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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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eine unbedeutende Kleinigkeit.
    Holger Mahler knirschte mit den Zähnen.
    »Das dürfen Sie gar nicht! Er hat ein Alibi.«
    Rasch trat er hinter seinen Schreibtisch
und reichte Nachtigall eine lange Namensliste.
    »Zunächst einmal steht Ihr Willi unter Mordverdacht.«
     
    »Und nun besuchen wir mal unseren geschwätzigen Zeugen!«
    »Ja. Wo wohnt dieser Jakob Stegmann?«, fragte
Skorubski und startete den Wagen.
    »Friedrich-Ebert-Straße. Ich bin sicher,
der hat sich zu Hause verschanzt. Mal sehen, ob wir ihn überreden können, mit uns
zu sprechen.«
    Peter Nachtigall vergewisserte sich bei
Michael Wiener, dass Stegmann noch immer nicht erreichbar war, die Streife ihn nicht
angetroffen und seitdem vor dem Haus Posten bezogen hatte. Dann würde der Zeuge
wenigstens sehen, dass sie präsent waren. Vielleicht würde ihm das etwas von seiner
Angst nehmen.
    »Ich bin sicher, dass er längst weiß, was
für einen schrecklichen Fehler er gemacht hat. Ich jedenfalls würde ganz schön zittern«,
meinte Skorubski und steuerte Richtung Innenstadt.
    Vor dem ›Café Yellow‹ stellten sie den Wagen
ab, nickten den Kollegen im Streifenwagen kurz zu und klingelten bei Stegmann.
    Erst nach ihrem vierten Versuch meldete
sich zaghaft eine Stimme.
    »Ja?«
    »Kriminalpolizei. Peter Nachtigall. Sie
kennen mich, Herr Stegmann. Ich stelle mich auf die Straßenbahngleise, dann können
Sie mich sehen.«
    »Gut«, hauchte die Stimme.
    Es knackte in der Leitung.
    Nachtigall trat auf die Straße zurück und
beobachtete, wie an einem der Fenster ein Vorhang bewegt wurde. Das Ergebnis der
Überprüfung schien den Bewohner der Wohnung beruhigt zu haben, denn wenige Augenblicke
später ertönte der Summer.
    »Welch ein Glück«, seufzte Jakob Stegmann
erleichtert und öffnete den beiden Kriminalbeamten die Tür.
    Rasch drängte er sie in den engen Flur und
schloss zweimal hinter ihnen ab. Peter Nachtigall musterte seinen Zeugen und kam
zu dem Ergebnis, der junge Mann sähe schlecht aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen,
die Wangen waren eingefallen, und ein permanentes, nervöses Zucken am Auge sorgte
für einen gestressten Eindruck.
    »Ihnen geht es nicht gut?«
    »Nein! Wie denn auch?«
    Stegmann schob seine Besucher in ein kleines
Wohnzimmer.
    »Seit dieser vermaledeite Artikel erschienen
ist, klingelt bei mir das Telefon ohne Unterlass. An der Tür läutet es, mein Anrufbeantworter
ist voll übler Schmähungen. Es ist entsetzlich. Sie nennen mich ein Lügnerschwein
und drohen mir mit Schlachtung!«, sprudelte es aus dem unglücklichen Mann heraus.
Nachtigall tat er fast leid.
    »Nun sind wir ja da. Es kann Ihnen nichts
passieren. Vielleicht wäre es besser gewesen, Sie hätten uns und nicht der Presse
von Ihrer Beobachtung erzählt«, tadelte er den kopflosen Zeugen.
    »Aber genau das ist es doch! Ich habe ja
gar niemanden gesehen«, stieß Jakob Stegmann hervor und wischte sich mit einem Taschentuch
den Schweiß von der Oberlippe.
    »Sie haben doch aber in dem Artikel behauptet,
den Täter so genau gesehen zu haben, dass Sie ihn sogar bei einer Gegenüberstellung
wiedererkennen könnten«, mischte sich nun auch Albrecht Skorubski ein.
    »Ja – aber das war alles ganz anders. Ich
habe da mit diesem Reporter bei einem Bier gesessen, und er hat gefragt. Ich habe
immer mehr geantwortet, er hat sich gefreut. Zunächst habe ich mir gar nichts dabei
gedacht, ich bin da so reingeschlittert. Ich habe aber in Wahrheit nichts gesehen«,
gab der Zeuge kleinlaut zu.
    »Warum haben Sie dann diesem Reporter gegenüber
so viele Details preisgegeben? Sie haben sich das ausgedacht?« Nachtigall war fassungslos.
»Warum?«
    »Weil ich ihm interessant erscheinen wollte«,
gab Stegmann beschämt zu. »Ich wollte auch mal in der Zeitung stehen, jemand sein,
der toll und mutig ist. Ich habe irgendwie die Kontrolle verloren.« Der Zeuge seufzte
tief. »Mein Gott. Mein Leben ist so langweilig.«
    »Das war aber nicht nur gelogen, sondern
auch noch verdammt leichtsinnig. Stellen Sie sich vor, man hätte Ihnen einen Brandsatz
in die Wohnung geworfen. So dumm sehen Sie doch gar nicht aus – Sie hätten sich
über die Folgen im Klaren sein müssen!«
    »Das Bier, die Stimmung – ich weiß, es war
blöd.«
    »Und wieso konnten Sie dann einen der rechten
Schläger so genau beschreiben?«
    »Willi ist der Freund meiner Cousine.«

22
     
    Haiti
     
    Der Priester hielt mit den Gästen seines heutigen Rituals
Einzug in den Humfo.
    Ängstlich zusammengedrängt,

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