World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
fest auf den Boden gerichtet, und so dauerte es nicht lange, bis er mit einem Schrecken, so heftig wie ein Stromschlag, erkannte, dass er sich zu früh Hoffnungen auf einen Sieg gemacht hatte.
Die Horde war wieder in Bewegung.
„Sie sind beschwichtigt“, stellte Malkorok fest, während er neben seinem Kriegshäuptling dahinritt.
„Natürlich sind sie das“, erwiderte Garrosh, und sein stolzer Blick wanderte über die gewaltige Menge, die gleichmäßigen Schrittes gen Theramore marschierte. „Das sind Krieger. Es dürstet sie nach dem Blut der Allianz, und nun, nachdem ich sie eine Weile zurückgehalten habe, ist dieser Durst nur umso größer – und mein Plan umso sicherer.“ Er dachte an Baine und Vol’jin. Cairnes Tod hatte Garrosh eine wichtige Lektion erteilt, und wenngleich die Anführer der Tauren und Trolle ihn Mal um Mal zur Weißglut trieben, wusste er doch, dass es töricht wäre, einen der beiden zu einem Ritualkampf herauszufordern. Ihr Volk liebte und respektierte sie, und sowohl Baine als auch Vol’jin waren der Horde treu ergeben, wenn auch nicht unbedingt Garrosh persönlich. Bald schon würden sie ihren Irrtum einsehen und zugeben müssen, dass seine Taktik mehr als brillant gewesen war – und dass er mehr für die Horde bewirkt hatte als je ein Kriegshäuptling zuvor, einschließlich Thrall.
Ja, dann würden sie ihn ebenso ehren wie die Horde, und er würde seinen Großmut an ihnen demonstrieren, ebenso, wie er es bei Kapitän Briln getan hatte. Garrosh gestattete einem zufriedenen und durchaus auch selbstgefälligen Lächeln, seine Lippen zu verzerren.
Da ertönte plötzlich lautes Geschrei. Ringsum zeigten seine Krieger brüllend in den Himmel, und als Garrosh die Augen gegen das jetzt schon blendend grelle Sonnenlicht zusammenkniff, konnte auch er die schwarze Silhouette erkennen. Sie war lang und schlank und …
„Ein Drache!“, grollte er. „Holt ihn vom Himmel!“
Noch während er den Befehl brüllte, begannen die Windreiter mit ihrem Angriff. Die Horde verfügte nicht nur über Boden-, sondern auch über Lufttruppen, die neben den geliebten Wyvern der Orcs auch aus Fledermäusen, Drachenfalken und anderen Kreaturen bestanden, die die Horde gezähmt hatte, um ihre einzigartigen Fähigkeiten nutzen zu können. Der Drache ging tiefer, als die Angreifer auf ihn zurasten, und setzte zu einem ungleichmäßigen Zickzack an, um den langen Piken, Wurfspeeren und den Dutzenden von Pfeilen zu entgehen, die ihm entgegenflogen und ohne jeden Zweifel alle auf die empfindlichen Augen des Titanen zielten. Anschließend riss er den Rachen auf, und einer der Windreiter erstarrte, eingeschlossen in eine wie aus dem Nichts entstandene Hülle aus –
„Eis!“, rief Garrosh, warf den Kopf in den Nacken und lachte, obwohl der unglückselige Wyvern und sein Reiter wie ein Stein auf die Erde hinabstürzten. Dann klopfte er Malkorok auf den Rücken. „Eis!“, wiederholte er noch einmal. „Sieh nur, Malkorok, es ist ein blauer Drache, der uns angreift!“
Die Mitglieder der Horde um ihn herum wussten nicht, warum er lachte, nichtsdestotrotz regte sie das Geräusch an, und die Krieger auf dem Boden begannen nun, ihre fliegenden Kameraden anzuspornen, die in einem wilden Luftkampf um den Drachen herumrasten, so wie Spatzen um einen Falken herumflattern. Einige von ihnen spannten Ballisten und Katapulte und luden Kanonen, bevor sie die Waffen gen Himmel ausrichteten.
Garrosh war ganz aufgeregt vor Vergnügen, er ritt zwischen seinen Kriegern umher und brüllte ihnen ermutigende Worte zu. Er war es auch, der den Befehl gab, den ersten brennenden Bolzen abzufeuern, der beinahe senkrecht nach oben schoss. Sein Jubel übertönte den der anderen noch, als die Bewegungen des blauen Drachen plötzlich ungleichmäßiger wurden. Der Bolzen hatte sein Ziel getroffen.
Schmerz zuckte durch Kalecgos Körper. Er war so darauf konzentriert gewesen, der Spur der Fokussierenden Iris zu folgen, dass er blindlings in die Gefahr hineingeflogen war. Die Horde hatte schnell reagiert, und die Art, wie sie ihn nun angriff, erinnerte ihn in alarmierendem Maße an jene Schlacht, die vor gar nicht allzu langer Zeit am Wyrmruhtempel gewütet hatte.
Der lodernde Bolzen hatte eine schwarze Furche in seine Seite gebrannt; es war keine tödliche Verletzung, und sie holte ihn auch nicht vom Himmel, aber sie erinnerte ihn daran, dass er allein war. Und nicht einmal die Tatsache, dass er ein Drache war, änderte etwas an
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