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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

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Autoren: Franziska Steinhauer
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an vermuteten wir einen Zusammenhang mit Voodoo. Das
war nicht richtig, aber auch nicht völlig falsch. In Baden-Württemberg wurde vor
einiger Zeit ein Menschenhändlerring zerschlagen, und es ist nicht auszuschließen,
dass diese Gruppe nun auch bei uns aktiv geworden ist. Gibt es Hinweise darauf,
dass im Milieu illegal eingereiste Haitianerinnen arbeiten?«, eröffnete Nachtigall.
    »Nun ja«, antwortete ein bulliger Kollege.
»Überall, wo Bordelle betrieben werden, ist besondere Aufmerksamkeit angebracht.«
    »Wie sieht es mit dem ›L’Amour‹ aus?«
    »Da haben wir gerade eine Überprüfung der
Einreisepapiere vorgenommen. Alles in Ordnung.«
    »Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit«,
mischte sich ein anderer ein. »Wir gehen davon aus, dass Frau Alvarez ihre Frauen
irgendwo versteckt. Wir versuchen schon seit geraumer Zeit, dieses Haus zu finden,
bisher erfolglos. Von einem Informanten aus der Szene wissen wir, dass Anzeigen
geschaltet und nur ›überprüfte‹ Freier dorthin gebracht werden. Natürlich ist dieser
Kick extrateuer und mit allen Freiheiten.«
    »Ohne Gummi, und auch sonst alles erlaubt?«,
fragte Wiener.
    »Ja, genau so!«
    »Die Frauen sind in einer schrecklichen
Situation. Wenn sie sich wehren, passieren Dinge, die sie nicht beeinflussen können.
Womöglich droht man ihnen auch damit, der Familie auf Haiti Probleme zu machen.
Und hier müssen sie tun, was von ihnen verlangt wird. Zur Polizei können sie nicht,
erstens sind sie illegal hier, und zweitens greift auch dann der Voodoo-Zauber.«
Nachtigall war entsetzt. »Wenn ihr eine Razzia durchführt, wie überprüft ihr dann,
ob die Frauen legal hier sind?«
    »Wir checken ihre Ausweise.«
    »Ist aber manchmal schwierig. Die sehen
doch alle gleich aus!«, rief eine jugendliche Stimme und erntete für diesen Beitrag
lautes Gelächter.
    Nachtigall spürte den Ärger aufschäumen.
    » Lass diese dummen Sprüche! Im Klartext
bedeutet das, ihr überprüft den Ausweis und wisst aber nicht sicher, ob die Frau
zu dem Bild passt?«, fragte er mit unterdrückter Wut.
    »Na ja. Meist erkennen wir das dann schon«,
räumte der Kollege zerknirscht ein.
    »Es könnte aber sein, dass ihr bei den Razzien
die immer gleichen Papiere vorgelegt bekommt, die Frauen aber jeweils andere sind?«
    »Theoretisch.«
    »Ich sehe meinem Führerscheinfoto auch nicht
ähnlich – dennoch hat es bei Kontrollen noch nie Nachfragen gegeben«, warf der Blonde
ein.
    »Bei Frau Ramona Alvarez wohnt zurzeit eine
Serafine Marquez. Vielleicht führt die junge Frau uns weiter. Das Problem besteht
darin, dass sie immer, wenn sie unterwegs ist, den Barkeeper als Aufpasser dabeihat.
Wenn wir mit ihr allein sprechen könnten, wäre es uns eher möglich, ihr Informationen
zu entlocken.«
    »Wir wissen doch bisher gar nicht, ob es
dieses Versteck tatsächlich gibt«, mahnte ein Kollege. »Wenn das nur das Hirngespinst
eines Freiers ist, dann erfahren wir von dieser Serafine gar nichts. Wie auch immer
– Frau Alvarez wäre gewarnt. Damit bin ich nicht einverstanden!«

67
     
    Bengabo war besorgt.
    Serafine wollte ihn am Nachmittag treffen.
Geplant war ein Spaziergang an der Spree, wo ein schmusendes Pärchen nicht aufgefallen
wäre. Danach – doch daran zu denken war müßig.
    Serafine hatte ihn versetzt.
    Bengabo war sich sicher, dass sie diese
Entscheidung nicht freiwillig getroffen hatte.
    Ihr war etwas zugestoßen!
    Leise und, wie er hoffte, völlig unbemerkt,
schlich der Barkeeper in die obere Etage des ›L’Amour‹, die den Damen und ihren
Gästen vorbehalten war. Doch um diese Zeit war hier gewöhnlich niemand anzutreffen.
    Ohne jemandem zu begegnen, erreichte er
Serafines Zimmer am Ende des Ganges.
    Zaghaft klopfte er.
    Keine Reaktion.
    Er versuchte es noch einmal, diesmal kräftiger.
    Wieder keine Antwort.
    Sollte er wirklich versuchen, die Tür zu
öffnen? Unentschlossen schwebte seine Hand über der Klinke. Endlich probierte er
es doch.
    Bereitwillig schwang die Tür auf.
    Bengabo sah hinein.
    Das Zimmer war leer.
    Nun war er so weit gegangen – da konnte
er auch eintreten. Geräuschlos schloss er die Tür hinter sich. Wenn ihn jetzt jemand
hier aufstöberte, hätte er trotz seiner sonst zuverlässig funktionierenden Fantasie
ziemliche Probleme, seine Anwesenheit zu erklären.
    Er sah sich um. Nichts Persönliches stand
oder lag auf dem Nachttisch.
    Öffnete Schubladen. Jemand hatte sie ausgeräumt.
    Suchte im Bad nach Hinweisen.
    Doch selbst der Korb mit der

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