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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Angelegenheit ernst.
    »Sicher. Wollen wir zusammen essen?«
    »Nicht nötig. Mir reicht ein Saft oder ein
Tee.«
    So ernst also, dachte Nachtigall bekümmert,
es hatte ihr auf den Magen geschlagen.
    Bestimmt Streit mit Emile. Den jungen LKA-Fachmann
hatte er nie in sein Herz geschlossen. Er war ihm zu gestylt, zu glatt. Nachtigall
konnte nicht verstehen, was seine Tochter an einem Typen fand, der zu jeder Zeit
aussah wie ein Model frisch vom Laufsteg. Und nun war eben doch der befürchtete
Ernstfall eingetreten. Dabei, musste der Hauptkommissar zugeben, war es ihm so vorgekommen,
als liebe Emile seine Jule wirklich. Na ja, fiel ihm dann ein, vielleicht war die
Liebe bei ihr nicht so stark, wie er angenommen hatte.
    Conny! Er musste mit Conny sprechen. Seit
Monaten schon versuchte er, die neue Frau in seinem Leben dazu zu überreden, zu
ihm zu ziehen. Die Katzen waren einverstanden, doch Conny zögerte noch. Sie wollte
ihre Unabhängigkeit nicht verlieren, wusste er, doch würde sie einen Umzug zu ihm
überhaupt noch in Erwägung ziehen, wenn Jule wieder bei ihm wohnte? Möglicherweise
empfände sie das Reihenhaus in Sielow als zu eng.
    Natürlich war denkbar, den Nachtigall’schen
Haushalt in Connys Haus zu verlegen. Das war geräumiger. Aber, verwarf er den Gedanken,
Jule käme sich dort wie ein ungebetener Gast, ja, wie ein Fremdkörper vor. Das wollte
er vermeiden. Nach der gescheiterten Beziehung zu Emile sollte sie sich zu Hause
erholen.
    Seine Überlegungen begannen, um die Zusammenarbeit
mit dem Profiler an seinem aktuellen Fall zu kreisen. Die Ermittlungen durften nicht
darunter leiden, dass sein Verhältnis zu Couvier getrübt war. Das würde er nicht
zulassen. In den letzten Jahren hatten sie viele Fälle gemeinsam gelöst, und Nachtigall
musste, wenn auch widerwillig, einräumen, dass der junge Mann dabei gute Arbeit
geleistet hatte.
    Aber seine kleine Tochter würde nun seinen
Trost brauchen.
    Und den sollte sie auch bekommen!
    Außerdem war ja nicht gesagt, dass Conny
sich überhaupt an der Anwesenheit von Jule stören würde – vielleicht fand sie es
sogar ganz angenehm.

21
     
    Beate Michaelis wohnte in einer Etagenwohnung.
    Die alte Villa, erklärte sie Nachtigall
und Skorubski, gehöre ihrer Tante und sie dürfe hier mietfrei wohnen.
    Die beiden Ermittler sahen sich beeindruckt
um. Die Räume waren mehr als drei Meter hoch, Stuck an den Decken, Parkettboden.
    »Sicher sehr angenehm, hier wohnen zu können.
In der Nähe von Uni und Bibliothek und doch ruhig.«
    »Ja. Was kann ich für die Polizei tun?«,
fragte sie in unfreundlichem Ton.
    »Wie Sie wahrscheinlich schon wissen, wurde
Claudine Caro ermordet.«
    »Ja, das habe ich gehört.«
    Die schlanke Frau bat Nachtigall und Skorubski
ins Wohnzimmer und bot ihnen Platz auf der Couch an.
    Leise Musik erfüllte den Raum, leicht und
körperlos schwebten die Klänge einer virtuos gespielten Panflöte durch das Zimmer.
Nachtigall registrierte in der Ecke eine Art Altar. Beate hatte vor einem Foto Claudines
eine Kerze entzündet und eine weiße Rose danebengestellt.
    In der Mitte stand ein kleiner runder Tisch
mit einem samtigen Überwurf, darauf träumte eine Kristallkugel. Ah, deshalb auch
die Gipsykleidung, die großen Goldkreolen und Armreifen, erkannte Nachtigall. Beate
war eine Wahrsagerin.
    »Ja, ich kann in die Zukunft blicken«, bestätigte
Beate seinen unausgesprochenen Gedanken. »Aber Claudine hielt das für Jahrmarktszauber.«
    »Konnten Sie ihren Tod auch vorhersehen?«
    »Ja. Ich habe sie gewarnt. Die Kugel zeigte
mir, wie das Dunkel immer näher rückte. Doch Claudine lachte mich aus. Ihr Dunkel
sei für meine Augen unsichtbar, behauptete sie.« Beate wischte eine Träne von ihrer
Wange, und Nachtigall fragte sich, was hier echt und was Schauspiel war.
    »Sie war Ihre Freundin?«
    »Ja – sie war vielleicht sogar meine beste
Freundin. Mit ihr schien das Leben bunt zu werden, als habe die Sonne eine Möglichkeit
gefunden, direkt auf sie zu scheinen. Sie war fröhlich, konnte unglaublich ansteckend
lachen und ausgelassen sein.«
    »Sie schien Ihnen nicht bedrückt?«
    »Manchmal. Aber wer steht schon immer in
der Sonne? Meist jedoch war sie unbeschwert.«
    Beate stand auf und zog eine Schublade auf.
Sie kehrte mit einem Fotoalbum zu den beiden Kripobeamten zurück.
    »Sehen Sie selbst. Wir haben in den Semesterferien
viele Ausflüge gemacht – und ich habe sie gerne fotografiert.«
    Erstaunt entdeckten Nachtigall und Skorubski
eine

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