Weil uns die Franzosen nicht eingeweiht haben.«
»Haben wir ihnen denn mitgeteilt, dass wir uns für den Oberst interessieren?«
Schweigen.
Fitzhugh ließ die Sache auf sich beruhen und wandte sich wieder an Milo. »Also. Wir zahlen Ihnen einen Flug und ein teures Hotel, und alles, was wir dafür kriegen, ist die Nachricht von einer Dienstpanne und einer toten Mitarbeiterin?«
»Ein bisschen mehr ist es schon«, erwiderte Milo. »Angelas angeblicher Kontaktmann - Herbert Williams - ist derselbe wie beim Tiger. Der, der ihn letztlich umgebracht hat. Angela hat ihm offenbar keine Geheimnisse verraten; wahrscheinlich hat er sie beschattet.«
»Das wird ja immer schöner.« Fitzhugh klatschte verärgert gegen Graingers Sitzlehne. »Hätten Sie vielleicht auch irgendwelche guten Nachrichten, Weaver? Ich bin schließlich derjenige, der nachher in Langley für den Tourismus geradestehen muss. Ich bin derjenige, der nachweisen muss, was für ausgezeichnete Arbeit in der Avenue of the Americas geleistet wird. Natürlich könnte ich auch einfach berichten, dass dort nur Idioten hocken, die keinen DGSE-Agenten erkennen und einen Beschatter mit einem Kontaktmann verwechseln, aber ich fürchte, dann wird die ganze Abteilung aufgelöst.«
Milo rieb sich über die Lippen. Ein Vorzug des Tourismus lag in dem begrenzten Wissen des einzelnen Agenten. Ein Tourist musste nur den Inhalt seiner jeweiligen Befehle kennen. Doch seit er selbst nicht mehr im Außeneinsatz war, ging es Milo immer mehr gegen den Strich, sich ständig gegenüber Bürokraten wie Fitzhugh rechtfertigen zu müssen. »Das Problem ist nicht unsere Organisation. Ohne Einners Arbeit hätten wir keine neuen Fotos von Herbert Williams. Und ohne Angelas Arbeit wüssten wir nicht, dass der Tiger über eine Bank in Zürich und von einem Mann namens Rolf Vinterberg bezahlt wurde.«
»Vinterberg? Wer ist denn das schon wieder?«
»Ein Deckname natürlich, aber damit kommen wir dem Auftraggeber des Tigers wieder einen Schritt näher. Außerdem ist Angela auf einen sudanesischen Radikalen gestoßen, der mit eigenen Augen beobachtet hat, wie der Tiger die Leiche von Mullah Salih Ahmad in dessen Hinterhof abgeliefert hat.«
»Verstehe.« Fitzhugh nickte. »Dann hat also der sudanesische Präsident den Tiger engagiert. Das ist doch mal ein nachrichtendienstliches Ergebnis.«
»Gegen den Präsidenten liegen keinerlei Erkenntnisse vor. Ich glaube auch nicht, dass er es war. Genauso wenig wie der Tiger übrigens.«
»Jetzt bin ich wirklich total
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