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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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seine neuen Dichtungen vortrug, bevor sie einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden. Den Anfang machten die etwa zeitgleich entstandenen »Epoden« und »Satiren«. In den »Epoden«, einer aus Griechenland stammenden Kunstform, bei der kürzere und längere Zeilen im Wechsel zu einer Strophe verbunden wurden, reflektierte Horaz auch über Themen der großen Politik. Als Reaktion auf die damals noch anhaltenden Bürgerkriege empfahl er in einer Epode den Menschen die Auswanderung auf die Insel der Seligen. Je stabiler die innenpolitische Lage wurde, desto mehr wandte er sich aber gesellschaftlichen und alltäglichen Themen zu. In den Satiren mokierte sich Horaz, gemäß seiner Devise, »lächelnd die Wahrheit zu sagen«, über manche menschliche Schwäche der Zeitgenossen, ließ dabei aber auch ein gehöriges Maß an Selbstironie herausklingen. 23 v. Chr. veröffentlichte er schließlich die ersten drei Bücher seines lyrischen Hauptwerkes. Die »Oden« oder »Carmina«, also »Lieder«, waren ebenfalls nach griechischem Vorbild gestaltet, doch erhob Horaz diesmal den Anspruch, in ihnen die Synthese von lateinischer Sprache und römischem Denken mit dem Geist griechischer Literatur verwirklicht zu haben.
    ›Errichtet habe ich ein Monument, das Erz überdauert, das den majestätischen Bau der Pyramiden überragt, welches nicht der nagende Regen noch der Nordwind zügellos vermag zu zerstören oder unzählbar der Jahre Folge und der Zeiten Flucht.‹
    Horaz
    Im Gegensatz zu den Satiren behandelte der Dichter hier »hohe« und »strenge« Themen, die zum philosophischen Nachdenken über die Welt anregen sollten. In den Jahren nach 20 v. Chr. entwarf Horaz die »Epistulae«, die »Briefe«, bei denen er die griechische Tradition des Kunstbriefes als die Tradition eines Mediums dichterischer Produktion aufgriff und auf diese Weise seine Ansichten über Moral, Philosophie und Literatur darlegte. Ergänzt wurden die Briefe durch eine mit leichter Hand geschriebene Abhandlung über die Dichtkunst, die »Ars poetica«.
    DIE SATIRENDICHTUNG VON HORAZ
    Die Satire ist, nach Ansätzen in der griechischen Dichtung, im Wesentlichen römisch-lateinischen Ursprungs. Zuerst erscheint sie bei Lucilius im 2. Jahrhundert v. Chr., bevor sie in erneuerter Form von Horaz als literarisches Stilmittel aufgegriffen wird. In den zwei Büchern, die bei ihm die Bezeichnung »Sermones«, also »Gespräche«, tragen, greift er niemanden persönlich an, sondern wandelt die große Schärfe des Lucilius vielmehr in Selbstironie. Er schildert viele autobiografische Situationen mit freundlicher und bisweilen schalkhafter Kritik, wobei er deren Bewertung weitestgehend dem Leser überlässt, allerdings nicht ohne anzuführen, wie und warum er sich so und nicht anders entschieden habe. Der Plauderton, in dem die Gedichte bewusst gehalten sind, täuscht nicht über den Ernst der Frage nach der Lebensführung hinweg. In Anlehnung an die »Sermones« können die zwei in Hexametern verfassten Bücher, die »Episteln«, gelesen werden: Das erste Buch behandelt ebenfalls die Fragen der Lebensgestaltung, während das zweite ganz Horazens Reflektionen über die Dichtkunst gewidmet ist, was auf die metrische Form der Satiren verweist.
    DICHTER UND KAISER
    Während dieser Jahre unermüdlichen Schaffens hatten sich die politischen Verhältnisse in Rom grundlegend gewandelt. Die lange Zeit der Bürgerkriege war durch den Sieg Octavians über seinen Rivalen Marcus Antonius und dessen Verbündete, die ägyptische Königin Kleopatra, bei Aktium 31 v. Chr. beendet worden. Unter dem Namen Augustus begründete Octavianus nun eine moderate Form der Monarchie. Über Maecenas, der ein enger Freund des Kaisers war, hatte auch Horaz direkten Kontakt zu Augustus. In seinen Gedichten hat er nicht mit Lob für den Herrscher gespart. Schon nach dem Sieg bei Aktium hatte er eine Ode mit den Worten »Jetzt muss getrunken werden« eingeleitet und den Erfolg über Kleopatra und Antonius in hymnischer Form gefeiert. Doch war Horaz nicht der opportunistische Hofpoet, als den man ihn immer wieder charakterisiert hat. Mochte er auch finanziell vom Augustus-Freund Maecenas abhängig gewesen sein, so bewahrte er sich doch seinen kritischen Geist. Die Wertschätzung für Augustus beruhte einzig und allein auf dem Umstand, dass er die Zeit der Bürgerkriege beendet und den ersehnten Frieden gebracht hatte. Solange Augustus »Hüter der Welt« sei, formulierte der Dichter, »stören

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