Working Mum
Arbeitszimmer, sind Geschenke, die mit ihren Initialen gekennzeichnet sind. Damit solltest du über die Runden kommen bis übernächste Weihnachten. Die Ehe von Simon und Clare ist ein bisschen wacklig, es wäre also eine gute Idee, wenn du Harry mal einladen und ihm zu verstehen geben würdest, dass du für ihn da bist, wenn er dich braucht. Vergiss Lucys Konfirmation im September nicht.
ALLE WEITEREN PROBLEME
1) Wie die Waschmaschine zu bedienen ist. Für Notfälle solltest du das wissen. Schau ins Braune Buch. Da steht auch: richtige Temperatur für deine Wollsocken.
2) Größe der Müllbeutel, dito
3) Putzfrau: Montags und donnerstags. 7 Pfund die Stunde, außerdem unterstützen wir Jean bei größeren Ausgaben und Urlaub. Allein erziehende Mutter. Tochter heißt Aileen. Will Krankenschwester werden.
4) Babysitter: Telefonnummern in Grünem Buch. NICHT Jody, die mit ihrem Freund in unserem Bett geschlafen hat, als wir in Glyndebourne waren.
5) Arnica bei Prellungen (Badezimmerschrank)
6) Ignatia bei Kummer (gelbe Flasche, in meinem Nachttisch)
7) Postbote heißt Pat (wirklich!); Zeitungsjunge ist ein Mädchen (Holly). Müllabfuhr kommt Dienstagmorgen, nimmt keine Gartenabfälle mit. Weihnachtstrinkgeld siehe Braunes Buch – sei großzügig!
8) Nach der Beerdigung könnten die Jungs zu Maggie gehen, das ist die Therapeutin vom Hospiz. Ein bisschen zu alternativ für deinen Geschmack, aber ich glaube, die Jungs würden sie wirklich mögen und ihr Sachen sagen, die sie dir nicht erzählen würden, weil sie Angst hätten, dich zu beunruhigen. Küsse sie von mir und hör nicht auf damit, nur weil sie größer werden als du, hörst du?
Es ist alles da. Seite für Seite. Jedes Detail aus dem Leben der Kinder, der Rhythmus ihres Alltags. Ich wimmere beim Gedanken daran, wie schlecht ich qualifiziert wäre, so ein Memo für Richard zu schreiben. Auf der Seite mit den Geburtstagen ist ein Fleck von der Größe einer Tasse. Irgendwas Fettiges mit einer Mehlkruste. Jill muss beim Backen gewesen sein, als sie das geschrieben hat.
Ich will weiterlesen, kann aber nicht wegen der Tränen. Ich schlage stattdessen die Seite mit den Nachrufen im Daily Telegraph auf. Heute stehen da ein wichtiger Biologe, ein Mann, der in den Sechzigern IBM geleitet hat, und ein Showgirl namens Dizzy aus dem Jetset, die «Romanzen» mit Douglas Fairbanks und Aga Khan gehabt hat. Der Name Cooper-Clark ist nicht zu sehen. Die Art von Leben, die Jill geführt hat, wird nicht festgehalten für die Nachwelt. Wie hat Momo das noch genannt: «eine Verschwendung»? Wie kann so viel Liebe denn Verschwendung sein?
14.57: In der puppenstubengroßen Zugtoilette ziehe ich meine kaputten Strumpfhosen aus und winde mich wie Houdini in ein neues Paar. Auf dem Gang überrascht es mich, dass ich dem Zugbegleiter einen anerkennenden Pfiff wert bin. Schaue an mir hinunter und sehe, dass in Diamantpailletten applizierte Playboyhäschen die hintere Naht der schwarzen Strumpfhosen zieren. Ich schwöre, ich kann Jill lachen hören.
St. Botolph’s, Greengate, 15.17: Komme rechtzeitig, um zu hören, wie der Pfarrer die Gemeinde dazu auffordert, Gott für das Leben von Jillian Cordelia Cooper-Clark zu danken. Ich habe nicht gewusst, dass sie eine Cordelia war. Das passt zu ihr, die so von ihren Prinzipien und ihrer Liebe geprägt war.
Ich kann Robin und die Jungen in der ersten Bank sehen. Robin muss sich bücken, als er den rötlichen Schopf seines jüngsten Sohnes küsst. Alex zittert etwas in seinem neuen Anzug, seinem ersten Anzug. Jill hat mir erzählt, dass sie gemeinsam nach London gefahren sind, um ihn auszusuchen. Sie muss gewusst haben, wann er ihn zum ersten Mal tragen würde.
Wir singen «Lord of All Hopefulness», ihr liebstes Kirchenlied. In der Melodie schwingt eine schottische Melancholie mit, die ich früher nie bemerkt habe. Als sie verklingt, bricht ein unterdrücktes Gehuste aus, und der Pfarrer, ein vogelartiger Mann mit einer hellen Haarkrone, bittet die Gemeinde, einige Augenblicke der Stille im Gedenken an Jill zu verharren.
Ich schließe meine Augen und lasse meine Hände auf der Rückenlehne der Bank vor mir ruhen, und sofort bin ich wieder in diesem Wald bei Northampton. Es ist August, zwei Monate nach Emilys Geburt. James Entwhistle, der vor Rod mein Boss war, hatte für Kunden eine Jagd auf einem Landgut organisiert. Er hatte darauf bestanden, dass ich dabei war, obwohl ich nicht schießen kann. Ich konnte mich auch nur
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