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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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champagnerfarbenem Cocktailkeid und weißen Pumps, wie sie das Baby an den Beinen hielt, als wäre es etwas, das sie im Gebüsch eingefangen hätte. »Häh?« machte er.
    »Das Grundstück«, rief sie. »Peletiahs Land.«
    Mit einem Schlag wurde ihm alles wieder klar, erblühte in seinem Hirn wie eine lange Doppelreihe Helen Traubels, die alle gleichzeitig, in einem unaufhaltsamen Moment, ihre süßen, festen Knospen öffneten. Das Grundstück. Das Crane-Grundstück. Geschändet von Kommunisten und ihren Mitläufern, den Van Warts verlorengegangen, als er kaum auf der Welt gewesen war – die zwanzig Hektar des verwilderten, unerschlossenen, ungezähmten Waldes, die für ihn die Verbindung zur glorreichen Vergangenheit und den grandiosen Grundstein und Eckpfeiler einer triumphalen Zukunft darstellten. Und sie sagte ihm, daß jetzt dieses Land, zu guter Letzt, wieder sein war. »Wieviel?« fragte er.
    Marguerite lachte hell auf. »Du wirst es nicht glauben.«
    Er wartete ab, begann zu lächeln. »Probier’s doch.«
    »Zweiundsechzigtausend.«
    »Zweiund – ?« wiederholte er.
    »Dipe!« juchzte sie. »Das sind drei-eins pro Hektar! Dreitausendeinhundert!«
    Ihm blieb die Luft weg. Ihm fehlten die Worte. Drei-eins pro Hektar. Das war die Hälfte von dem, was er dem hakennasigen Knacker angeboten hatte – und fünftausendvierhundert Dollar weniger, als der Mistkerl damals haben wollte. »Ich hab’s ja gewußt«, sagte er. »Ich hab’s gewußt. Peletiah liegt kaum unter der Erde, und schon braucht der Junge Geld – was will er denn davon kaufen, einen Lastwagen voll Gras oder so was?«
    »Nein, um Gras geht es ihm nicht, Dipe –« sie räusperte sich, »– der Haken ist nur, daß er das Geld sofort braucht.«
    »Kein Problem.« Mein Gott, zehn Prozent davon hatte er praktisch im Portemonnaie, und Charlie Strang drüben beim County Trust würde ihm auch sechsmal sechzigtausend leihen. Ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich hab’s ja gewußt«, sagte er noch einmal und krähte nun selbst. »Also, worum geht es dann? Spielschulden? Frauen? Wofür zum Teufel braucht dieser kleine Scheißer sechzigtausend Dollar?«
    Marguerite machte eine effektvolle Pause, dann senkte sie die Stimme. »Weißt du, er wollte es mir überhaupt nicht sagen – zuerst jedenfalls nicht. Aber du kennst mich ja, oder?«
    Er kannte sie. Sie hatte wahrscheinlich ihr Gebiß herausgeholt und ihn mit der Kraft des genuschelten Wortes überzeugt.
    »Es geht um dieses Schiff. Diese Umweltaktion, weißt du? Die hatten doch diesen Unfall, das stand vor zwei Wochen oder so auch in der Zeitung.«
    »Die Arcadia .«
    »Genau. Also, ich meine, ich habe das selber nicht so verfolgt, aber anscheinend ist das Schiff dabei ziemlich kaputtgegangen – Sissy Sturdivant hat erzählt, da war ein Loch im Rumpf, durch das ein Volkswagen gepaßt hätte, und Gott weiß, welche Schäden das Wasser im Innern angerichtet hat ...«
    Depeyster begriff, alles war ihm glasklar, und er bemerkte, daß er grinste. Er kam ihr zuvor: »Also will er sein eigenes Geld in die Reparaturen stecken, stimmt’s?«
    »Stimmt. Das hat er mir erzählt.« Sie machte eine Pause. »Das ist ein komischer Bursche, aber wirklich – und ich rede nicht bloß davon, wie er sich anzieht. Man könnte fast meinen, er wäre nicht ganz richtig im Kopf, verstehst du?«
    Halleluja und Amen. Seine eigene Tochter – die Hälfte aller Jugendlichen im ganzen Land – war auch nicht ganz richtig im Kopf, und wenn er Marguerite erzählt hätte, was er davon wußte, wäre ihr die Perücke hochgegangen, aber er antwortete nicht. Er kostete die gewaltige Ironie des Schicksals aus – die Arcadia würde also mit seinem Geld wieder flottgemacht werden –, und dann fiel ihm plötzlich Walter ein, das Begräbnis und der kalte, peitschende Regen, der ohne Unterlaß gefallen war, während sie den Sarg hinabgelassen hatten. Tom Crane war dagewesen, hatte halb ertrunken gewirkt, und eine große Blondine ohne Brüste und mit einer Nase wie eine Sprungschanze, die wohl Walters Frau sein mußte. Mardi war auch aufgekreuzt, obwohl sie nicht geruht hatte, mit ihrem Vater zu kommen – oder sich neben ihm sehen zu lassen. Sie hatte sich am anderen Ende der Gruppe aufgestellt, die um das Grab versammelt war, unter einem durchlöcherten Sonnenschirm bei einer zerlumpten Horde von Hippies – darunter dieser Puertoricaner, mit dem sie dauernd herumrannte, und ein Negerkerl, der angezogen war wie der Narr in König Lear . Es

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